Keine Gesundheitsgefahr

Grippeimpfung in der Schwangerschaft schadet Kindern nicht

Robert Klatt

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Eine Grippeimpfung während der Schwangerschaft erhöht beim Kind nicht das Risiko für Asthma, Autismus oder anderen Krankheiten.

Ottawa (Kanada). Das Komplikationsrisiko bei einer Grippe ist bei Schwangeren signifikant erhöht. Die Rate von Hospitalisierungen in dieser Gruppe ist zum Beispiel fast 7-fach so hoch wie in der übrigen Bevölkerung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt deshalb bereits sehr mehreren Jahren Schwangere bei der jährlichen Grippeimpfung priorisiert zu behandeln. Studien haben bereits belegt, dass dies nicht nur die Mütter schützt, sondern auch die Kinder in ihren ersten Monaten nach der Geburt mit Antikörpern versorgt.

Laut einer Publikation von Manish Patel von der US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) im Fachmagazin JAMA lässt sich trotz dieser wissenschaftlich belegten Vorteile nur eine Minderheit aller Schwangeren gegen die Grippe impfen. In der kanadischen Provinz Nova Scotia lag deren Anteil zwischen Oktober 2010 und März 2014 bei knapp einem Drittel.

Angst vor Komplikationen

Wissenschaft vom Children’s Hospital of Eastern Ontario sehen als Hauptgrund für die Zurückhaltung vieler Schwangerer bei der Grippeimpfung die Angst vor möglichen Langzeitfolgen für das Kind. Das Team um Deshayne Fell hat deshalb laut ihrer im Fachmagazin JAMA erschienen Studie analysiert, ob eine Grippeimpfung der Mutter tatsächlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit oder Entwicklung ihres Kindes hat.

Gesundheitsdaten von 28.255 Kindern

Als Datenbasis nutzen die Wissenschaftler Krankenhausregister und ärztlichen Abrechnungen von 28.255 Kindern aus Nova Scotia. Weil in Nova Scotia alle Einwohner über eine staatliche Krankenversorgungen verfügen, eignet sich diese Provinz besonders gut für eine bevölkerungsweite Kohortenstudie. Die Forscher konnten sich so sicher sein, dass alle Krankheiten dokumentiert wurden.

Die Analyse zeigt, dass sich urban lebende Schwangere häufiger impfen lassen als Schwangere auf dem Land. Außerdem ist die Impfquote trotz der kostenlosen Behandlung in Nova Scotia bei Frauen aus Familien mit höherem Einkommen überdurchschnittlich. Erhöht wird die Impfquote außerdem durch Vorerkrankungen bei den Schwangeren, weil diese dadurch häufiger Kontakt mit einem Arzt haben und so eher für die Impfung motiviert werden können.

Risiko von Krankheiten nicht erhöht

Laut der Auswertung der Gesundheitsdaten erhöht die Impfung das Risiko von immunologischen Erkrankungen wie Asthma in den ersten zwei bis fünf Lebensjahren nicht. Otitis media und andere Infektionen treten ebenfalls nicht häufiger bei Kindern auf, deren Mütter in der Schwangerschaft gegen Grippe geimpft wurde. Auch Krebserkrankungen, Hör- oder Sehbeeinträchtigungen und andere Erkrankungen ohne Beteiligung des Immunsystems treten in beiden Gruppen gleich oft auf.

Die Daten zeigen somit deutlich, dass eine Grippeimpfung in der Schwangerschaft sich nicht negativ auf das Kind auswirkt. Bestätigt wird dies auch durch eine Studie aus Dänemark (JAMA Pediatrics), die untersucht hat, ob eine Impfung von Schwangeren gegen die Schweinegrippe zu mehr Asthmaerkrankungen bei den Kindern führt sowie eine Studie aus Schweden (JAMA Pediatrics), laut der Grippeimpfung während der Schwangerschaft nicht das Risiko für Autismus beim Kind erhöht.

JAMA, doi: 10.1001/jama.2021.7776

JAMA, doi: 10.1001/jama.2021.6778

JAMA Pediatrics, doi: 10.1001/jamapediatrics.2016.4023

JAMA Pediatrics, doi: 10.1001/jamapediatrics.2016.3609

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