Drohender Sauerstoffmangel

Wie gefährlich ist der Trend „Mouth Taping“ wirklich?

 Robert Klatt

Mouth Taping verhindert beim Schlafen das Atmen durch den Mund )kcotS ebodAranraG(Foto: © 

Mouth Taping, also das Verschließen des Mundes vor der Nachtruhe, hat durch Social Media in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Eine Studie zeigt nun, welche gesundheitlichen Effekte und Risiken der Trend hat.

London (Kanada). Beim sogenannten „Mouth Taping“ verschließen Menschen vor der Nachtruhe ihren Mund mit einem Pflaster, Klebeband oder einem speziellen Tape, um beim Schlafen nicht mehr durch den Mund, sondern nur noch durch die Nase atmen zu können. Dieser Trend soll die Schlafqualität erhöhen und Atmungsstörungen beim Schlafen reduzieren. Außerdem soll Mouth Taping Falten im Gesicht bekämpfen, Schnarchen, Mundtrockenheit und Mundgeruch reduzieren und gegen Konzentrationsprobleme und Tagesmüdigkeit helfen.

Forscher des London Health Sciences Centre haben nun eine Metaanalyse publiziert, die anhand von zehn Studien mit insgesamt 213 Probanden analysiert hat, welche Auswirkungen Mouth Taping hat. Dabei fanden sie heraus, dass der Trend für manche Menschen gefährlich sein kann.

„Das Zukleben des Mundes ist eine aktuelle Praxis, die oft von Berühmtheiten beworben wird, aber nicht unbedingt wissenschaftlich untermauert ist. Viele Menschen eignen sich nicht für Mouth Taping, und in manchen Fällen kann dies zu ernsthaften Gesundheitsgefahren führen.“

Hilfe bei obstruktiver Schlafapnoe

Laut der Publikation im Fachmagazin PLOS One zeigen die analysierten Studien, dass Mouth Taping manchen Menschen mit einer milden Form der obstruktiven Schlafapnoe helfen kann. Obstruktive Schlafapnoe ist eine Beschwerde, bei der es während des Schlafes wiederholt zu Atmungsstörungen kommt. Diese können mehrfach pro Stunde auftreten und sorgen dafür, dass der Sauerstoffgehalt des Blutes abnimmt und die Schlafqualität sinkt. Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe leiden deshalb oft unter ausgeprägter Tagesmüdigkeit.

Vier der zehn analysierten Studien zeigen jedoch, dass das Mouth Taping bei Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe, aber auch bei anderen Personen, gefährlich sein kann, wenn die Nase verstopft ist. Dies ist vor allem bei Menschen mit Heuschnupfen und Entzündungen der Nasennebenhöhlen oft der Fall. Der verschlossene Mund in Kombination mit der verstopften Nase kann bei diesen Menschen dazu führen, dass es zu einem ernsthaften Sauerstoffmangel kommt.

„Insgesamt scheint das Social-Media-Phänomen des Mund-Zuklebens als Mittel gegen Mundatmung auf schwacher Evidenz zu basieren.“

Die Wissenschaftler empfehlen angesichts der Studienlage deshalb vor allem Menschen, die aufgrund einer eingeschränkten Nasenatmung vor allem durch den Mund atmen, auf das Mouth Taping zu verzichten.

PLOS One, doi: 10.1371/journal.pone.0323643

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