Wohlstand und Handel

Auswirkungen von Sanktionen gegen Russland untersucht

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Die Sanktionen gegen Russland (2014) und den Iran (2012) haben einen starken Rückgang beim Import und Export ausgelöst und dadurch zu Wohlstandsverlusten in den Ländern geführt
  • Eine globale Sanktionskoalition schwächt die Wirtschaft der sanktionierten Länder besonders stark. Bilaterale Strafmaßnahmen einzelner, wirtschaftlich starker Länder haben aber auch starke Effekte

Die Sanktionen gegen Russland sind in Deutschland umstritten. Eine Studie hat nun untersucht, ob und wie sich Strafmaßnahmen auf den Wohlstand und den Handel auswirken.

Kiel (Deutschland). In Deutschland und anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) sind die aktuellen Sanktionen gegen Russland umstritten, weil sie zu deutlich höheren Energiepreisen beitragen. Eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat am Beispiel der Sanktionen gegen Russland (2014) und den Iran (2012) nun untersucht, wie sich Sanktionen gegen autoritäre Regime auswirken.

Die Ökonomen haben dazu mit einer Modellsimulation analysiert, ob und wie sich die Strafmaßnahmen gegen den Iran und Russland auf den Wohlstand und die internationalen Handelsbeziehungen ausgewirkt haben. Dabei kamen die Forscher um Julian Hinz vom IfW Kiel zu dem Ergebnis, dass Sanktionen eine erhebliche Wirkung besitzen.

„Selbst wenn in einer globalen Koalition wichtige Länder fehlen, können gemeinsam verhängte Sanktionen das betroffene Land erheblich schwächen.“

Internationaler Handel stark von Sanktionen betroffen

In Russland sanken laut der Simulation sowohl die Importe (- 30 %) als auch die Exporte (- 36 %) durch die Sanktionen deutlich. Die Handelsgewinne brachen dadurch um zehn Prozent ein und es kam zu einem Wohlstandsverlust von 1,5 Prozent. Im Iran waren die Auswirkungen der Sanktionen laut der Studie noch deutlich. Die Exporte (- 41 %) und Importe (- 83 %) brachen ein. Auch die Handelsgewinnen (- 12 %) und der Wohlstand (- 1,7 %) sanken stark. Dies bedeutet für die sanktionierten Länder hohe Kosten, während die sanktionierenden Länder ihre eigenen Ausgaben senken.

Ist eine globale Sanktionskoalition nötig?

Zudem untersuchten die Ökonomen, wie sich die Effekte einer globalen Sanktionskoalition von bilateralen Strafmaßnahmen unterscheiden. Laut der Modellrechnung könnte eine kleinere Gruppe sanktionierender Länder etwa 60 Prozent der Wirkung erzielen, die die globale Sanktionskoalition hatte. Es reicht also bereits aus, wenn nur wenige, wirtschaftlich starke Länder ein Land sanktionieren, um dessen Wirtschaft entscheidend zu schwächen.

Es ist trotzdem nicht zu vernachlässigen, dass China, Vietnam, Belarus, die Türkei und Südkorea sich an den Sanktionen gegen Russland im Jahr 2014 nicht beteiligt haben.

„Hätten sie sich beteiligt, wäre der wirtschaftliche Schaden für Russland besonders stark gewachsen.“

Die Sanktionen gegen den Iran im Jahr 2012 hätten ebenfalls eine deutlich stärkere Wirkung gehabt, wenn sich auch Indien, Singapur und Brasilien neben China und den die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligt hätten.

Zusammenfassend kommt die Studie zu dem Resultat, dass die Kosten für die sanktionierten Länder besonders hoch sind, wenn sich viele Staaten an den Strafmaßnahmen beteiligen.

„Koalitionen sind also bilateralen Sanktionen vorzuziehen. Auch mit Blick auf die in diesem Jahr gegen Russland verhängten Sanktionen ist relevant, dass erhebliche Wohlstandsverluste beim sanktionierten Land auch dann eintreten, wenn nicht alle weltweit wirtschaftlich bedeutenden Länder mitziehen.“

Wohlstandsverlust in den sanktionierenden Ländern

Neben den Effekten auf die sanktionierten Länder untersuchten die Forscher auch die Auswirkungen der Strafmaßnahmen auf die sanktionierenden Länder. Sie kamen dabei zu dem Ergebnis, dass bei den Sanktionen gegen Russland kleinere Länder wie Litauen, Lettland, Estland und die Ukraine einen besonders hohen Wohlstandsverlust erlitten. In den USA, Großbritannien, Japan, Kanada und Australien verursachten die Sanktionen hingegen nur einen geringen Wohlstandsverlust.

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