Erschreckende Studie

Immer mehr Deutsche haben keine Krankenversicherung

Dennis L.

Nicht nur in den USA haben viele Menschen keine Krankenversicherung, auch in Deutschland sind rund 200.000 Menschen nicht krankenversichert - Tendenz steigend. )yabaxipcivonajotSokraD(Foto: © 

Wer bei hunderttausenden Menschen ohne Krankenversicherung an die Vereinigten Staaten von Amerika denkt, liegt damit nicht falsch. Aber die wenigsten wissen, dass auch in Deutschland knapp 200.000 Menschen keine Krankenversicherung haben und Arzt- und Krankenhausrechnungen zwangsläufig aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Düsseldorf (Deutschland). Seit dem Jahr 2009 besteht in Deutschland eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Demnach müsste jeder Bundesbürger krankenversichert sein – gesetzlich der privat. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus: Knapp 200.000 Bürger der Bundesrepublik haben – trotz der Krankenversicherungspflicht – keinen medizinischen Versicherungsschutz und müssen so Arzt- und Krankenhausrechnungen selbst bezahlen.

Wie die Hans-Böckler-Stiftung mitteilte, steigt die Zahl der nicht krankenversicherten Personen in Deutschland seit Jahren an. Im Jahr 1995 waren noch rund 105.000 Menschen ohne Krankenversicherung, nur zehn Jahre später stieg die Zahl auf 188.000 an und heute leben bereits über 200.000 Menschen in Deutschland ohne eine Krankenversicherung.

Selbstständige mit kleinen Einkommen, Geschiedene und Ausländer

Schaut man sich die Gruppe der Nichtversicherten in der Bundesrepublik an, so findet man hier überdurchschnittlich viele Selbstständige mit geringen Einkommen, Geschiedene und Ausländer. Die Forscher prangern an, dass die Menschen ohne Krankenversicherung es vermeiden zum Arzt zu gehen und dadurch Dritte gefährden. Im Gegensatz zu Personen mit einer Krankenversicherung, zögern Nichtversicherte jeden Arztbesuch so lange wie möglich hinaus und lassen sich zudem seltener impfen. Die Studie zeigt zudem, dass diese Personen häufiger erkranken und früher sterben.

Die Gesundheitsökonomen sehen für die stetig steigenden Zahlen der Nichtversicherten die Schuld im System der Krankenkassen. So kann das System nicht mit den Veränderungen in den Erwerbsbiografien schritthalten. „Besonders bei Selbstständigen sind die Hürden für den Eintritt in die gesetzliche Krankenkasse sehr hoch. Bei privaten Krankenkassen gibt es zu viele risikogebundene Prämien“, schreiben die Forscher weiter. Zum Glück gibt es mittlerweile gute und günstige Versicherungsalternativen für Menschen ohne Krankenversicherung. Ob dadurch allerdings auch langfristig die Zahlen der Nichtversicherten zurückgehen, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen.

Keine Krankenversicherung – ein oft unterschätztes Risiko

Leider unterschätzen viele Menschen die Tragweite und die Auswirkungen, wenn sie ihre Krankenversicherung kündigen. Dennoch nehmen viele das Risiko trotz eindringlicher Warnungen der Krankenversicherer in Kauf – oft mit fatalen finanziellen Folgen. Leider bleibt vielen, die aus dem gesetzlichen oder privaten System fallen, die Rückkehr für immer verwehrt. Verbraucherschützer schreiben zu diesem Thema, dass Krankenversicherungen hier nur sehr selten Gnade vor Recht ergehen lassen. Ältere oder kranke Menschen haben in diesem Fall aber kaum eine Chance wieder den gesetzlichen Versicherungsschutz zu genießen, private Versicherer lehnen diese Personengruppen grundsätzlich ab oder verlangen extrem hohe Risikozuschläge.

Der Gesetzesgeber müsste Abhilfe schaffen

Um diesen Missstand in der Bundesrepublik zu beseitigen, müsste die Politik neue Gesetze schaffen bzw. vorhandene Gesetze ändern. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise ein einheitliches Versicherungssystem mit einem umfassenden Finanzausgleich oder der vereinfachte Zugang zu den gesetzlichen Krankenkassen für bestimmte Personengruppen. Auch ein Verbot für private Krankenversicherungen, Versicherungswillige abzulehnen oder hohe Risikozuschläge zu verlangen, wäre eine denkbare Option.

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