Bessere Behandlung

Früherkennung von Demenz neun Jahre vor der Diagnose möglich

Robert Klatt

Mann mit fortgeschrittener Demenz )kcotS ebodAcodhtap(Foto: © 

Eine entstehende Demenz kann anhand von Gesundheitsdaten und Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit bereits neun Jahre vor der ersten Symptomen erkannt werden. Die Früherkennung könnte die Therapie der neurodegenerativen Erkrankungen deutlich verbessern.

Cambridge (England). Die Behandlung von neurodegenerativem Erkrankungen wie Demenz und Parkinson ist aktuell nur sehr eingeschränkt möglich. Dies beruht unter anderem darauf, dass diese Krankheitsbilder in der Regel erst dann entdeckt werden, wenn bereits Symptome auftreten. Dabei hat der schädigende Prozess im Nervensystem möglicherweise schon lange vorher begonnen. Bisher war ungewiss, ob es machbar ist, Veränderungen in der Gehirnfunktion vor dem Erscheinen der ersten Symptome zu erfassen.

Laut einer Publikation im Fachmagazin Alzheimer’s & Dementia haben Wissenschaftler der Universität Cambridge und dem Cambridge University Hospitals deshalb Gesundheitsdaten der UK Biobank analysiert. Diese Datenbank enthält anonymisierte Daten bezüglich Genetik, Lebensstil und Gesundheit von 500.000 britischen Teilnehmern zwischen 40 und 69 Jahren.

UK Biobank informiert über kognitive Leistungsfähigkeit

Neben den gesundheitsbezogenen Informationen und der Krankheitsgeschichten der Teilnehmenden umfasst die UK Biobank auch eine Vielzahl weiterer Testdaten. Dazu gehörten unter anderem Aspekte wie Problemlösefähigkeit, Gedächtnisleistung, die Rückschlüsse auf die kognitive Leistungsfähigkeit eines Menschen erlauben, sowie die Reaktionsgeschwindigkeit und Handkraft, aber auch Angaben zu Gewichtsveränderungen und der Häufigkeit von Stürzen. So konnte im Nachhinein untersucht werden, ob es bereits zu Beginn der Datenerhebung. Es konnte so untersucht werden, ob es bereits zu Beginn der Datenerhebung, also fünf bis neun Jahre vor der Diagnose, Diagnose für die Entstehung von Demenz gab.

Früherkennung von Früherkennung möglich

Personen, bei denen sich im weiteren Verlauf Alzheimer manifestierte, zeigten im Vergleich zu gesunden Individuen schwächere Leistungen bei Aufgaben wie Problemlösen, Reaktionsgeschwindigkeit, Merkfähigkeit von Zahlenfolgen, dem Erinnern an zukünftige Handlungen und dem Zuordnen von Paaren. Ähnliches galt für diejenigen, die eine weniger verbreitete Demenzform, die sogenannte frontotemporale Demenz, ausbildeten.

Es zeigte sich, dass jene, bei denen sich später Alzheimer herausbildete, im Vergleich zu gesunden Erwachsenen in den vergangenen zwölf Monaten eher einen Sturz erlitten hatten. Patienten, bei denen später die seltene neurologische Störung Progressive Supranukleäre Blickparese (PSP), eine Erkrankung, die das Gleichgewicht beeinträchtigt, diagnostiziert wurde, hatten im Vergleich zu gesunden Personen mehr als doppelt so oft einen Sturz erlebt. Wie Nol Swaddiwudhipong erklärt, ist es somit möglich Demenz bereits Jahre vor den ersten offensichtlichen Symptome zu erkennen.

„Als wir auf die Krankheitsgeschichten der Patienten zurückblickten, wurde deutlich, dass sie bereits einige Jahre vor dem Auftreten offensichtlicher Symptome kognitive Beeinträchtigungen aufwiesen. Die Beeinträchtigungen waren oft subtil, aber in mehreren Aspekten der Kognition vorhanden. Dies ist ein Schritt in Richtung einer möglichen Früherkennung bei Menschen mit dem höchsten Risiko, zum Beispiel bei Personen über 50 oder bei denen, die hohen Blutdruck haben oder nicht genügend körperliche Aktivität ausüben, und einer früheren Intervention, um ihnen zu helfen, ihr Risiko zu verringern.“

Identifikation von Probanden für klinische Studie

Dr. Tim Rittman unterstreicht, dass es keinen Anlass zur übermäßigen Sorge gibt, wenn jemand etwa Schwierigkeiten hat, Zahlen zu erinnern. Es ist normal, dass einige gesunde Menschen in bestimmten Bereichen besser oder schlechter abschneiden als ihre Altersgenossen. Er betont jedoch, dass jeder, der Bedenken hat oder feststellt, dass sein Gedächtnis oder Erinnerungsvermögen nachlässt, seinen Hausarzt aufsuchen sollte.

Des Weiteren hebt Dr. Rittman hervor, dass die Ergebnisse auch dazu beitragen könnten, Personen zu identifizieren, die an klinischen Studien für potenzielle neue Behandlungsmethoden teilnehmen könnten. Die Herausforderung bei klinischen Studien besteht darin, dass sie zwangsläufig oft Patienten mit einer bereits gestellten Diagnose einschließen. Dabei ist bekannt, dass diese Patienten zu diesem Zeitpunkt bereits einen bestimmten Krankheitsverlauf hinter sich haben und ihr Zustand nicht mehr gestoppt werden kann. Wenn es gelingt, diese Personen frühzeitig zu finden, besteht eine größere Chance, die Wirksamkeit von Medikamenten zu überprüfen.

Alzheimer’s & Dementia, doi: 10.1002/alz.12802

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