Kohle, Öl und Benzin

Ursache von Lungenkrebs bei Nichtrauchern entdeckt

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Lungenkrebs entsteht auch bei nicht Nichtrauchern
  • Verantwortlich dafür ist die Luftverschmutzung, die in Zellen mit Genmutationen Wundheilungsreaktion mit Entzündungsprozessen auslöst
  • Ein Antikörper kann diese Entzündungsprozesse stoppen und damit Lungenkrebs präventiv verhindern

Zwölf Prozent der Lungenkrebspatienten haben nie geraucht. Eine Studie zeigt nun, wieso bei ihnen trotzdem Lungenkrebs entstanden ist.

London (England). Etwa zwölf Prozent der Lungenkrebspatienten haben laut einer im Fachmagazin JAMA Oncology publizierten Studie nie geraucht. Wissenschaftler des Francis Crick Institute (The Crick) und des University College London (UCL) haben auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO Congress) kürzlich eine mögliche Erklärung dafür vorgestellt, wieso die Krankheit auch bei Nichtrauchern auftritt.

Wie Charles Swanton gegenüber der Nachrichtenagentur AFP erklärt, gibt es in der Medizin schon lange die Vermutung, dass eine hohe Luftverschmutzung das Lungenkrebsrisiko erhöht.

„Aber wir wussten nicht wirklich, ob die Verschmutzung direkt Lungenkrebs verursacht - und wenn ja, wie.“

DNA-Mutationen durch Luftverschmutzung?

Eine Theorie war, die in Zigarettenrauch, aber auch in Abgasen vorkommen, DNA-Mutationen auslösen, aus denen sich der Lungenkrebs entwickelt. Laut Swanton passt diese Annahme aber nicht dazu, dass laut Studien DNA-Mutationen auftreten können, die keinen Lungenkrebs auslösen und dass die meisten krebserregenden Stoffe keine DNA-Mutationen auslösen.

Die Forscher untersuchten deshalb anhand von Patientenakten, Probenentnahmen und Tierversuchen, ob und wie sich die Luftverschmutzung auf die Entstehung von Lungenkrebs auswirkt.

Gesundheitsdaten von 460.000 Patienten analysiert

Eine Analyse von Gesundheitsdaten von 460.000 Patienten aus England, Südkorea und Taiwan zeigt, dass eine höhere Luftverschmutzung mit Feinstaub das Risiko für eine Mutation des Gens EGFR erhöht. Zudem konnten die Forscher mithilfe von Mäusen zeigen, dass Feinstaub der Partikelgröße PM2,5 neben Veränderungen an dem EGFR-Gen auch zu Veränderungen am KRAS-Gen führt. Beide Gene stehen mit Lungenkrebs in Verbindung.

Erbgutveränderungen als Auslöser für Lungenkrebs?

Die Wissenschaftler untersuchten außerdem 250 Proben aus der Lunge von Menschen, die in Regionen mit geringer Luftverschmutzung lebten und keinem Tabakrauch ausgesetzt waren. Sie entdeckten dabei Mutationen an EGFR-Gen (18 %) und KRAS-Gen (33 %), obwohl die Lungen gesund waren. Die mit dem Alter zunehmenden Erbgutveränderungen sind laut Swanton deshalb wahrscheinlich nicht die Ursache dafür, dass auch bei Nichtrauchern Lungenkrebs entsteht.

„Die sitzen da einfach. Für sich allein reichen sie wahrscheinlich nicht aus, um Krebs zu verursachen.“

Die Luftverschmutzung kann laut der Studie jedoch eine Wundheilungsreaktion mit Entzündungsprozessen verursachen, die in den von der Genmutationen betroffenen Zellen die Bildung von Lungenkrebs auslösen kann.

Prävention von Lungenkrebs

Neben dem Erklärungsansatz für die Bildung von Lungenkrebs bei Nichtrauchern entdeckten die Forscher eine neue Präventionsmethode. Bei Mäusen konnte ein Antikörper den Botenstoff Interleukin 1 beta, der den Entzündungsprozess verursacht, stoppen. Es ist somit möglich, ein Medikament zu entwickeln, dass die Entstehung von Lungenkrebs im Vorfeld stoppt. Laut Swanton könnte dies eine Tablette sein, die Risikogruppen täglich einnehmen.

JAMA Oncology, doi: 10.1001/jamaoncol.2020.6362

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