Fentanylsucht in den U.S.A.

Impfstoff soll Drogentote verhindern

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • In den U.S.A. sterben etwa 150 Menschen täglich am illegalen Konsum des Opioids Fentanyl
  • Ein neuer Impfstoff soll Überdosierungen und Drogentote verhindern, indem der analgetische Effekt der Droge unterdrückt wird

Ein neuer Impfstoff soll die Überdosierung des Opioids Fentanyl verhindern, indem der analgetische Effekt der Droge verhindert wird.

Houston (U.S.A.). Das synthetische Opioid Fentanyl wirkt etwa 50-mal stärker als Heroin und über 100-mal stärker als Morphin. In der Medizin wird es deshalb bei starken Schmerzen, zum Beispiel bei Krebs im Endstadium und bei Narkosen verwendet. Vor allem in den U.S.A. wird Fentanyl aber auch als Droge missbraucht.

Weil bereits zwei Milligramm einen erwachsenen Menschen töten können, bezeichnet die U.S. Food and Drug Administration (FDA), die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel, Fentanyl als die „tödlichste Drogengefahr für das Land“. Deutlich wird das hohe Gefährdungspotenzial von Fentanyl auch an den Todeszahlen. Aktuell sterben allein in den U.S.A. etwa 150 Menschen täglich am illegalen Konsum der Droge. 

Kaum Behandlungsoptionen bei Fentanylsucht

Laut Therese Kosten von der Universität Houston (UH) sind die Behandlungsoptionen bei einer Sucht nach Fentanyl beschränkt.

„Der Fentanylmissbrauch und Überdosierungen sind für therapeutische Interventionen ganz speziell herausfordernd.“

Substitutionsmedikamente funktionieren aufgrund der Art ihrer Wirkung kaum. Auch das Notfallmedikament Naloxon, das bei anderen Opioidvergiftungen gut funktioniert, ist bei einer Fentanylüberdosis nicht ausreichend effektiv.

„Oft muss es mehrfach verabreicht werden, um die tödlichen Folgen von Fentanyl zu verhindern.“

Impfstoff gegen Fentanylüberdosis

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Pharmaceutics arbeiten die Forscher der UH deshalb an einem Impfstoff gegen eine Fentanylüberdosis. Das Vakzin soll im Körper der Menschen die Bildung von Antikörpern verursachen, die das Opioid im Blut abfangen, bevor es in das Gehirn gelangt.

„Unser Vakzin bewirkt die Produktion von starken Anti-Fentanyl-Antikörpern. Sie binden an das Fentanyl aus Drogenkonsum und verhindern so, dass es ins Gehirn aufgenommen wird. Die Ausscheidung erfolgt über die Nieren, Auf diese Weise empfinden die Geimpften nicht mehr die euphorischen Effekte und bleiben einfach nüchtern.“

Versuche mit Mäusen und Ratten

Das Mittel gegen die Fentanylüberdosis wurde erfolgreich mit männlichen und weiblichen Mäusen und Ratten erprobt. Klinische Studien mit Menschen fanden bisher nicht statt.

„Immunisierte männliche und weibliche Ratten produzierten signifikante Wirkspiegel an Anti-Fentanyl-Antikörpern.“

Laut den Forscher trat der analgetische Effekt des Fentanyl nicht auf. Im Gehirn der Versuchstiere war die Konzentration deutlich geringer als bei Tieren, die die Impfung nicht erhielten. Nebenwirkungen wurden bei den Versuchstieren nicht beobachtet.

Impfstoff mit hochspezifischer Wirkung

Laut den bisherigen Versuchen hat der Impfstoff eine hochspezifische Wirkung.

„Die Anti-Fentanyl-Antikörper waren hochspezifisch für diese Substanz und zeigten keine Kreuzreaktion mit anderen Opioiden, zum Beispiel auch mit Morphin. Das bedeutet, dass ein Geimpfter weiterhin mit anderen Opioiden als Schmerzmittel behandelt werden könnte.“

Derzeit arbeiten die Forscher an der Produktion geeigneter Impfstoffmengen für menschliche Probanden. In den kommenden Monaten soll eine klinische Phase-I-Studie beginnen.

Pharmaceutics, doi: 10.3390/pharmaceutics14112290

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