Riesen Geschäft

Digitalisierung erfindet die Glücksspielbranche neu

D. Lenz

Die Digitalisierung erfindet das Glücksspiel neu - gesetzliche Regelungen zum Schutz vor Spielsucht fehlen allerdings bisher. )ed.oilexipnaalrevkein(Foto: © 

Dank der Digitalisierung erlebt das Glücksspiel derzeit einen regelrechten Hype im Internet. Doch wie geht es mit der Glücksspielbranche in Deutschland weiter? Hält der Trend weiter an oder heißt es schon bald rien ne va plus?

Berlin (Deutschland). In Deutschland boomt derzeit die Glücksspielbranche. Anhand der zahllosen Werbebannern im Internet, der großseitigen Zeitschriftenwerbung und den diversen TV-Spots ist dies auch kaum zu übersehen. Zudem locken viele Anbieter mit einem realen Startguthaben. Der Branche scheint es in Deutschland ziemlich gut zu gehen und in der Tat belegen dies auch die Zahlen. Stellt sich die Frage, ob dieser Trend von Dauer ist oder ob gesetzliche Regelungen oder andere Faktoren dem Hype schon bald ein Ende setzen.

Am Ende steht ein dickes Plus

Alleine in Deutschland erwirtschaftet der regulierte Glücksspielmarkt Jahr für Jahr rund 35 Milliarden Euro. Zieht man die Bruttospielerträge ab, also die an Spieler ausgeschütteten Gewinne, so bleiben immer noch Jahresgewinne von etwa zehn Milliarden Euro übrig. Jetzt wird schnell klar, warum dem deutschen Staat viel daran gelegen ist, den Glücksspielmarkt zwar im Zaum zu halten und zu regulieren, ihn aber nicht komplett zu einzuengen.

Nicht nur, dass der Staat durch strengere Regulierungen auf Millionen an Steuergeldern verzichten müsste, mittlerweile ist die deutsche Glücksspielbranche mit 198.000 Beschäftigten auch ein großer Arbeitgeber. Bei Debatten um strengere Gesetze des Glückspielmarktes im Internet spielen diese beiden Faktoren immer wieder eine wichtige Rolle.

Diese Zahlen lassen aber bewusst außer Acht, dass zwischen 60 und 80 Prozent der Einnahmen von spielsüchtigen Menschen stammen. Schätzungen des Bundes gehen davon aus, dass etwa zwischen 200.000 und 400.000 Menschen in Deutschland spielsüchtig sind. Daher steht die Bundesregierung in einer Zwickmühle: Zum einen muss sie aus ethischer Verantwortung diesen Menschen helfen, zum anderen will sie die ökonomischen Interessen vertreten. Er kürzlich wurde diesbezüglich der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) angepasst:

  • Betreiber von Spielhallen dürfen zukünftig eine Mehrfachkomplexe mehr betreiben. Konzessionen sind auf zwölf Automaten begrenzt.
  • Es muss ein Mindestabstand zwischen Berufsschulen und Gymnasien eingehalten werden.
  • Zwischen den einzelnen Spielhallen müssen Mindestabstände eingehalten werden.
  • Spielhallen dürfen nicht mehr als „Casino“ bezeichnet werden, da dieser Begriff die Assoziation von Glamour schafft und der Spielreiz dadurch erhöht werden könnte.

Der Schutz vor der Spielsucht wird in diesen Gesetzesänderungen klar deutlich. Jedoch betreffen die Änderungen nur physische Spielhallen. Von Online-Casinos, die mittlerweile für einen Großteil der Umsätze verantwortlich sind, ist in den Änderungen keine Rede. Dies kritisiert auch die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW), die von großen wirtschaftlichen Schäden und Arbeitsplatzverlusten spricht. Zudem würden diese Maßnahmen kaum die Spielsucht bekämpfen – besonders da es zahlreiche Casino-Angebote im Internet gibt. Stimmt diese Kritik oder ist es eher die Digitalisierung, die den Wechsel von Spielhallen hin zum Glücksspiel im Internet bewirkt?

Blick auf den nicht-regulierten Glücksspielmarkt

Die oben genannten Zahlen beziehen sich alleine auf den regulierten deutschen Glücksspielmarkt. Wie der Staat Spielsüchtige vor dem nicht-regulierten Glücksspielmarkt in Deutschland schützen will, ist noch nicht ganz klar. Hierbei handelt es sich alle Glücksspielanbieter, die nicht im Besitz einer deutschen Glücksspielkonzession sind, aber eine Glücksspielgenehmigung aus einem anderen EU-Land besitzen. Fest steht jedoch, dass der Markt stetig wächst und der Zugang zu diversen Online-Casinos denkbar einfach ist und hier auch der Staat in Zukunft eingreifen wird. Auch wenn sich so die meisten Glückspiel-Apps auf gesetzlich sehr dünnem Eis bewegen, werden sie dank eines Umsatzes von rund sechs Milliarden Euro im Jahr geduldet – noch.

Das große Problem beim Glücksspiel im Internet ist, dass der Nutzer nicht weiß, wem er sein Geld anvertraut und ob der ausgewählte Anbieter auch eine Konzession besitzt. Aus diesem Grund sollte man sich auf jeden Fall im Vorfeld informieren, welche die besten Anbieter für Online-Casinos sind und ob diese eine Konzession besitzen (Link). Die meisten Anbieter besitzen eine Glücksspielkonzession aus Gibraltar oder Malta und entsprechen so zumindest den europäischen Richtlinien zum Glücksspiel.

Reguliert, nicht-reguliert und Schwarzmarkt

In Deutschland unterscheidet man daher in reguliertes Glücksspiel, also alle Betreiber, die eine Deutsche Glücksspielkonzession besitzen, in nicht-reguliertes Glücksspiel die zwar eine Genehmigung, aber aus einem anderen EU-Land besitzen und in Schwarzmarkt. Hierbei handelt es sich um Betreiber, die keine deutsche oder europäische Konzession besitzen und nach dem europäischen Rechtsverständnis illegal oder gar kriminell sind.

Jedoch ist die Gefahr äußerst gering im Internet auf ein schwarzes Schaf zu treffen, da die meisten Online-Casinos oder Casino-Apps zumindest eine europäische Zulassung besitzen. Dennoch muss und wird der deutsche Staat handeln müssen, denn der Schutz vor Spielsucht alleine bei stationären Spielhallen und Casinos reicht dank der Digitalisierung bei weitem nicht mehr aus.

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