Dennis L.
Wie stark reduziert ein ACE-Hemmer zentrale Risiken wie Herzinfarkt und Schlaganfall, wenn keine Herzschwäche vorliegt? Neue Daten aus einer großen, mehrjährigen Untersuchung an Hochrisikopatienten liefern präzise Antworten mit klaren Endpunkten und SI-konformen Kennzahlen. Neben Blutdrucksenkung rücken vasoprotektive Effekte in den Blick. Erste Zahlen deuten auf klinisch relevante relative Risikoreduktionen hin, die weit über Messrauschen liegen.
Angiotensin-Converting-Enzyme-Inhibitoren, kurz ACE-Hemmer, blockieren die Umwandlung von Angiotensin I in Angiotensin II, senken so den vasokonstriktiven Druck und dämpfen aldosteronvermittelte Volumeneffekte. Dadurch sinkt der systemische Blutdruck in Millimeter Quecksilbersäule, die Nachlast nimmt ab, und Endorgane wie Herz, Gehirn und Niere werden entlastet. In der Prävention ist entscheidend, ob solche pharmakodynamischen Vorteile robuste, patientenrelevante Endpunkte verbessern: weniger Myokardinfarkte, weniger Schlaganfälle, niedrigere kardiovaskuläre Sterblichkeit. Üblicherweise definiert man primäre Endpunkte als Kombination harter Ereignisse, um statistische Power zu erhöhen, und berichtet relative sowie absolute Effekte mit 95-%-Konfidenzintervall. Klinisch wichtig sind klare Ein- und Ausschlusskriterien, standardisierte Dosierung in Milligramm pro Tag, eine ausreichend lange Beobachtungszeit in Jahren sowie die Unabhängigkeit der Ergebnisse von reinen Blutdruckeffekten.
Kardiovaskuläre Hochrisikopopulationen umfassen Menschen ab mittlerem Lebensalter mit manifester Gefäßerkrankung oder Diabetes plus weiteren Risikofaktoren. In solchen Kollektiven treten Ereignisse in relevanter Häufung auf, was präzise Schätzungen ermöglicht. Methodisch solide Studien arbeiten doppelblind, placebo-kontrolliert und randomisiert, häufig auch im Zwei-mal-Zwei-Faktoriell-Design, um Interventionen parallel zu prüfen. Neben dem kombinierten primären Endpunkt werden einzelne Komponenten wie Myokardinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärer Tod separat analysiert. Ergänzende sekundäre Endpunkte betreffen Revascularisationen, Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz oder nephrologische Komplikationen. Von besonderem Interesse ist, ob Effekte über die Blutdrucksenkung hinausgehen, etwa durch direkte Gefäßschutz-Mechanismen. Für die Beurteilung der Evidenz sind Effektgröße, Präzision, p-Werte, Konsistenz über Subgruppen und die Dauer der Nachbeobachtung entscheidend.
Die zentrale Untersuchung basiert auf einem doppelblinden, randomisierten, placebo-kontrollierten Zwei-mal-Zwei-Faktoriell-Design in einer großen Hochrisikokohorte. Eingeschlossen wurden 9297 Personen ab 55 Jahren mit vaskulärer Erkrankung oder Diabetes plus mindestens einem weiteren Risikofaktor, ohne bekannte systolische Dysfunktion oder klinische Herzinsuffizienz; die Zieldosis betrug 10 mg Ramipril täglich, die mittlere Beobachtungsdauer lag bei etwa fünf Jahren. Der primäre Endpunkt war die Kombination aus Myokardinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärem Tod. Als sekundäre Endpunkte galten unter anderem Revascularisationen, Hospitalisationen wegen Herzinsuffizienz, Gesamtmortalität sowie diabetesassoziierte Komplikationen. Die Blutdrucksenkung wurde in Millimeter Quecksilbersäule erfasst, Effekte wurden als relative Risiken mit 95-%-Konfidenzintervall berichtet und statistisch auf Signifikanz geprüft. Die Ereigniszahlen erlauben robuste Schätzungen, da in dieser Population die Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse hoch ist. Darüber hinaus wurde Vitamin E als zweite Intervention geprüft, jedoch getrennt ausgewertet. Diese Struktur liefert eine saubere Trennung der Arzneimittelwirkungen und erleichtert die Interpretation der kardioprotektiven Effekte von Ramipril. Die vollständige Methodik mit Zahlen zu Ein- und Ausschluss, Randomisierung und Endpunktdefinitionen beschreibt die NEJM-Hauptpublikation der HOPE-Studie im Detail, einschließlich der berichteten 95-%-Konfidenzintervalle für alle Schlüsselendpunkte.
In der Auswertung erreichten 14,0 Prozent der Ramipril-Gruppe den primären Endpunkt gegenüber 17,8 Prozent unter Placebo, entsprechend einem relativen Risiko von 0,78 mit engem 95-%-Konfidenzintervall von 0,70 bis 0,86. Die Komponenten ergaben konsistente Vorteile: Myokardinfarkte traten mit 9,9 Prozent versus 12,3 Prozent auf, Schlaganfälle mit 3,4 Prozent versus 4,9 Prozent, und kardiovaskuläre Todesfälle mit 6,1 Prozent versus 8,1 Prozent; alle Differenzen waren statistisch signifikant. Auch Gesamtsterblichkeit, Revascularisationen und Herzinsuffizienz-Hospitalisationen fielen geringer aus. Diese Effekte sind klinisch relevant, da sie harte Endpunkte betreffen und über mehrere Jahre stabil beobachtet wurden. Bemerkenswert ist die Präzision der Schätzungen sowie die Breite der Population ohne Herzinsuffizienz. Damit zeigt sich, dass ein ACE-Hemmer in 10 mg Tagesdosis nicht nur Blutdruck senkt, sondern das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse insgesamt reduziert; die berichteten 95-%-Konfidenzintervalle schließen Zufall als alleinige Erklärung mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Die Zahlen stammen aus der randomisierten NEJM-Hauptanalyse mit vollständiger Ereignisaufstellung.
Eine große Subgruppe mit 3577 Menschen mit Diabetes zeigte zusätzliche Vorteile für Makro- und Mikrogefäße. In dieser Auswertung sank das Risiko des kombinierten kardiovaskulären Endpunkts um 25 Prozent, Myokardinfarkte um 22 Prozent und Schlaganfälle um 33 Prozent, während kardiovaskuläre Todesfälle um 37 Prozent und die Gesamtsterblichkeit um 24 Prozent abnahmen; parallel verringerte sich das Risiko einer manifesten Nephropathie um 24 Prozent. Nach Adjustierung um geringe Blutdruckunterschiede von etwa 2,4 mm Hg systolisch und 1,0 mm Hg diastolisch blieben die relativen Effekte praktisch unverändert, was auf vasoprotektive und endothelschützende Wirkungen über die reine Blutdrucksenkung hinaus hindeutet. Diese Resultate berichten die Autoren der MICRO-HOPE-Substudie im Lancet, die zudem auf renale Schutzmechanismen in einem längerfristigen Zeithorizont verweist. Zusammengenommen sprechen die Daten für eine breite Anwendbarkeit bei Hochrisikoprofilen, bei denen sowohl makrovaskuläre Ereignisse als auch mikrovaskuläre Komplikationen klinisch relevant sind.
N Engl J Med, Effects of an angiotensin-converting-enzyme inhibitor, ramipril, on cardiovascular events in high-risk patients; doi:10.1056/NEJM200001203420301
Lancet, Effects of ramipril on cardiovascular and microvascular outcomes in people with diabetes mellitus: results of the HOPE study and MICRO-HOPE substudy; doi:10.1016/S0140-6736(99)12323-7