Robert Klatt
Männer, die im frühen Erwachsenenalter ein Eigenheim besitzen, haben eine höhere Lebenserwartung als Mieter. Der Wert der Immobilie ist dabei nicht entscheidend.
Oxford (England). Die physische und psychische Gesundheit und der Alterungsprozess des Menschen können durch seine Wohnsituation, etwa durch Kälte, Schimmel, Stress und Überbelegung, stark beeinflusst werden. Eine Studie der University of Adelaide hat etwa kürzlich gezeigt, dass Menschen in Mietwohnungen einen schnelleren Alterungsprozess haben. Nun hat Dr. Casey Breen von der University of Oxford untersucht, ob und wie sich der Besitz eines Eigenheims im frühen Erwachsenenalter auf die Lebenserwartung von männlichen US-Amerikanern auswirkt.
Laut der Publikation im Fachmagazin Demography hat der Wissenschaftler dabei entdeckt, schwarze männliche Amerikaner, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurden und bereits früh ein Eigenheim besaßen, eine um 0,36 Jahre höhere Lebenserwartung haben. Bei weißen Altersgenossen ist die Lebenserwartung durch die sozialen und psychologischen Vorteile des Eigenheims sogar um 0,42 Jahre höher als bei der Vergleichsgruppe, die kein Eigenheim besaß.
„Meine Studie zeigt, dass Hausbesitz einen bedeutenden positiven Einfluss auf die Lebenserwartung hat. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass soziale Politiken, die den Zugang zu Eigentum für schwarze Amerikaner gerecht erweitern, helfen könnten, die Lücke in der Lebenserwartung zwischen schwarzen und weißen Männern in den USA zu verringern.“
Breen hat für seine Studie Daten aus den Volkszählungen von 1920 und 1940 analysiert. Diese hat er mit den Sterblichkeitsdaten der Sozialversicherung verknüpft, um die Lebenserwartung von männlichen US-Amerikanern, die im Alter von 24 bis 35 Jahren ein Eigenheim besaßen, zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass der Besitz eines Hauses bei der Vermögensbildung hilft und die Lebenserwartung erhöht. Der Wer der Immobilie hat aber nahezu keinen Einfluss auf die Lebenserwartung.
Breen ist deshalb der Ansicht, dass nicht das im Mittel höhere Vermögen der Eigenheimbesitzer, sondern andere Gründe die höhere Lebenserwartung auslösen, darunter etwa eine stärkere soziale Gemeinschaft, bessere Lebensbedingungen und die psychologischen Vorteile durch den Besitz eines Eigenheims.
„Diese Studie zeigt auch, dass es einen bedeutenden, statistisch signifikanten Unterschied in der Lebenserwartung zwischen Amerikanern gibt, die ein Haus besitzen, und denen, die mieten. Hausbesitzer im frühen Erwachsenenalter leben mit 65 Jahren etwa sechs Monate länger als Mieter.“
Laut Breen zeigen die Studienergebnisse, dass ein höherer Anteil an Immobilienbesitzern bei Minderheiten dabei helfen könnte, die noch immer bestehenden rassischen Unterschiede bei der Sterblichkeit zu reduzieren.
Demography, doi: 10.1215/00703370-11680975