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Viele Branchen suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Während sich die Ansprüche an den Arbeitsplatz ändern, kämpfen viele Unternehmen noch mit Hierarchien und starren Arbeitszeitmodellen. Studien zeigen, dass vor allem KMUs mit offenen Stellen kämpfen und immer mehr zufriedene Mitarbeiter dennoch über einen Jobwechsel nachdenken.
Berlin (Deutschland). Insider sprechen nicht mehr vom Fachkräftemangel, sondern vom "War for Talent". Denn sowohl die Suche nach neuen Arbeitskräften als auch die Mitarbeiterbindung ist so schwierig, wie schon viele Jahre nicht mehr.
Vom Arbeitnehmermarkt profitieren vor allem die qualifizierten Arbeitskräfte. So lassen sich bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Gehalt aushandeln. Hier ist ein mutiges Auftreten im Bewerbungsgespräch gefragt. Um die Forderungen potenzieller Mitarbeiter einschätzen zu können, greifen immer mehr Unternehmen zusätzlich auf Experten zurück.
Der Fachkräftemangel macht sich mittlerweile in den meisten Branchen bemerkbar. Während beispielsweise die IT bereits seit Jahren händeringend nach qualifiziertem Personal sucht, haben immer mehr Unternehmen Probleme bei der Besetzung von offenen Stellen. Eine repräsentative Studie zeigt, dass vor allem KMUs unter dem angespannten Arbeitsmarkt leiden. Jedes zweite befragte Unternehmen gab an, Schwierigkeiten bei der Mitarbeitersuche und -bindung zu haben. Warum gerade KMUs so sehr betroffen sind, lässt sich relativ schnell eruieren. Kleine und mittelständische Betriebe haben oft weniger finanzielle Möglichkeiten als große Konzerne. Daher sind Mitarbeiter-Benefits rar und das Aufgabenfeld oft etwas eingeschränkt. Kostenloser Kaffee und frisches Obst im Pausenraum überzeugen heutzutage, aber nur noch die wenigsten Arbeitskräfte. Vielmehr wollen neue Talente einen Sinn in ihrem Job sehen. KMUs müssen sich zudem mit Themen wie Homeoffice und Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Starre Hierarchien und veraltete Denkweisen sollten schnellstmöglich über Bord geworfen werden, um künftig ein attraktiver Arbeitgeber sein zu können. In kleinen Betrieben gibt es zudem oft keine HR-Abteilung. Stellenausschreibungen und Bewerbungsgespräche werden oft vom Firmenchef selbst in die Hand genommen. Das kann aber durchaus zum Problem werden. Denn nur die wenigsten Unternehmer können eine Qualifikation in diesem Bereich vorweisen. Wenn der Bewerbungsprozess schon nicht professionell abläuft, schreckt dies potenzielle Mitarbeiter aber eher ab. Für die Mitarbeitersuche wird daher immer häufiger auf Drittanbieter und neue Methoden wie Digitales Recruiting zurückgegriffen. So können KMUs die Mitarbeitersuche an Experten auslagern, ohne selbst eine eigene HR-Abteilung im Betrieb zu haben.
Führungspositionen im Unternehmen können entweder durch externes Personal oder durch interne Beförderungen nachbesetzt werden. Hier kann es sich in Zeiten des Fachkräftemangels durchaus lohnen, wenn Unternehmen langfristig denken. So kann bereits Azubis eine langfristige Perspektive geboten werden. Die interne Nachbesetzung hat natürlich gleich mehrere Vorteile. Für die Mitarbeiter besteht die Möglichkeit, die Karriereleiter ohne Jobwechsel zu erklimmen. Gleichzeitig geht möglichst wenig Wissen verloren, wenn Führungspositionen intern nachbesetzt werden können. Natürlich müssen Unternehmen hier bereits perspektivisch denken. Denn nicht jeder Mitarbeiter ist für einen Job im Management oder in einer Führungsposition geeignet. Es gibt auch Personal, das gar keine Karriereansprüche stellt und mit der derzeitigen Jobroutine den beruflichen Schlüssel zu Glück und Zufriedenheit gefunden hat. Karrierewillige Mitarbeiter sollten hingegen bereits früh gefördert werden. Hier bietet es sich an, Seminare für Führungskräfte zu besuchen. Bereits Monate vor dem Wechsel sollte das gemeinsame Arbeiten zwischen derzeitiger und künftiger Führungskraft gefördert werden. So bleiben am Ende möglichst wenig Wissenslücken. Natürlich lässt sich nicht jede Stelle immer intern nachbesetzen. Dennoch leben einige Unternehmen die Philosophie, dass Jobs ab dem mittleren Management nicht extern ausgeschrieben werden. Möglich ist diese Strategie vor allem in großen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern. In KMUs zeigt sich bei der langfristigen Personalplanung zudem eine weitere Schwierigkeit. Bis eine neue Stelle im Führungsbereich frei wird, dauert es oft viele Jahre. Nicht jeder zukünftige Anwärter möchte sich dann auch so lange gedulden.
Dass zufriedene Mitarbeiter wichtig sind, ist kein Geheimnis. Wenn passende Rahmenbedingungen geschaffen werden, sind Teams und einzelne Angestellte meist produktiver und tragen damit eher zum Unternehmenserfolg bei. Auch das Commitment zum Unternehmen selbst kann positiv gestärkt werden, wenn die allgemeine Zufriedenheit hoch ist. Dennoch scheinen zufriedene Mitarbeiter einem Jobwechsel nicht abgeneigt zu sein. Die Arbeitszufriedenheitsstudie 2023 zeigt, dass trotz Rekordergebnissen hinsichtlich der Zufriedenheit rund ein Drittel der Befragten über einen Berufswechsel nachdenkt. Grund dafür könnte der Arbeitnehmermarkt in vielen Branchen sein. Fachkräfte sind in nahezu jedem Unternehmen gefragt und die Jobsuche kann sich als besonders unkompliziert gestalten. Um Mitarbeiter dennoch im Unternehmen halten zu können, muss also zusätzlich die intrinsische Motivation gefördert werden. Unternehmen sind dazu angehalten, flache Hierarchien zu leben und sinnvolle Vorschläge der Mitarbeiter möglichst schnell in den Arbeitsalltag zu integrieren. Wer einen Sinn in seinem Job sieht und gleichzeitig auch noch vom Arbeitgeber gehört, gesehen und ernst genommen wird, denkt dann seltener an einen Berufswechsel.