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Paracetamol könnte bald aus Abfallnebenprodukt hergestellt werden

Robert Klatt

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Die Pharmaindustrie verwendet Rohöl in vielen Medikamenten und ist daher sehr umweltschädlich. Paracetamol und Ibuprofen, die beiden am häufigsten verwendeten Schmerzmittel, könnten bald nachhaltig aus einem Abfallnebenprodukt der Papierindustrie produziert werden.

Bath (England). Laut einer Studie von The Conversation verursacht die Pharmaindustrie im Verhältnis zu ihrem Umsatz deutlich höhere CO₂-Emissionen als die Autobranche. Es wird somit deutlich, dass auch die Pharmabranche ihre Emissionen reduzieren muss, um den Klimawandel zu bekämpfen.

„Gemäß unseren Berechnungen ist der Pharmamarkt 28 Prozent kleiner, jedoch 13 Prozent umweltschädlicher als der Automobilsektor.“

Ein Großteil der CO₂-Emissionen der Pharmaindustrie geht auf chemische Vorläuferstoffe auf Basis von Rohöl zurück, die für viele Medikamente benötigt werden.

Pflanzlicher Rohstoff statt Rohöl

Forscher der Universität Bath haben nun eine Möglichkeit entdeckt, mit der die beiden am häufigsten verwendeten Schmerzmittel, Paracetamol und Ibuprofen, ohne Vorläuferstoffe aus Rohöl produziert werden können. Laut der Publikation im Fachmagazin ChemSusChem nutzen sie stattdessen β-Pinen, eine in Kiefern natürlich vorkommende Verbindung, die als Abfallprodukt der Papierindustrie entsteht.

Die Wissenschaftler um Dr. Josh Tibbetts haben β-Pinen erfolgreich in die beiden Schmerzmittel umgewandelt. Überdies konnten sie weitere Vorläuferchemikalien aus Terpentin, darunter 4-HAP (4-Hydroxyacetophenon), das der Vorläufer von Medikamenten einschließlich Betablockern und dem Asthma-Inhalationsmedikament Salbutamol ist, sowie von anderen weitverbreiteten Stoffen in Parfüms und Reinigungsprodukten synthetisieren.

Bio-Raffinerie statt Erdöl                                                                      

Das neue Verfahren soll laut ihnen Rohölprodukte in der Chemie durch eine nachhaltiger nachhaltigere ersetzen.

„Die Verwendung von Öl zur Herstellung von Arzneimitteln ist nicht nachhaltig. Es trägt nicht nur zu steigenden CO₂-Emissionen bei, sondern der Preis schwankt auch stark, da wir stark von der geopolitischen Stabilität der Länder mit großen Ölreserven abhängig sind, und es wird nur teurer werden. Statt mehr Öl aus dem Boden zu extrahieren, wollen wir dieses in Zukunft durch ein Bio-Raffinerie-Modell ersetzen.“

Die auf Terpentin basierende Bio-Raffinerie verwendet stattdessen chemische Abfallprodukte aus der Papierindustrie, aus denen verschiedene Chemikalien nachhaltig produziert werden können. Anstatt Chemikalien in einen großen Reaktor zu geben, um separate Chargen von Produkten zu erzeugen, verwendet die Methode kontinuierliche Durchflussreaktoren, was bedeutet, dass die Produktion ununterbrochen und leichter zu skalieren ist.

Aktuell ist das neue Herstellungsverfahren noch teurer als Rohstoffe aus Rohöl. Die Forscher hoffen aber, dass Kunden bereit sind, einen geringfügig höheren Preis für vollständig pflanzenbasiert Produkte zu bezahlen.

ChemSusChem, doi: 10.1002/cssc.202300670

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