Höhere Lebensqualität

Deutschland ist bei 15-Minuten-Städten weiter als gedacht

 Robert Klatt

Düsseldorf, eine 15-Minuten-Stadt )kcotS ebodAtraokokohs(Foto: © 

In vielen deutschen Städten können die Bewohner einen Großteil ihrer Alltagsziele in maximal 15 Minuten zu Fuß oder per Fahrrad erreichen. Die durchmischten Stadtviertel und die geringen Reisezeiten sollen laut dem Stadtplaner Carlos Moreno die Lebensqualität erhöhen und den Verkehr reduzieren.

Bonn (Deutschland). Der französische Stadtplaner Carlos Moreno hat bereits vor langem das Konzept einer 15-Minuten-Stadt entwickelt, in der Menschen ihre alltäglichen Ziele, etwa ihren Arbeitsplatz, Supermärkte und Freizeitangebote, zu Fuß oder per Fahrrad in maximal 15 Minuten erreichen können. Laut Moreno sollen die dafür nötigen, durchmischten Stadtviertel die Lebensqualität erhöhen und den Verkehr reduzieren.

Forscher des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) haben nun untersucht, welche Städte in Deutschland bereits 15-Minuten-Städte sind. Sie haben dazu für alle deutschen Kommunen systematisch erfasst, wie Einrichtungen des täglichen Lebens verteilt sind und wie schnell Erwachsene mit einer durchschnittlichen Gehgeschwindigkeit diese zu Fuß erreichen können. Bei selten besuchten Zielen wie Schwimmbädern wurde die Erreichbarkeit per Fahrrad ermittelt. Zudem haben die Wissenschaftler einen speziellen Index erstellt, der die geringere Gehgeschwindigkeit von Senioren und Kindern berücksichtigt.

Viele 15-Minuten-Städte in Deutschland

Die Analyse zeigt, dass überraschend viele Städte in Deutschland bereits 15-Minuten-Städte sind oder sich in ihrer Entwicklung kurz davor befinden. Im Mittel können Erwachsene drei Viertel der zentralen Alltagsziele innerhalb von maximal 15 Minuten zu Fuß oder per Fahrrad erreichen. In den Städten mit den höchsten Bewertungen, darunter Frankfurt am Main (FFM), Mannheim, Karlsruhe und München, liegt die dafür notwendige Zeit bei den meisten Zielen bei nur sechs bis acht Minuten. Laut dem BBSR haben bei der Analyse nicht nur Großstädte gut abgeschnitten, sondern auch viele kleine und mittelgroße Städte.

„Es ist ein Irrtum, dass kurze Wege nur in großen oder hippen Stadtteilen möglich sind. Unsere Daten belegen, dass funktional durchmischte Quartiere mit kurzen Wegen auch in Großwohnsiedlungen oder Gartenstädten möglich sind.“

Die Forscher empfehlen Städten, die bisher noch weit von einer 15-Minuten-Stadt entfernt sind, höhere Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen, etwa in sichere Radwege. Diese Maßnahmen reduzieren den Autoverkehr und führen dazu, dass Bürger ihre Ziele schneller zu Fuß oder per Fahrrad erreichen können. Außerdem sollen Anreize dabei helfen, dass typische Ziele wie Geschäfte und Arztpraxen sich in bisher unterversorgten Stadtteilen ansiedeln, um die Distanz der dortigen Bewohner zu reduzieren.

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