Hoffnung auf neue Therapien

Mediziner programmieren Zellen erfolgreich gegen Diabetes um

D. Lenz

Schweizer Forscher haben erfolgreich menschliche Zellen so umprogrammiert, dass diese als Reaktion auf Glukose Insulin produzieren. )yabaxipbpevets(Foto: © 

Forschern ist es gelungen menschliche Zellen aus der Bauchspeicheldrüse so umzuprogrammieren, dass diese Insulin produzieren. Dies ist ein wichtiger Teilerfolg im Kampf gegen die Stoffwechselerkrankung Diabetes und weckt Hoffnung auf neue Therapien.

Genf (Schweiz). Wie Forscher der Universität Genf im Fachmagazin Nature berichten, ist es ihnen gelungen, menschliche Bauchspeicheldrüsenzellen so umzuprogrammieren, dass diese als direkte Reaktion auf Glukose Insulin produzieren. Die Mediziner haben dazu in ersten Versuchen umprogrammierte menschliche Zellen in Mäusen mit Typ-1-Diabetes eingepflanzt. Die Zellen normalisierten sofort den Blutzuckerspiegel der Mäuse. Dieser Erfolg weckt Hoffnung für Millionen Betroffene, die unter Diabetes leiden.

Pedro Herrera und sein Team programmierten dazu die sogenannten Alpha-Zellen der menschlichen Bauchspeicheldrüse in insulinproduzierende Beta-Zellen um. Wie sich bei den Versuchen mit Mäusen zeigte, linderte dieser Eingriff die Diabetes-Symptome.

Herrera und sein Team haben bereits vor einigen Jahren nachweisen können, dass die Bauchspeicheldrüsenzellen in Mäusen die Fähigkeit besitzen, den Aufgabenbereich zu wechseln. So konnten Mäuse, die keine insulinproduzierenden Beta-Zellen mehr besaßen, vereinzelnd andere Zellen diese Aufgabe übernehmen. Ob dies jedoch auch beim Menschen möglich ist, war bis zu diesen Versuchen völlig unklar.

Umprogrammierung der Zellen

Die Mediziner berichten, dass eine erhöhte Produktion von den Proteinen Pdx1 und MafA Alpha- und Gamma-Zellen aus der menschlichen Bauspeicheldrüse dazu veranlasst, bei Reaktion auf Glukose Insulin zu bilden.

Aus diesen umprogrammierten Zellen haben die Forscher dann künstliche Zellverbände geschaffen und diese Mäuse ohne Beta-Zellen transplantiert. „Die menschlichen Zellen stellten sich als sehr effizient heraus. Die Mäuse erholten sich“, berichten die Forscher.

Auch sechs Monate nach der Transplantation produzierten die menschlichen Zellen in den Mäusen weiterhin Insulin, wenn der Blutzuckerspiegel anstieg. Entfernten die Mediziner die menschlichen Zellen wieder, so erkrankten die Mäuse erneut an Diabetes.

Hoffnung in weiter Ferne

Die aktuellen Forschungsergebnisse geben Hoffnung, Menschen mit Diabetes in Zukunft besser zu behandeln – vielleicht sogar zu heilen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, so die Forscher. Es muss noch eine sichere Möglichkeit gefunden werden, die entsprechenden Zellen von Betroffenen in der Bauchspeicheldrüse umzuprogrammieren ohne dabei andere Zellen negativ zu beeinflussen.

Der Nachweis, dass menschliche Zellen tatsächlich in der Lage sind auch andere Aufgaben zu übernehmen, hat eine weitreichende Bedeutung. Eine Umprogrammierung nach einem ähnlichen Prinzip könnte auch dabei helfen andere Krankheiten, wie beispielsweise Alzheimer zu behandeln.

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