Höhle in Costa Tropical

Höhlenforscherin lebte 500 Tage unter der Erde

Robert Klatt

Höhleneingang in Spanien (Symbolbild) )kcotS ebodAortsovonnave(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Die spanische Extremathletin, Bergsteigerin und Höhlenforscherin Beatriz Flamini lebte 500 Tage in einer Höhle und stellte damit einen neuen Weltrekord auf
  • Sie war dabei völlig von der Außenwelt isoliert und erhielt keinerlei Informationen

Eine spanische Extremathletin, Bergsteigerin und Höhlenforscherin lebte zu Forschungszwecken 500 Tage in völliger Isolation in einer Höhle.

Madrid (Spanien). Die Italienerin Christine Lanzoni verbrachte im Jahr 2007 269 Tage in einer Höhle und stellte damit den Weltrekord für die längste ununterbrochene Zeit unter der Erde auf. Nun hält die spanische Extremathletin, Bergsteigerin und Höhlenforscherin Beatriz Flamini den Weltrekord. Sie lebte 500 Tage ohne Unterbrechung in vollkommener Isolation in einer etwa 70 Meter tiefen Höhle im Gebiet Costa Tropical (Spanien). Informationen über die Ereignisse an der Oberfläche erhielt Flamini in dieser Zeit nicht. Am heutigen Freitag beendete Flamini ihren Höhlenaufenthalt und kehrte an die Erdoberfläche zurück.

Die 50-jährige Frau stieg durch einen Helm geschützt aus der Öffnung und zeigte ein breites Lächeln. Nachdem sie mehrere Umarmungen empfangen hatte, erklärte sie den zahlreichen anwesenden Journalisten, dass sie dringend eine Dusche benötige und später für Fragen zur Verfügung stehen werde. In einer kurzen Stellungnahme beschrieb sie ihre Erfahrungen als "hervorragend". Verschiedene Fernsehsender, einschließlich des staatlichen RTVE, berichteten über mehrere Stunden live über das Ereignis.

Umfassende Untersuchungen der Extremsportlerin

Bevor sie die Höhle betrat, wurden umfassende Analysen ihrer Großhirnrinde und kognitiven Fähigkeiten mittels neuropsychologischer, klinischer und experimenteller Verfahren durchgeführt. Dabei wurden sowohl ihr logisches Denken als auch ihr semantisches Erinnerungsvermögen geprüft. Das in Madrid ansässige Beratungsunternehmen für Schlafgesundheit, Kronohealth, nahm ebenfalls eine Untersuchung von Flaminis Herzrhythmus und Schlafverhalten im unterirdischen Bereich vor.

Julio Santiago, der der Abteilung für experimentelle Psychologie und Verhaltensphysiologie an der Universität Granada angehört, hat die Auswirkungen von sozialer Isolation und temporärer extremer Desorientierung auf Flaminis Zeitwahrnehmung beobachtet und analysiert. Des Weiteren haben Forscherteams für klinische und experimentelle Neuropsychologie an der Universität Almería die potenziellen neuropsychologischen und kognitiven Veränderungen untersucht, die durch das Experiment infolge von extremer Einsamkeit, Lichtmangel und kognitiver sowie sozialer Isolation, denen Flaminis ausgesetzt war, entstehen könnten.

Keinerlei Kontakt zur Außenwelt

Flamini, eine leidenschaftliche Solo-Kletterin und Expertin in Selbstversorgung, hatte bereits vor zwei Jahren die Produktionsgesellschaft Dokumalia mit ihrem Konzept angesprochen, in dem sie plante, 500 Tage lang isoliert in einer Höhle, ohne Verbindung zur Außenwelt zu verbringen. Laut Elena Mera, einer Sprecherin des Timecave-Projekts, handelt es sich bei dem Rekordversuch um eine große Herausforderung.

„Es war eine persönliche Herausforderung, die sie zu bewältigen hatte, wie viele andere zuvor.“

Die Abenteurerin, von Experten als äußerst zielstrebig und entschieden charakterisiert, meisterte die Strapazen völlig auf sich gestellt. Ihre technische Ausstattung umfasste lediglich einen Laptop, der ausschließlich zum Senden, nicht jedoch zum Empfangen von Informationen genutzt werden konnte. Des Weiteren verfügte sie über zwei Gopro-Kameras, um ihre Erlebnisse festzuhalten.

Mithilfe der Gopros hielt sie unter anderem ihre Ernährungs- und Trainingsgewohnheiten, gute sowie schlechte Tage und alle Arten von Schwierigkeiten und Herausforderungen fest, denen sie während der 500 Tage begegnete – einschließlich der Veränderungen in ihrem Körper und ihrem Gemütszustand.

Starke Gefühlsschwankungen beim Höhlenaufenthalt

Im Verlauf des wegweisenden Experiments berichtete Flamini von Erfahrungen wie dem Eindruck, in einer endlosen Zeitschleife gefangen zu sein, die erst gegen 4 Uhr morgens endet. Sie durchlebte starke Stimmungsschwankungen, extreme Angstzustände und Euphorie, Halluzinationen, existenzielle Fragen über den Sinn des Lebens sowie Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme.

Während ihrer Zeit in der Höhle hielten ein Team aus Psychologen, Forscherinnen, Höhlenforschern und Sporttrainerinnen ohne direkten Kontakt stets Verbindung zu der Athletin und wurden kontinuierlich über ihr Wohlbefinden informiert. Laut Mera übergab Flamini ihre Aufnahmen an einem vorab vereinbarten Ort innerhalb der Höhle, damit die Produzenten das gesamte Filmmaterial sichten und zusammenstellen konnten.

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