Unterhaut-Fettzellen

Blauer Anteil des Sonnenlichts hilft beim Fettabbau

 Robert Klatt

Unterhaut-Fettzellen nach der Bestrahlung mit blauem Licht (links) - Kontroll-Unterhaut-Fettzellen ohne Bestrahlung (rechts) )stropeR cifitneicS.la te avosurdnO(Foto: © 

Versuche mit Unterhaut-Fettzellen zeigten, dass eine Bestrahlung mit blauem Licht ihren Fettanteil signifikant reduziert. Verantwortlich dafür ist vermutlich der auch in den Augen vorkommenden Farbstoff Melanopsin, der als Lichtsensor dient.

Edmonton (Kanada). In gemäßigten und kalten Regionen der Erde haben die Jahreszeiten einen großen Einfluss auf die meisten Menschen. Laut einer im Fachmagazin PNAS publizierten Studie verändert sich im Winter unter anderem die Aktivität des Gehirns. Außerdem neigen Menschen während den kalten und dunklen Perioden vermehrt zu Depressionen und nehmen oft an Gewicht zu, weil sie aufgrund des Wetters kalorienhaltigere Lebensmittel bevorzugen.

Wissenschaftler der University of Alberta haben nun durch einen Zufall herausgefunden, dass nicht nur die Ernährung, sondern auch die anderen Lichtverhältnisse im Winter die Entstehung von Übergewicht begünstigen könnten. Eigentlich wollten die Forscher laut der im wissenschaftlichen Journal Scientific Reports veröffentlichten Studie untersuchen, ob es biotechnologisch möglich ist Fettzellen so zu verändern, dass diese selbstständig Insulin erzeugen.

Blaues Licht sorgt für Fettabbau

Dazu bestrahlten die Wissenschaftler um Studienleiterin Katarina Ondrusova Unterhaut-Fettgewebe mit verschiedenen Wellenlängen des Sonnenlichts. Es zeigte sich dabei anhand von elektrophysiologischen Messungen, dass die Fettzellen der Unterhaut auf blaues Licht reagieren. Die gemessene Stromstärke nahm dabei proportional zur Stärke des Lichts zu.

Überraschenderweise veränderten die Fettzellen nach mehreren Tagen unter dem blauen Licht ihre Form. Eine Analyse zeigte, dass die Fettanteile weniger und kleiner wurden und dass der Fettgehalt der Zellen sich signifikant geringer wurde. Die Wissenschaftler vermuteten daher, dass das Unterhaut-Fettgewebe über einen Lichtsensor verfügt, der auch die Fetteinlagerung steuert.

Farbstoff Melanopsin in den Fettzellen gefunden

Eine weitere Untersuchung belegte schließlich, dass in den Fettzellen, der auch in der Netzhaut des Auges vorkommende, lichtempfindlichen Farbstoff Melanopsin enthalten ist. Der Farbstoff dient im Auge zur Steuerung der inneren Uhr und nimmt den Tag-Nacht-Wechsel wahr. Am Sehsinn ist er hingegen nicht beteiligt. Es ist daher wahrscheinlich, dass Melanopsin auch den Fettzellen als Lichtsensor dient.

Licht beeinflusst Fettverbrennung

Laut Peter Light, Co-Autor der Studie „stehen die Wissenschaftler noch am Anfang, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Licht, das den Tagesrhythmus des Menschen reguliert, auch auf die Fettzellen unter unserer Haut wirkt.“ Light fügt hinzu, dass „gleiche Signalweg als Sensor wirken und beeinflussen könnte, wie viel Fett wir Menschen in Abhängigkeit von der Jahreszeit verbrennen.“

Ein Großteil des Sonnenlichts wird von der Haut abgefangen und kann das Fettgewebe nicht erreichen. Beim blauen Sonnenlicht gelangen etwa 1,5 bis 2 Prozent zum Unterhaut-Fettgewebe. Menschen, die sich viel im Sonnenlicht aufhalten, könnten so möglicherweise zum Rückgang der Fettzellen beitragen. Wie Light erklärt „könnte das spärliche Licht in den Wintermonaten umgekehrt die Einlagerung von Fett fördern und so zu dem typischen Gewichtszuwachs beitragen, den viele von uns im Winter erleben.“

Evolutionär sinnvoller Prozess

Die Wissenschaftler halten diesen Prozess auch aus evolutionärer Perspektive für sinnvoll, weil dies den Menschen vor Beginn der kalten Jahreszeiten unbewusst dazu gebracht haben könnte eine Fettschicht für die entbehrungsreichen Monate anzulegen.

Light weist jedoch daraufhin, dass trotz der neuen Erkenntnisse, die ein komplett neues Forschungsfeld öffnen, Menschen nicht zum Abnehmen auf die Sonnenbank gehen sollten. Derzeit ist noch nicht bekannt welche Dauer und Intensität des blauen Lichts nötig ist, um den zum Fettabbau nötigen Signalweg zu aktivieren und ob dies überhaupt eine Möglichkeit ist überschüssiges Gewicht zu verlieren.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-16689-4

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