Finanzielle Sorgen

Schulden und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Dennis L.

Schulden sind heute weit verbreitet und können für psychische Probleme sorgen. )moc.hsalpsnueksipS sukraM(Foto: © 

Rund zehn Prozent der Deutschen stecken in der Schuldenfalle. Wie Forscher nun nachweisen konnten, mit großen Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden.

Mainz (Deutschland). Die Welt geizt heutzutage nicht mit finanziellen Krisen und teuren Lebenshaltungskosten. Und nur allzu oft stürzen Menschen deshalb in die Schuldenfalle. Statistiken zeigen für das Jahr 2020 eine Überschuldungsquote von 9,87 Prozent auf. Das sind rund 6,85 Millionen Bürger über 18 Jahren, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können.

Die Corona-Krise hat hierzu ihren Teil beigetragen und macht aus der Pandemie so zu einem doppelten Risiko für die Gesundheit. Denn Geldprobleme haben in vielen Fällen auch gesundheitliche Probleme zur Folge. Eine Gefahr, die häufig unterschätzt wird. Doch wie genau wirken sich Schulden auf die Gesundheit aus und wie kann man diesem Teufelskreis aus Geldsorgen und Krankheitsanfälligkeit begegnen?

Schulden machen uns krank

Glaubt man einer Studie des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Mainz, sind überschuldete Menschen deutlich öfter krank als Menschen ohne Schulden. Die studieninterne Umfrage im Raum Mecklenburg-Vorpommern ergab, dass rund 70 Prozent der Teilnehmer an mindestens einer Erkrankung leiden, wobei etwa 35,6 Prozent der Erkrankungen psychischer Natur waren. Hier zeigt sich auch schon der wichtigste gesundheitliche Krisenherd, wenn es um Schulden geht. Denn Geldsorgen machen insbesondere der Psyche zu schaffen. Die Gedanken kreisen fortwährend um die finanziellen Probleme und stetige Mahnschreiben erinnern zusätzlich an die missliche Lage, in der man sich befindet. Verzweiflung, Panik und Hilflosigkeit machen sich breit, was in Folge zu handfesten psychischen Erkrankungen. Mit teilweise tödlichem Ausgang.

Selbstmord wegen privaten Schulden ist in unserer leistungsorientierten Gesellschaft ein Tabuthema und doch gehören Arbeitslosigkeit und finanzielle Probleme zu den häufigsten Gründen für Suizid. Und selbst wer sich in so einer Situation erfolgreich dem Suizidgedanken verwehren kann, lebt psychisch gefährlich. Die Lösung für das Problem sehen dann zahlreiche Betroffene darin, sich exzessiv in Überstunden zu stürzen. Die ausstehenden Rechnungen sollen so schnell wie möglich beglichen und mit mehr Arbeit kompensiert werden. Das Resultat: Burnout.

Die Berufskrankheit Nummer eins von Workaholics erfasst überschuldete Personen umso schneller, da viele nicht mehr aufhören wollen zu arbeiten, bis die Schulden restlos beglichen sind. Zudem bringt der Stress, der durch die ständigen Geldsorgen entsteht, noch ganz andere gesundheitliche Beschwerden mit sich.

  • Angstzustände,
  • Bauchschmerzen,
  • Bluthochdruck,
  • Depressionen,
  • Gewichtsverlust,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Schlafstörungen,
  • und ein geschwächtes Immunsystem

werden immer wieder als Begleitsymptome von "Schuldenstress" aufgeführt. Insbesondere die stressbedingten Immunschwächen erhöhen dabei auch das Risiko anderer Erkrankungen. Aus der Mainzer Studie geht darüber hinaus hervor, dass neben psychischen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck auch Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen unter Menschen mit Schulden weit verbreitet sind. Diese können zum einen durch ständiges Überarbeiten zur Kompensation der Überschuldung verursacht sein. Zum anderen manifestieren sich Erkrankungen des Halte- und Stützapparates aber auch gerne durch anhaltende körperliche Anspannung. In Kombination mit Verspannungen sind sie dann Ausdruck der fortwährenden psychischen Belastung, die durch eine Schuldenkrise entsteht.

Schuldenkrise und soziale Konflikte

Was bei einer Überschuldung ebenfalls stark auf die Gesundheit schlägt, sind ihre Auswirkungen auf unsere soziale Teilhabe. Oft bleibt man bleibt lieber zuhause als beim Ausgehen mit Freunden jeden Groschen zweimal umzudrehen. Vielleicht hat man sich auch Geld von Bekannten oder Familienmitgliedern geliehen, was zu Spannungsverhältnissen und Streit beiträgt. In einer Partnerschaft kann die finanzielle Krise ebenfalls zu Konflikten führen. Immer wieder scheitern Beziehungen und sogar Ehen an den Schulden eines oder beider Partner. Das Sprichwort "Bei Geld hört die Freundschaft auf" wird deshalb für von Überschuldung betroffene Personen häufig schmerzhafte Realität und wirkt sich ähnlich belastend auf die psychische Verfassung aus, wie der Schuldenstress an sich.

Wie lässt sich das Problem angehen?

Was überschuldete Personen ihrer Gesundheit und auch ihrem Geldbeutel zu Liebe auf keinen Fall tun sollten, ist das Problem zu ignorieren. Wenn das nächste Mahnungsschreiben in den Postkasten flattert, wird vielen schon ganz flau im Magen. Die Zahlungsrückstände sind unangenehm und nur allzu gerne wird die Mahnung deshalb erst einmal beiseitegelegt und aus den Gedanken verbannt. Ein Verhalten, das aus anfänglich kleinen Schuldsummen große Mahngebühren machen kann. Letztendlich züchtet man sich so auch zusätzlichen Stress und gesundheitliche Risiken. Es ist daher wichtig, die Schulden nach Prioritäten aufzulisten, um unnötige Zusatzkosten zu vermeiden.

Trotz der Dringlichkeit von Schulden sollten Betroffene aber dennoch versuchen, ruhig zu bleiben. Sich wegen Schulden verrückt zu machen und hinein zu stressen, ist mit Blick auf die Gesundheit nämlich die schlechteste Herangehensweise. Ganz im Gegenteil braucht es einen kühlen Kopf und eine sorgfältige Planung, die man am besten in Zusammenarbeit mit einer Schuldnerberatung ausarbeiten sollte. Experten sind über die Möglichkeiten aus einer Schuldensituation bestens informiert und können oftmals ganz einfache Wege aus der Krise aufzeigen. In vielen Fällen lassen sich die Schulden dann mit einem einfachen Plan zur Ratenzahlung Schritt für Schritt abbauen, ohne dass der Schuldner sich unnötig kaputt arbeiten muss In dringlichen Angelegenheiten können auch seriöse Angebote für einen Kredit ohne Schufa helfen, sofern die Konditionen sich in einem fairen Rahmen bewegen.

Gibt es begleitende Therapieangebote?

Die besten Therapien bei Schulden arbeiten viel mit Entspannungstechniken und Verhaltenstraining. Dabei können Betroffene Selbst viel tun. Private Entspannungsübungen wie Yoga oder Meditation helfen, die Sache mit Ruhe und mehr Objektivität zu betrachten. Sollten kritische Verhaltensweisen wie Kauf- oder Spielsucht hinter den Schulden stecken, ist eine professionelle Verhaltenstherapie jedoch optionslos. Nur im Rahmen einer psychologischen Betreuung kann das schädliche Verhalten dauerhaft behoben werden. Und auch Personen, die Schulden als große psychische Belastung empfinden oder über damit verbundene Gesundheitsbeschwerden klagen, sollten sich frühzeitig in therapeutische Behandlung begeben.

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