Robert Klatt
In Deutschland erhalten ältere Arbeitslose länger Arbeitslosengeld, bevor sie ins Bürgergeld rutschen. Eine einheitliche, kürzere Bezugsdauer für alle Altersgruppen würde rund zwei Milliarden Euro pro Jahr einsparen und dafür sorgen, dass Menschen sich schneller eine neue Arbeit suchen.
Köln (Deutschland). Die Bundesagentur für Arbeit (BA) steht unter einem hohen finanziellen Druck, weil die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich zunehmen. Ökonomen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben nun eine Studie publiziert, laut der eine einheitliche Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes die Ausgaben um rund zwei Milliarden Euro pro Jahr reduzieren kann.
Aktuell erhalten in Deutschland Arbeitnehmer bis zu einem Alter von 49 Jahren maximal zwölf Monate lang Arbeitslosengeld. Die Bezugsdauer nimmt im Alter jedoch zu und liegt ab 55 Jahren bei 15 Monaten, ab 55 Jahren bei 18 Monaten und ab 58 Jahren bei 24 Monaten. Wenn die Arbeitslosen am Ende ihrer Bezugsdauer keine neue Stelle gefunden haben, erhalten sie anstatt des Arbeitslosengeldes, das bei rund 60 Prozent des letzten Nettogehalts liegt, nur noch das in den meisten Fällen signifikant geringere Bürgergeld.
Laut dem IW gab es 2024 rund 85.000 Arbeitslose, die über zwölf Monate Arbeitslosengeld erhalten haben. Wenn die Bezugsdauer bei maximal zwölf Monaten gelegen hätte, hätte dies rund zwei Milliarden Euro eingespart. Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung von aktuell 2,6 Prozent könnte dadurch um 0,16 Prozent reduziert werden.
Die Ökonomen halten eine einheitliche Bezugsdauer beim Arbeitslosengeld nicht nur wegen des Sparpotenzials für sinnvoll, sondern auch, weil die lange Auszahlung laut ihnen bei vielen Menschen dazu führt, dass diese sich nur langsam eine neue Arbeitsstelle suchen. Laut den Forschern des IW ist eine einheitliche Bezugsdauer sozial gerecht, auch wenn ältere Menschen länger in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben.
„Die Arbeitslosenversicherung deckt wie eine Krankenversicherung ein laufendes Risiko ab, sie ist kein Sparvertrag.“
Die SPD hat sich bereits kritisch zum Vorschlag des IW geäußert, unter anderem, weil ältere Menschen schlechter eine neue Stelle finden können. Die längere Bezugsdauer soll demnach arbeitsmarktpolitisch angemessen sein.
„Wer lange gearbeitet und eingezahlt hat, hat sich im Fall der Arbeitslosigkeit eine besonders verlässliche Absicherung verdient.“