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Industrie, Gebäudetechnik und Labore setzen immer häufiger auf hochreines, entmineralisiertes Wasser, um Heizkreisläufe, Prozesskälte und sensible Messsysteme zu schützen. Gleichzeitig warnt die Forschung seit Jahren davor, dass extrem salzarmes Wasser als Trinkwasserersatz den Elektrolythaushalt verändern und Korrosionsprozesse in Rohrleitungen beeinflussen kann. Neue Daten zu Leitfähigkeit im Bereich unter 1 Mikrosiemens pro Zentimeter, zu Laborwasser Normen und zum Trinkwasser Mineralgehalt schärfen nun den Blick darauf, wann Entmineralisiertes Wasser ein Sicherheitsgewinn ist und wann es zusätzliche Kontrollmechanismen erfordert.
Entmineralisiertes Wasser ist chemisch gesehen Wasser, aus dem ein Großteil der im Leitungswasser enthaltenen Ionen entfernt wurde. In technischen Systemen lässt sich dieser Zustand über den Parameter elektrische Leitfähigkeit beschreiben, der bei hochreinen Qualitäten deutlich unter 1 Mikrosiemens pro Zentimeter liegt und bei Ultra-Reinstwasser häufig die Grenze von 0,1 Mikrosiemens pro Zentimeter unterschreitet. Je weniger gelöste Salze vorhanden sind, desto schlechter leitet das Wasser elektrischen Strom und desto stärker weichen seine Eigenschaften von denen gewöhnlichen Trinkwassers ab. Für viele Anwendungen in Chemie, Medizin, Elektronikfertigung und Heiztechnik ist diese Reinstwasser Qualität entscheidend, weil sie Ablagerungen auf Wärmetauschern reduziert, Messungen im niedrigen Leitfähigkeitsbereich erlaubt und die Zusammensetzung von Prozessmedien exakt kontrollierbar macht. Parallel steigt die Nachfrage nach demineralisiertem Prozesswasser auch durch energieeffizientere Anlagentechnik, in der enge Toleranzbereiche für Temperatur, pH-Wert und Leitfähigkeit vorgegeben sind.
Gleichzeitig taucht Entmineralisiertes Wasser zunehmend in Kontexten auf, die früher ausschließlich vom klassischen Trinkwasser dominiert wurden. Haushaltsübliche Umkehrosmoseanlagen erzeugen aus Leitungswasser teilentsalztes Wasser, das sich nachgelagert remineralisieren lässt, während industrielle Anlagen vollständige Entsalzung für Kessel- und Speisewasser realisieren. In Deutschland ist das Spannungsfeld zwischen technischer Notwendigkeit und gesundheitlichen Fragen besonders sichtbar, weil hohe Anforderungen an Trinkwasser Mineralgehalt und Hygiene gelten und parallel immer komplexere Heizungs- und Kühlsysteme in Gebäuden installiert werden. Beiträge zur Qualität von Leitungswasser, etwa zur Frage, ob Leitungswasser bedenkenlos trinkbar ist, bilden dabei den Referenzrahmen für die Bewertung von hochaufbereitetem Wasser und zeigen, dass Mineralstoffe wie Calcium und Magnesium im Alltag vor allem über feste Nahrung aufgenommen werden, im Wasser aber eine wichtige Ergänzungsrolle spielen. Qualität von Leitungswasser in Deutschland wird dadurch zum Ausgangspunkt, um die Rolle von Entmineralisiertes Wasser in Technik und Alltag neu einzuordnen.
In der Heizungs- und Kältetechnik ist Entmineralisiertes Wasser inzwischen weit mehr als eine Nischenlösung. Hersteller moderner Wärmeerzeuger verlangen in ihren Unterlagen zunehmend Füllwasserqualitäten mit sehr geringer Gesamthärte und definierter elektrischer Leitfähigkeit, um Schäden durch Kalkablagerungen und elektrochemische Korrosion zu vermeiden. Gleichzeitig geben technische Richtlinien wie die VDI 2035 Grenzwerte für die Gesamthärte in Grad deutscher Härte und für die Leitfähigkeit bei 25 Grad Celsius vor, wobei im salzarmen Betrieb typischerweise Werte deutlich unter 100 Mikrosiemens pro Zentimeter gefordert werden. In diesem Kontext wird demineralisiertes Prozesswasser eingesetzt, dessen Leitfähigkeit Messung im laufenden Betrieb häufig online erfolgt, um bei Nachspeisung oder Leckagen sofort reagieren zu können. Anbieter von Heizungswasser bieten heute Qualitäten an, die mit einer elektrischen Leitfähigkeit unter 0,1 Mikrosiemens pro Zentimeter und Gesamthärten unter 0,01 Grad deutscher Härte spezifiziert werden, um selbst bei sehr kompakten Wärmetauschern stabile Betriebsbedingungen zu gewährleisten.
Die Rolle von Entmineralisiertes Wasser geht jedoch weit über Heizungskreise hinaus. In der Prozesskühlung von Laseranlagen, Rechenzentren oder Kunststoffmaschinen verhindert ein nahezu ionenfreies Medium die Bildung leitfähiger Beläge in Kunststoff- und Metallrohren, was Kurzschlüsse an Hochspannungsbauteilen und Strömungsblockaden in engen Kanälen reduziert. Gleichzeitig müssen Korrosionsschutz Anlagen so ausgelegt werden, dass sie mit der sehr niedrigen Salzfracht kompatibel sind, da klassische Inhibitorsysteme oftmals auf bestimmten Ionenstärken basieren. In Laboren definieren internationale Laborwasser Normen, welche Leitfähigkeit, welcher Gesamtkohlenstoffgehalt und welche Keimzahlen für Typ-I-, Typ-II- oder Typ-III-Laborwasser zulässig sind, um etwa chromatografische Trennungen, Zellkulturen oder Spektroskopie reproduzierbar zu halten. Entmineralisiertes Wasser bildet auch hier die Basis, die je nach Bedarf über Mischbettharze, Umkehrosmose, Elektrodeionisation oder Destillation erzeugt und in Edelstahl- oder Kunststoffleitungen mit zirkulierenden Ringtaktsystemen verteilt wird.
Während Entmineralisiertes Wasser in technischen Systemen klare Vorteile bietet, stellt sich für Verbraucher immer wieder die Frage, wie sich dauerhaftes Trinken solcher Qualitäten auf den Organismus auswirkt. Internationale Übersichtsarbeiten zur Rolle von Mineralstoffen im Trinkwasser weisen darauf hin, dass Wasser mit sehr niedriger Gesamtsalzkonzentration die Zufuhr von Calcium und Magnesium im Vergleich zu herkömmlichem Leitungswasser vermindert und dadurch langfristig den Mineralhaushalt beeinflussen kann. Studien berichten, dass bei intensiver körperlicher Belastung und gleichzeitiger Aufnahme mehrerer Liter sehr mineralarmen Wassers akute Störungen des Elektrolythaushalts bis hin zu Hyponatriämie und neurologischen Symptomen beobachtet wurden. In epidemiologischen Auswertungen wurden Regionen mit sehr geringem Trinkwasser Mineralgehalt mit einer erhöhten Rate bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Frakturen in Verbindung gebracht, wobei der kausale Beitrag des Wassers gegenüber anderen Lebensstilfaktoren weiterhin untersucht wird.
Typischerweise unterscheiden Fachleute deshalb zwischen Wasser für technische Zwecke und Wasser, das zum Trinken genutzt wird. Bei Umkehrosmoseanlagen für den Haushalt wird das Filtrat häufig über Kartuschen wieder mineralisiert, um die ionische Zusammensetzung näher an natürliches Trinkwasser anzunähern und gleichzeitig Geschmacks- und Korrosionsaspekte zu berücksichtigen. Aktuelle Arbeiten zur Remineralisierung von Osmose- und Entsalzungswasser untersuchen, wie die gezielte Zugabe von Magnesiumsalzen sowohl die Verfügbarkeit essenzieller Mineralstoffe als auch das mikrobielle Wachstum in Verteilnetzen beeinflusst. In diesem Spannungsfeld entstehen neue Empfehlungen, die Mindestkonzentrationen bestimmter Mineralien im Trinkwasser definieren und Extremwerte sehr niedriger Leitfähigkeit kritisch diskutieren. Zugleich zeigen Untersuchungen zur Verbreitung von Lithium oder anderen Spurenelementen im Trinkwasser, dass auch übermineralisierte oder asymmetrisch mineralisierte Wässer gesundheitliche Risiken bergen können, sodass die Debatte um optimale Parameter weit über Entmineralisiertes Wasser hinausreicht.
Typische Kenngrößen, die in diesem Zusammenhang diskutiert werden, sind etwa:
Aktuelle Leitlinien empfehlen, Trinkwasser aus extrem salzarmen Quellen nicht über längere Zeit als einzige Flüssigkeitsquelle zu nutzen, insbesondere nicht bei Säuglingen und Menschen mit erhöhtem Flüssigkeitsbedarf. Gleichzeitig weisen Ernährungsmediziner darauf hin, dass eine ausgewogene Ernährung den größten Anteil an Mineralstoffzufuhr liefert und dass moderate Unterschiede im Trinkwasser Mineralgehalt für gesunde Erwachsene meist weniger bedeutsam sind als Gesamtverhalten, körperliche Aktivität und Medikamenteneinnahme. Die Diskussion um Entmineralisiertes Wasser zeigt damit exemplarisch, wie technischer Fortschritt in der Wasseraufbereitung gesundheitliche Chancen eröffnet, zugleich aber ein sorgfältiges Monitoring von Elektrolyten, pH-Wert und Aufbereitungsrückständen erfordert.
Technische Betreiber schätzen Entmineralisiertes Wasser, weil es Ablagerungen und klassische Kalkprobleme reduziert, zugleich verändert es jedoch das Korrosionsverhalten von Metallen. Elektrotechnische Grundlagen machen deutlich, dass die Korrosionsstromdichte in vielen Fällen mit zunehmender Leitfähigkeit des Mediums steigt, sodass salzarme Betriebsweisen in geschlossenen Kreisläufen einen wirksamen Beitrag zum Korrosionsschutz leisten können. Gleichzeitig zeigen detaillierte Versuchsreihen mit Kohlenstoffstahl und Edelstahl, dass extrem reines Wasser mit Leitfähigkeiten im Bereich von 0,05 Mikrosiemens pro Zentimeter unter bestimmten Bedingungen als besonders „hungrig“ gegenüber Metalloberflächen beschrieben wird: Das Wasser strebt einen Gleichgewichtszustand an und nimmt Ionen aus der Metalloberfläche auf, was zu messbaren Korrosionsraten im Bereich von einigen Zehntel Millimetern pro Jahr führen kann. Untersuchungen mit Gewichtsverlustmethoden und elektrochemischen Messungen dokumentieren, dass Edelstahl im Vergleich zu unlegiertem Stahl zwar deutlich beständiger ist, die Oberflächenchemie aber stark von Temperatur, Sauerstoffgehalt und Strömungsgeschwindigkeit abhängt.
Eine Bachelorthesis, die Korrosionsverhalten von Kohlenstoffstahl und Edelstahl in demineralisiertem und destilliertem Wasser untersuchte, fand etwa Korrosionsraten von rund 7,2 Mikrometern pro Jahr für Kohlenstoffstahl in demineralisiertem Wasser, während für Edelstahl noch geringere Werte, aber dennoch messbare Materialabträge berichtet wurden. Publikationen aus der Kraftwerkstechnik und aus Kühlkreisläufen zeigen ergänzend, dass schon geringe Konzentrationen von Chlorid- oder Sulfationen im Milligramm-pro-Liter-Bereich das Korrosionsverhalten drastisch verschieben können und dass strömungstechnische Faktoren wie hohe Fließgeschwindigkeiten in Engstellen lokale Angriffspunkte erzeugen. Vor diesem Hintergrund setzen Betreiber von Korrosionsschutz Anlagen zunehmend auf eine Kombination aus salzarmer Fahrweise, Entgasung zur Reduktion von Sauerstoff und der Auswahl korrosionsbeständiger Werkstoffe mit passivierenden Oberflächenfilmen. Die experimentellen Daten aus Arbeiten wie Effect of demineralized water on carbon steel and stainless steel helfen, die Spannweite möglicher Korrosionsraten in Entmineralisiertes Wasser genauer zu quantifizieren.
Parallel rückt die mikrobielle Seite immer stärker in den Fokus. Entmineralisiertes Wasser ist nicht automatisch steril, denn viele Mikroorganismen sind in der Lage, auch in ionenarmen Milieus zu überleben und Biofilme auf Oberflächen zu bilden. Untersuchungen von deionisiertem Wasser in Laborversorgungssystemen konnten nachweisen, dass sich trotz sehr niedriger Leitfähigkeit und geringer Nährstoffkonzentration typische Umweltorganismen auf Schläuchen, Tanks und Ionenaustauscherharzen ansiedeln. Dabei spielt Mikrobiologische Kontamination eine doppelte Rolle: Einerseits kann sie in technischen Systemen zu Biofouling führen, das Ventile und Membranen beeinträchtigt, andererseits ist sie für Labore problematisch, die mit Zellkulturen oder molekularbiologischen Methoden arbeiten, bei denen selbst geringste Fremd-DNA-Anteile stören. Gesundheitsbezogene Studien zu Opportunisten im Trinkwasser zeigen zudem, dass Wasseraufbereitung, Verteilnetze und Haushaltsfilter komplexe ökologische Nischen erzeugen, die nicht allein durch Mineralgehalt oder Desinfektionsmittel beschrieben werden können.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Entsalzungs- und Reinstwassertechnik entstehen neue Normen, die Laborwasser Normen, technische Regelwerke und Trinkwasservorschriften aufeinander abstimmen sollen. In der Gebäudetechnik legen Richtlinien nicht nur Grenzwerte für Gesamthärte und Leitfähigkeit fest, sondern beschreiben auch Prüfintervalle für pH-Wert, Sauerstoffgehalt und Korrosionsprodukte, die im Anlagenwasser zulässig sind. Gleichzeitig entwickeln Forschungsgruppen Konzepte, wie demineralisiertes Prozesswasser nach definierter Betriebszeit durch Filtration, Entgasung und Nachkonditionierung regeneriert werden kann, um Ressourcen zu schonen und die Standzeiten zu verlängern. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kopplung von physikalischen und chemischen Online-Sensoren, die kontinuierlich Leitfähigkeit Messung, Temperatur und partikuläre Belastung erfassen und so frühzeitig Abweichungen von der geplanten Reinstwasser Qualität melden.
Im Trinkwasserbereich konzentriert sich die aktuelle Forschung auf Strategien der gezielten Remineralisierung, die sowohl technische als auch gesundheitliche Ziele berücksichtigen. Studien zu Osmose- und Entsalzungswasser untersuchen, wie die Zugabe von Magnesium oder Calcium die Bioverfügbarkeit essenzieller Mineralstoffe verbessert und gleichzeitig die Gefahr von Korrosion in Rohrleitungen reduziert. Parallel dazu analysieren Arbeitsgruppen, welchen Einfluss die Zusammensetzung des Wassers auf Mikrobiologische Kontamination in Netzabschnitten und Hausinstallationen hat und wie Verkeimung trotz niedriger Nährstoffgehalte verhindert werden kann. Für Verbraucher gewinnt damit die Frage an Bedeutung, ob Trinkwasser aus Entmineralisiertes Wasser stammen sollte oder ob klassische Versorgerlösungen mit kontrolliertem Trinkwasser Mineralgehalt langfristig die robustere Option darstellen. Hintergrundberichte zu Umkehrosmose und zur Frage, ob Osmosewasser das Trinkwasser der Zukunft ist, zeigen, dass sich technische Lösungen wie Remineralisierungskartuschen und hybride Systeme zwischen Reinstwasser und klassischem Leitungswasser bereits etablieren. Umkehrosmose und Remineralisierung verdeutlichen, dass sich Entscheidungskriterien künftig stärker an klar definierten Zielgrößen orientieren dürften, etwa an spezifischen Konzentrationsbereichen für Calcium, Magnesium und Spurenelemente sowie an systematisch erfassten Langzeitdaten zur Gesundheit.
Springer, Health Effects of Demineralization Drinking Water; doi:10.1007/978-3-319-09593-6_7
German University in Cairo, Effect of demineralized water on carbon steel and stainless steel; doi:10.13140/RG.2.2.22719.71845