Jararaca-Lanzenotter

Wissenschaftler hat über 40.000 Mal Giftschlangen getreten

Robert Klatt

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Das Beißverhalten von giftigen Schlangen wurde bislang kaum untersucht. Ein brasilianischer Biologe hat deshalb ungewöhnliche Experimente durchgeführt.

São Paulo (Brasilien). João Miguel Alves-Nunes vom Instituto Butantan erklärt in einem Interview mit dem Fachmagazin Science, dass das Beißverhalten von giftigen Schlangen bisher kaum durch die Wissenschaft untersucht wurde. Der Biologie hat deshalb laut einer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports eine bislang einzigartige Studie durchgeführt, für die er mit einem speziellen Schutzstiefel 40.480 Mal Jararaca-Lanzenottern (Bothrops jararaca) leicht getreten hat. Die Tiere wurden bei den Versuchen nicht verletzt.

„Wenn man sich mit Malaria beschäftigt, kann man das Virus erforschen, das die Krankheit auslöst – aber wenn man nicht die Mücke untersucht, die sie überträgt, wird man das Problem nie lösen.“

In Südosten Brasiliens sind Jararaca-Lanzenottern die am häufigsten vorkommenden Schlangen mit Gift. Sie verursachen etwa 20.000 Vergiftungen bei Menschen jährlich.

Experimente mit 116 Schlangen

Der Biologe hat für seine Studie 116 Schlangen verwendet. Die Tiere wurden für die Versuche zu unterschiedlichen Uhrzeiten in ein etwa zwei Quadratmeter großes Areal gesetzt. Nach einer 15-minütigen Gewöhnungsphase hat Alves-Nunes entweder sanft auf den Kopf, Körper oder Schwanz oder neben die Schlange getreten. Laut seinen eigenen Aussagen hat er sich dank seiner speziellen Schutzstiefel dabei sichergefühlt und wurde nicht vergiftet. Lediglich bei anderen Experimenten mit einer Klapperschlange wurde der Stiefel durchdrungen und der Forscher musste im Krankenhaus behandelt werden.

„Leider musste ich feststellen, dass ich sowohl gegen das Gegengift als auch gegen Schlangentoxine allergisch bin.“

Beißverhalten der Jararaca-Lanzenotter offenbart

Laut den Experimenten ist das Beißrisiko bei kleineren Jararaca-Lanzenottern am höchsten. Die Stichprobe zeigt zudem, dass Weibchen bei höheren Temperaturen eher zubeißen und das Männchen nachts seltener beißen. Die Wahrscheinlichkeit eines Abwehrbisses nimmt zudem zu, wenn die Schlange am Kopf und nicht am Körper oder am Schwanz berührt wird.

„Hinzu kommt, dass die Weibchen aggressiver sind und eher zubeißen, vor allem wenn sie jung sind und tagsüber.“

Alves-Nunes hofft, dass seine Ergebnisse dabei helfen können, Gegengifte besser in der Region zu verteilen. Derzeit sind diese vor allem in großen Kliniken vorhanden, in die gebissene Menschen erst lange anreisen müssen.

„Indem wir unsere Daten mit Daten aus anderen Studien über die Verbreitung von Schlangen kombinieren, können wir die Orte ermitteln, an denen die Tiere mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressiv sind.“

Science, doi: 10.1126/science.za0ci0s

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-59416-6

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