274 Meter

Tiefes Blue Hole vor der Küste Mexikos entdeckt

Robert Klatt

Taam ja' aus der Luft und bei einem Tauchgang ).la te atreuH-acerréclA/.icS .raM .tnorF(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • In der Bucht von Chetumal (Mexiko) wurde ein 274 Meter tiefes Blue Hole entdeckt, das das zweittiefste, bekannte Blue Hole der Erde ist
  • Obwohl dessen Wasser sauerstoffarm ist und eine besondere Wasserchemie besitzt, gibt es im Blue Hole Taam ja' (tiefes Wasser) viel Leben

In der Bucht von Chetumal (Mexiko) wurde ein tiefes Blue Hole entdeckt, das trotz seiner sauerstoffarmen Bedingungen viel Leben beheimatet.

Chetumal (Mexiko). Blue Holes sind bodenlos erscheinende, kreisrunden Abgründe im Riffdach oder im küstennahen Gestein. Laut Tauchern ist das Hinabgleiten in die Dunkelheit eines solches Blue Holes ein einzigartiges Erlebnis. Leider gehören Blue Holes aber zu den gefährlichsten Tauchgründen der Erde. Am Blue Hole Dahab vor der Sinaiküste sollen seit den 1980er-Jahren bereits etwa 300 Menschen gestorben sein. Ein Großteil der Leichen konnte bis heute nicht aus dem über 100 Meter tiefen Loch geborgen werden.

Es gibt aber noch deutlich tiefere Blue Holes. Den Rekord hält das auch als Drachenloch bekannte Yongle Blue Hole im Südchinesischen Meer mit einer Tiefe von 300,89 Metern. Bisher lag das 202 Meter tiefe Dean's Blue Hole vor Clarence Town auf Long Island auf dem zweiten Platz.

Blue Hole in der Bucht von Chetumal

Laut dem National Council of Science and Technology (CONACYT) hat ein Team um Juan C. Alcérreca-Huerta vom Forschungszentrum El Colegio de la Frontera Sur (ECOSUR) nun in der Bucht von Chetumal in Mexiko das zweittiefstes Blue Hole der Welt entdeckt. Sie tauften das 274,4 Meter tiefe Blue Hole auf den Namen Taam ja'. Dies bedeutet in der Sprache der Maya „tiefes Wasser“.

Das Blue Hole, gelegen im Südosten der mexikanischen Halbinsel Yucatán, wurde im September 2021 entdeckt und eingehend erforscht. Die Forschergruppe hat kürzlich ihre Erkenntnisse in der renommierten Fachzeitschrift Frontiers in Marine Science publiziert. Laut dieser Studie erstreckt sich die kreisförmige Öffnung in etwa fünf Metern Tiefe über eine Fläche von 13.690 Quadratmetern. Die Wissenschaftler konnten durch den Einsatz präziser Echolot-Techniken das Bodenprofil des Blue Hole detailliert abbilden und stellten dabei fest, dass die maximale Tiefe bei beachtlichen 274,4 Metern unter dem Meeresspiegel liegt.

Blue Hole Taam ja' im Südosten der Halbinsel Yucatán
Blue Hole Taam ja' im Südosten der Halbinsel Yucatán ).la te atreuH-acerréclA/.icS .raM .tnorF(Foto: ©

Sauerstoffarme Lebensbedingungen im Blue Hole

Die Blue Hole-Flanken weisen eine bemerkenswerte Steilheit auf, mit einer durchschnittlichen Neigung von 80 Grad. Die Forscher identifizierten signifikante Differenzen im Sauerstoffgehalt, der Temperatur und dem Salzgehalt zwischen dem Wasser des Blue Hole und der umgebenden Meeresumgebung. Innerhalb der Wassersäule des Blue Hole selbst wurde eine ausgeprägte Schichtung festgestellt, wobei eine sauerstoffarme Zone bereits in einer Tiefe von fünf Metern beginnt.

Ab einer Tiefe von 110 Metern unter dem Meeresspiegel herrscht nahezu vollständige Sauerstofflosigkeit. Trotz des niedrigen Sauerstoffgehalts und der besonderen Wasserchemie, die durch die Auflösung von Kalkstein entsteht, beheimaten solche Gebiete eine beachtliche Anzahl von Meeresorganismen, einschließlich Mikroorganismen, Würmern und Weichtieren. Die sauerstoffarmen Bedingungen tragen zudem zur Erhaltung von Fossilien bei, die unter anderen Umständen nicht bewahrt werden könnten.

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