Robert Klatt
Ein neuer nasaler Impfstoff hat eine breite Immunreaktion gegen verschiedene Stämme des H5N1-Virus ausgelöst. Dies zeigt, dass eine Impfung über die Nasenschleimhaut das Immunsystem auf unterschiedliche Grippeviren vorbereiten kann.
Baltimore (U.S.A.). Die meisten Grippeimpfstoffe werden intramuskulär verabreicht und verursachen eine systemische Reaktion des Immunsystems, die gegen Krankheitssymptome schützt, wenn die Impfung gut zu den aktuell umlaufenden Virusvarianten der Grippe passt. Eine Infektion von Mensch zu Mensch verhindern diese Impfstoffe aber kaum. Forscher der University of Maryland School of Medicine (UMSOM) arbeiten deshalb seit Langem an einem nasalen Impfstoff, der die Virusverbreitung deutlich reduzieren soll, indem er die Abwehrkräfte unmittelbar an der Eintrittsstelle des Virus verbessert.
Die Wissenschaftler haben nun Ergebnisse aus einer klinischen Studie publiziert, in der der intranasal verabreichte Impfstoff an 40 gesunden Erwachsenen erprobt wurde. Dabei hat der Impfstoff eine umfassende Immunreaktion gegen unterschiedliche Stämme des H5N1-Virus ausgelöst. Laut den Forschern zeigt dies, dass Schleimhautimpfungen, bei denen der Impfstoff über die Nasenschleimhaut verabreicht wird, das Immunsystem auf eine Vielzahl von Influenza-Stämmen vorbereiten können.
„Die Ausbreitung der H5N1-Influenza bei Tieren und die gelegentliche Übertragung auf den Menschen verdeutlichen den dringenden Bedarf an wirksamen Gegenmaßnahmen, um unsere Gemeinschaften vor diesem und anderen potenziellen Pandemieerregern zu schützen. Diese Studie zeigt, dass dieser nasale, lagerstabile H5N1-Impfstoff eine entscheidende Rolle in der Pandemie-Vorsorge spielen könnte, da er eine praktische und skalierbare Lösung bietet, um Menschen vor sich verändernden Virusvarianten zu schützen.“
Die Probanden haben unterschiedliche Dosen des H5-Grippeimpfstoffs mit dem Adjuvans NanoVax erhalten. Als Adjuvans werden in der Medizin Hilfsstoffe bezeichnet, die die Wirkung eines Arzneimittels, insbesondere eines Impfstoffs, verstärken, ohne eine eigene pharmakologische Wirkung zu haben. Die Kontrollgruppe hat entweder ein Placebo oder eine hohe Dosis des Impfstoffs ohne Adjuvans erhalten. Nach sechs Monaten wurde allen Teilnehmern zusätzlich eine intramuskuläre Auffrischungsimpfung mit H5-Antigenen verabreicht.
Die klinische Studie zeigt, dass der NanoVax-H5-Nasenimpfstoff sicher und gut verträglich ist. Probanden, die den nasalen Impfstoff und anschließend den Booster erhalten hatten, entwickelten eine starke „Priming“-Reaktion, also eine Aktivierung des Immunsystems, das dadurch besser auf spätere Abwehrreaktionen vorbereitet wird. Der NanoVax-H5-Impfstoff hat aber auch ohne eine Auffrischungsimpfung eine Schleimhaut- und eine systemische Immunantwort ausgelöst. Dieser Effekt konnte zuvor bei anderen intranasalen H5-Impfstoffen nicht beobachtet werden.
„Der Impfstoff half dem Immunsystem auch, mehrere Varianten des H5N1-Virus zu erkennen – ein entscheidender Punkt, da sich das Virus ständig verändert. Der Einsatz des Adjuvans deutet zudem darauf hin, dass geringere Impfstoffmengen ausreichen könnten, was im Falle eines Ausbruchs eine größere Bevölkerungsabdeckung ermöglichen würde.“
Bei den Probanden, die den mit Adjuvans kombinierten Impfstoff erhalten hatten, wurden deutlich erhöhte Werte der schützenden Antikörper IgG und IgA, eine verbesserte Fähigkeit, infizierte Zellen zu zerstören, und eine größere Zahl von Gedächtniszellen gemessen. Laut den Forschern belegt dies, dass eine Schleimhautaktivierung eine umfassende Immunantwort gegen verschiedene Viren auslösen kann.
„Diese Ergebnisse belegen eine erfolgreiche Schleimhautaktivierung und das Potenzial für eine breit angelegte Immunität über verschiedene Viruslinien hinweg. Die Fähigkeit des intranasalen Impfstoffs, sowohl Schleimhaut- als auch zelluläre Immunantworten hervorzurufen und gleichzeitig eine starke antikörperabhängige Zellzytotoxizität zu erzeugen, unterstreicht seine Bedeutung als Bestandteil zukünftiger Grippepräventionsstrategien.“
Quellen:
Pressemitteilung der University of Maryland School of Medicine (UMSOM)
Studie im Fachmagazin Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-025-64686-3