Überblick über Risiken

Thermische Gefährdungen am Arbeitsplatz

Dennis L.

Thermische Gefahren sind bei der Arbeitssicherheit oft unterschätzt. Doch welche Risiken und Präventionsmöglichkeiten gibt es? )kcotS ebodA0352gnot(Foto: © 

Thermische Gefährdungen am Arbeitsplatz umfassen ein breites Spektrum von Risiken, einschließlich Verbrennungen durch heiße Oberflächen und Erfrierungen durch Kälteexposition. Der Überblick beleuchtet präventive Maßnahmen, wie die Kennzeichnung gefährdeter Bereiche und die Bereitstellung von Schutzausrüstung, die essentiell für die Sicherheit sind. Weiterhin werden die Bedeutung von Aufklärung und regelmäßigen Schulungen hervorgehoben, um das Bewusstsein und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter zu stärken. Effektive Prävention reduziert nicht nur das Risiko für Unfälle, sondern trägt auch zur Aufrechterhaltung der Produktivität und der Gesundheit am Arbeitsplatz bei.

Eine wichtige Aufgabe des Arbeitgebers ist es, für umfassenden Schutz seines Teams bei der Ausübung von Arbeitstätigkeiten zu sorgen. Die potenziellen Gefährdungen sind in unterschiedliche Bereiche unterteilt. Ein wichtiger Bereich sind die thermischen Gefahren.

Von thermischen Gefahren wird gesprochen, wenn der Umgang mit Arbeitsmitteln zu Verbrennungen oder Erfrierungen führen kann. Sowohl beim Betreten der Kühlkammer bis hin zur Bedienung der Hochleistungsmaschine gibt es hier viele Risikoquellen.

Nachfolgend liefern wir einen Überblick zu den Gefahren und den Möglichkeiten der Prävention thermischer Risikofaktoren.

Gefahren durch heiße Oberflächen und Abhilfe durch Kennzeichnung

Bauteile von Anlagen und Maschinen werden bei langfristigem Betrieb heiß und müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Nur so lassen sich Verbrennungen durch Unachtsamkeit oder Nichtwissen zuverlässig vermeiden. Die effizienteste Lösung wäre die Verhinderung von Verbrennungen, Maßnahmen wie Isolierungen oder Absperrungen lassen sich jedoch nicht immer umsetzen.

Mit Awareness für das eigene Verhalten ist es dennoch möglich, in einem sensibilisierten Team das Risiko zu reduzieren. Warnschilder sind international verständlich und unabhängig von der Sprache einsetzbar.

Herausforderung für den Arbeitgeber: Die thermische Gefahr korrekt einzuschätzen. Je nach Material entsteht Verbrennungsgefahr bereits weit unterhalb der Grenze von 100 Grad. Die nachfolgende Übersicht dient der Orientierung, ab wann Hautverbrennungen bei unsachgemäßem Kontakt möglich sind:

  • Holz: Verbrennungen entstehen bei direktem Kontakt mit Holz erst, wenn eine Temperatur von 128 Grad erreicht ist.
  • Kunststoff: Die thermische Gefahr von echten Hautverbrennungen ist ab einer Temperatur von 91 Grad gegeben.
  • Stein, Glas, Keramik: Hier droht bereits ab 84 Grad Verbrennungsgefahr und es bedarf präventiver Maßnahmen.
  • Metall: Die niedrigste Temperaturschwelle weist Metall auf, Verbrennungen sind bereits ab einer Temperatur von 67 Grad möglich.

Um zuverlässig vor thermischen Gefahren im Maschinen- und Anlagenbetrieb zu schützen, bedarf es Warnschilder. Diese müssen gut sichtbar an der Anlage angebracht werden. Je nach Wärmeentwicklung ist es wichtig, dass die Schildart zur Umgebung passt. Folierte Aufkleber können beispielsweise Temperaturen von bis zu 150 Grad aushalten, ein Kunststoffschild eignet sich hingegen nur bis zu 70 Grad.

Gefährdungen durch heiße Medien und ihre Auswirkungen auf Betroffene

Nicht nur durch Maschinen und Anlagen geht eine thermische Gefahr aus, auch gasförmige und flüssige Stoffe können zu schweren Verbrennungen führen. Generell bergen verschiedene Situationen Gefahren und müssen durch präventive Maßnahmen vermieden werden:

  • Die unachtsame Berührung heißer Griffe, Ventile, Handräder oder anderer Oberflächen.
  • Der direkte Kontakt mit Heißdampf, Flüssigkeiten oder anderen heißen Stoffen.
  • Verbrennungen durch Kontakt mit offenen Flammen in Brennöfen etc.
  • Spritzkontakt durch heiße Medien, aufgrund von unzureichendem Schutz.
  • Versehentliche Berührungen heißer Oberflächen wie Brennöfen, Behälter, Rohre.

Verringerung der Kontaktfläche: Falls möglich, lassen sich durch Maßnahmen wie Noppen, Rippen oder Aufrauen die Kontaktpunkte reduzieren. Bei einer glatten Struktur sind die Verbrennungsgefahren höher.

  • Stellteile austauschen: Hitzeresistente Griffe, Ventile oder Handräder schützen vor ungewollten Zwischenfällen und Verbrennungen.
  • Isolierung: Bauteile wie Rohrleitungen können mit einer Isolierung versehen und so geschützt werden.
  • Geschlossene Systeme: Im Umgang mit heißen Medien ist der Einsatz von geschlossenen Systemen ohne Spritzgefahr wichtig.
  • Temperatursenkung: Wo es möglich ist, sollte die Oberflächentemperatur effizient gesenkt werden. Falls diese Option nicht besteht, können nicht benötigte Teile hinter einer Absperrung positioniert werden.
  • Schutzausrüstung: Die Verwendung von Hitzeschutzhandschuhen und anderer Schutzausrüstung sorgt dafür, dass Mitarbeiter ohne Gefahren mit heißen Oberflächen und Materialien arbeiten können.

Nicht nur heiße Medien und Oberflächen sorgen für thermische Gefahren, sondern auch kalte Strukturen. Die Auswirkungen können ebenso langfristig sein wie bei akuten Verbrennungen durch Hitze.

Gefahren und Umgang mit kalten Medien im Betrieb

Beim Gedanken an eine Verbrennung haben die meisten Menschen Hitze und Feuer im Kopf. Tatsächlich können auch Erfrierungen paradoxerweise Verbrennungssymptome auslösen, die Gefahren sind ähnlich hoch. Mit kalten Oberflächen und entsprechenden Medien kommen Mitarbeiter bei Prozessen wie der Gefriertrocknung, aber auch beim Umgang mit Trockeneis, Kältemitteln und Gasen in Kontakt. Auch der Transport von Gefriergut birgt Risiken, die sich durch Prävention oft vermeiden lassen.

Ob und wann ein Hautkontakt mit einer kalten Oberfläche oder einem entsprechenden Medium gefährlich wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Die Temperaturübertragung des Materials
  • Struktur, Material und Beschichtung der betroffenen Oberfläche
  • Die tatsächliche Oberflächentemperatur
  • Kontaktdauer
  • Nutzung von Schutzausrüstung oder nicht

Die nachfolgende Auflistung zeigt, ab welchen Temperaturen bei verschiedenen Materialien Beschwerden auftreten. Dabei wird immer ein 10-sekündiger Kontakt zwischen Haut und jeweiliger Oberfläche vorausgesetzt:

  • Holz: Erfrierungen und Taubheit sind hier nicht zu erwarten, ab -10 Grad treten jedoch Schmerzen auf.
  • Stein: Schmerz kommt schon bei + 3,5 Grad auf, Taubheit zeigt sich ab einer Temperatur von -15 Grad. Beträgt die Oberflächentemperatur nur noch -18,5 Grad, sind ernsthafte Erfrierungen zu erwarten.
  • Stahl: Bereits ab 15 Grad kommt es zu Schmerzen, ab -1 Grad treten Taubheitsgefühle auf. Kühlt Stahl auf -12,5 Grad herunter, ist mit Erfrierungen zu rechnen.
  • Aluminium: Ähnlich wie bei Stahl entstehen ab 15 Grad bereits Schmerzen, Taubheit ist ab drei Grad üblich. Sinkt die Temperatur auf -7 Grad, sind Erfrierungen nach zehn Sekunden zu beobachten.

Präventive Maßnahmen zum Schutz vor thermischen Kältegefahren

In der Metall- und Holzindustrie sind die Unfallzahlen besonders hoch, thermische Risiken durch Hitze steigen hier je nach Branche an. Kältegefahren ergeben sich hingegen eher in der Lebensmittellagerung und im Transportwesen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Ausstattung aller Mitarbeiter mit persönlicher Schutzausrüstung, die den DIN-Normen EN 511 sowie 342 entspricht. Darüber hinaus tragen nachfolgende Maßnahmen dazu bei, die Auswirkungen von Kälte auf Arbeitnehmer zu reduzieren:

  • Nutzung von wärmeisolierenden Arbeitsflächen, Fußbodenbelägen und Fahrersitzen bei Transporten
  • Einsatz beheizbarer Werkzeuggriffe, Stand- und Sitzflächen
  • Reduktion der Kontaktdauer und/oder Anhebung der Oberflächentemperatur
  • Hilfsmittel zum Transport und Umschlag kalter Produkte und Trockeneis
  • Aufwärmräume mit einer Mindesttemperatur von 21 Grad für Mitarbeiter
  • Strenge Einhaltung der maximalen Expositionszeiten für Kälte und der Aufwärmzeiten

Schulungen im Umgang mit thermischen Gefahren nicht vernachlässigen

Im Arbeitsschutzgesetz sind zahlreiche Maßnahmen und Vorschriften festgeschrieben, wie Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer vor Gefahren schützen müssen. Jegliches Risiko lässt sich aber nicht vermeiden, insbesondere im Umgang mit thermischen Stoffen. Hitze- und Kältequellen bergen grundsätzlich die Gefahr von Verletzungen, sofern der Umgang mit den jeweiligen Risiken nicht ernst genommen wird. Viele Unfälle sind vermeidbar und nicht immer trägt der Arbeitgeber durch mangelnden Schutz Schuld daran.

Die Nichteinhaltung der Schutzvorschriften ist eine große Herausforderung für Arbeitgeber, da sie zur Umsetzung verpflichtet sind. Verletzt sich der Arbeitnehmer, muss der Arbeitgeber nachweisen, dass sämtliche Schutzvorkehrungen getroffen wurden und Aufklärung erfolgte. Handelt der Arbeitnehmer selbst fahrlässig, ist der Arbeitgeber nicht haftbar zu machen.

Verletzungen durch thermische Reize sind auch für Arbeitnehmer nicht erstrebenswert, Selbstüberschätzung ist hier ein großes Problem. Um solche Risiken zu vermeiden, ist Aufklärung die beste Lösung. Das gilt für neue Mitarbeiter, aber auch für Bestandspersonal, das bereits seit vielen Jahren am gleichen Arbeitsplatz im Einsatz ist.

Regelmäßige Schulungen im Umgang mit kalten und heißen Gefahrenquellen sind Pflicht. Dabei ist auch zu beachten, dass die Inhalte für jeden Mitarbeiter verständlich rübergebracht werden. Internationale Teams profitieren von mehrsprachigen Schulungen, um Awareness bei jedem Glied der Mitarbeiterkette sicherzustellen.

Präventive Maßnahmen schützen zuverlässig vor thermischen Gefahren

Schutzkleidung, Aufklärung und Warnhinweise sind die Basics für einen effizienten Schutz vor thermischen Gefährdungen. Je nach Art der Gefahrenquelle sind weitere Maßnahmen sinnvoll. Manche Quellen lassen sich außer Reichweite der Mitarbeiter bringen, andere wiederum durch kleine Optimierungsmaßnahmen entschärfen.

Obwohl präventive Maßnahmen Kosten verursachen, sind sie effektiver als die Behandlung von Unfällen. Diese führen zu Ausfallzeiten, eventuellen Schadenersatzforderungen und Verlust der Reputation bei neuen Bewerbern und anderen Mitarbeitern. Prävention statt Reaktion ist im Umgang mit thermischen Substanzen und Oberflächen das Maß aller Dinge.

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