Versicherungslücke

Nur die Hälfte der Häuser gegen Elementarrisiken versichert

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Eine aktuelle Studie offenbart, dass in Deutschland nur etwa jedes zweite Haus gegen Elementarrisiken versichert ist. Vertiefende Einblicke in die regionalen Versicherungsunterschiede und die kritische Rolle des Elementarschutzes im Kontext steigender Naturgefahren. Experten analysieren die Herausforderungen und präsentieren Ansätze zur effektiven Risikoabsicherung. )kcotS ebodAkitsnor(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Nur jedes zweite Haus ist gegen Elementarrisiken versichert
  • Regionale Unterschiede beeinflussen Versicherungsschutz
  • Elementarschutz ist essenziell für umfassende Absicherung

Welche Konsequenzen bergen Naturkatastrophen für Wohngebäude? Die aktuelle Lage der Wohngebäudeversicherung in Deutschland zeigt eine bemerkenswerte Schutzlücke bei Elementarrisiken. Eine aktuelle Untersuchung beleuchtet, wie eine ungenügende Absicherung gegen solche Gebäudeschäden das Risiko für Immobilienbesitzer erhöht und stellt die Bedeutung eines adäquaten Elementarschutzes heraus.

Köln (Deutschland). Die Wohngebäudeversicherung in Deutschland befindet sich in einer Phase der Anpassung und Entwicklung, die wesentlich durch die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Inflation und steigende Preise im Baugewerbe wirken sich nicht nur auf neue Bauvorhaben aus, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf die Kosten für bestehende Wohngebäudeversicherungen. Ab 2023 ist ein Anstieg des Anpassungsfaktors für Beiträge in der Wohngebäudeversicherung um etwa 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu erwarten. Dieser Anstieg ist eine direkte Folge der gestiegenen Kosten im Baugewerbe, die die Versicherer dazu zwingen, ihre Beiträge anzupassen, um eine Unterversicherung zu vermeiden.

Ein wichtiger Aspekt der Wohngebäudeversicherung in Deutschland ist der gleitende Neuwert, der eine zentrale Rolle bei der Anpassung der Versicherungskosten spielt. Die Versicherungssumme ist nicht feststehend, sondern passt sich den aktuellen Baukosten für den Wiederaufbau des Gebäudes an. Diese Anpassung erfolgt auf der Basis des Baupreisindex und des Tariflohnindex für das Baugewerbe. Obwohl diese Anpassungen für die Versicherten höhere Beiträge bedeuten, dienen sie dazu, eine Unterversicherung und damit finanzielle Risiken im Schadensfall zu vermeiden. Die Versicherungsbeiträge spiegeln also die aktuellen Baukosten wider, was insbesondere in Zeiten steigender Baupreise und Lohnkosten von großer Bedeutung ist.

In der Praxis bedeutet dies, dass Versicherte für eine Wohngebäudeversicherung, die zuvor 1.200 Euro im Jahr kostete, durch die Indexanpassung von 14,7 Prozent künftig etwa 177 Euro mehr bezahlen müssen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei einer Erhöhung der Kosten für Versicherungsleistungen normalerweise ein Sonderkündigungsrecht besteht. Dies gilt jedoch nicht bei der automatischen Anpassung der Wohngebäudeversicherung an die Indexveränderungen. Ein Widerspruch gegen diese Anpassung kann dazu führen, dass der Versicherungsschutz im Schadensfall nicht mehr alle Kosten abdeckt.

Bedeutung der Wohngebäudeversicherung für Elementarrisiken in Deutschland

Die Wohngebäudeversicherung in Deutschland ist ein essenzielles Instrument, um Eigentümer vor den finanziellen Folgen von Elementarschäden zu schützen. Elementarrisiken umfassen Ereignisse wie Überschwemmungen, Erdbeben, Lawinen, Erdrutsche und weitere Naturgefahren. Die Versicherungspolitik in Deutschland zeigt, dass solche Risiken zunehmend relevant werden. Laut Statistiken des Gesamtverbands der Versicherer und des Deutschen Wetterdienstes nehmen diese Wetterereignisse in Häufigkeit und Intensität zu. Dieser Trend spiegelt sich in einer steigenden Nachfrage nach Elementarschadenversicherungen wider, die als Ergänzung zur Standard-Wohngebäudeversicherung dienen.

Ein zentraler Aspekt bei der Wohngebäudeversicherung gegen Elementarrisiken ist die Tatsache, dass viele Hausbesitzer sich der Risiken nicht bewusst sind oder diese unterschätzen. Besonders in Gebieten, die von Natur aus anfällig für Überschwemmungen oder Erdbeben sind, ist die Absicherung gegen diese Risiken unerlässlich. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bietet Instrumente wie den Hochwasser-Check an, um Hausbesitzern die Einschätzung ihrer Risiken zu erleichtern​​. Zudem führt der klimawandelbedingte Anstieg von extremen Wetterereignissen zu einer Erhöhung der Schäden und damit auch der Versicherungsbeiträge. Die Elementarschadenversicherung deckt dabei eine breite Palette von Schäden ab, die von der Standardversicherung nicht abgedeckt werden, wie Schäden durch Rückstau und bestimmte Überschwemmungsereignisse, und trägt somit entscheidend zur Reduzierung des finanziellen Risikos bei.

In Anbetracht der steigenden Bedeutung von Elementarrisiken ist es für Hausbesitzer ratsam, ihren Versicherungsschutz regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern. Die Entscheidung für oder gegen eine Elementarschadenversicherung sollte auf einer gründlichen Risikoanalyse basieren. Hierbei spielen Faktoren wie die geografische Lage des Gebäudes, historische Schadensstatistiken und individuelle Risikopräferenzen eine wesentliche Rolle. Die Nutzung von Risikobewertungsinstrumenten, wie dem Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS Geo), bietet dabei eine wertvolle Entscheidungshilfe.

Regionale Unterschiede in der Wohngebäudeversicherung gegen Elementarrisiken

In Deutschland zeigen sich deutliche regionale Unterschiede in der Versicherungsdichte gegen Elementarrisiken bei Wohngebäuden. Diese Unterschiede sind historisch, geografisch und durch landesspezifische Regulierungen geprägt. Ein markantes Beispiel ist Baden-Württemberg, wo bis 1993 eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden bestand. Dies führte dazu, dass in Baden-Württemberg eine außergewöhnlich hohe Versicherungsdichte von 94 Prozent für Wohngebäude gegen Elementarschäden besteht. Im Gegensatz dazu sind in anderen Bundesländern, wie beispielsweise Bremen, Hamburg und Niedersachsen, deutlich weniger Gebäude gegen diese Risiken versichert, mit Werten um die 30 Prozent.

Die Versicherungsdichte für die Volldeckung gegen weitere Naturgefahren variiert auch stark zwischen den verschiedenen Bundesländern. Während in Baden-Württemberg historisch bedingt eine hohe Versicherungsdichte herrscht, überschreitet in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Hessen und Sachsen die Versicherungsdichte erst seit Neuerem die 50-Prozent-Marke. Diese regionalen Unterschiede in der Versicherungsdichte spiegeln die variierende Wahrnehmung von und Reaktion auf Elementarrisiken in den verschiedenen Regionen Deutschlands wider.

Die regionale Disparität in der Versicherung gegen Elementarrisiken wird auch durch die unterschiedliche Aussetzung an Naturgefahren verstärkt. Je nach Bundesland und Risikogebiet sind Gebäude verschiedenen Naturgefahren ausgesetzt, und die reguläre Gebäudeversicherung deckt in der Regel nur Schäden durch Sturm und Hagel ab. Somit ist für einen umfassenden Schutz gegen alle Naturgefahren eine Elementarschadenversicherung unerlässlich. Diese Notwendigkeit wird durch die steigenden Regulierungskosten für Naturschäden deutlich, die im Jahr 2021 ihren Höhepunkt erreichten.

Elementarschutz als wichtiger Bestandteil der Wohngebäudeversicherung

Der Elementarschutz in der Wohngebäudeversicherung ist eine wesentliche Ergänzung zum Schutz vor finanziellen Folgen von Naturkatastrophen. Dieser zusätzliche Versicherungsbaustein deckt Schäden durch Naturgefahren wie Überschwemmungen, Erdbeben, Lawinen und Erdrutsche ab. Insbesondere angesichts der steigenden Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse wird der Elementarschutz zunehmend wichtiger. Die Elementarschadenversicherung muss als zusätzlicher Baustein in die Wohngebäude- oder Hausratversicherung integriert werden und kann nicht als separate Versicherung abgeschlossen werden. Dieser zusätzliche Schutz kann jedoch die Versicherungskosten deutlich erhöhen.

Die Absicherung gegen Elementarschäden deckt eine breite Palette von Schäden ab, die in der regulären Wohngebäudeversicherung nicht enthalten sind. Dazu gehören unter anderem Schäden durch Rückstau, die in vielen Tarifen nicht automatisch enthalten sind, sowie Schäden durch Naturereignisse wie Hochwasser und Starkregen. Interessanterweise sind Schäden, die durch Grundwasser entstehen, oft vom Versicherungsumfang ausgeschlossen, es sei denn, das Grundwasser vermischt sich mit Oberflächenwasser. In der Praxis bedeutet dies, dass Hausbesitzer ihre Immobilien und deren Standorte genau bewerten und den Versicherungsschutz entsprechend anpassen sollten. Dabei ist auch eine Selbstbeteiligung zu berücksichtigen, die meist zwischen 10 Prozent des Schadens und einem festgelegten Mindest- und Höchstbetrag liegt.

Für Hausbesitzer, die sich für den Abschluss einer Elementarschadenversicherung entscheiden, ist es wichtig, den Umfang des Versicherungsschutzes genau zu prüfen und sicherzustellen, dass der Versicherungsschutz ihren individuellen Bedürfnissen entspricht. Bei der Wahl des Versicherungsschutzes sollte auch der Wert des Hauses berücksichtigt werden, insbesondere wenn bauliche Veränderungen vorgenommen wurden. Die Wahl des richtigen Versicherungsschutzes kann durch den Vergleich verschiedener Angebote über Vergleichsportale erleichtert werden.

Optimierung der Wohngebäudeversicherung durch Expertenberatung

Die Optimierung der Wohngebäudeversicherung durch Expertenberatung ist entscheidend, um den bestmöglichen Schutz und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu gewährleisten. Ein wichtiger Aspekt ist der Anpassungsfaktor, der die Beiträge jährlich verändert und an die steigenden Kosten im Baugewerbe anpasst. Versicherungsnehmer sollten beachten, dass eine automatische Beitragsanpassung in gleitenden Neuwertversicherungen nicht zu einem Sonderkündigungsrecht führt, aber sie sind durch einen Unterversicherungsverzicht vor möglichen finanziellen Risiken geschützt.

Die Beiträge können durch verschiedene Maßnahmen optimiert werden. Dazu gehören die Vereinbarung einer Selbstbeteiligung im Schadenfall oder ein Anbieterwechsel. Bei der Wahl des Versicherers sollten Hausbesitzer die Versicherungsbedingungen genau prüfen, insbesondere ob die Versicherung einen gleitenden Neuwertfaktor enthält und wie sich die Beiträge berechnen. Außerdem ist es ratsam, regelmäßig die Deckungssumme zu überprüfen und anzupassen, insbesondere bei älteren Gebäuden oder nach baulichen Veränderungen.

Expertenberatung kann helfen, die verschiedenen Angebote zu vergleichen und die beste Lösung für die individuellen Bedürfnisse zu finden. Ein Vergleich der Versicherungsbedingungen verschiedener Anbieter und eine genaue Prüfung des Vertrags, einschließlich der Beitragsermittlung, sind entscheidend für einen optimalen Versicherungsschutz. Die Beratung kann auch dabei helfen, das Verständnis für die Besonderheiten der eigenen Versicherung zu verbessern und sicherzustellen, dass alle relevanten Risiken abgedeckt sind.

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