Philautus nepenthophilus

Winziger Frosch lebt in fleischfressender Kannenpflanze

Robert Klatt

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Auf Borneo wurde ein winziger Frosch entdeckt, der auf und in der fleischfressenden Kannenpflanze lebt.

Bern (Schweiz). Borneo, eine Insel im Malaiischen Archipel in Südostasien, bietet mit ihren tropischen Regenwäldern zahlreichen Froscharten ideale Lebensbedingungen. Die Forschung findet im Hotspot der Amphibienvielfalt deshalb noch regelmäßig neue Arten. Leider ist Großteil deren Lebensräume durch die schnell fortschreitende Zerstörung aber stark bedroht.

Nun haben Wissenschaftler vom Naturhistorischen Museum Bern einen besonders spektakulären Frosch entdeckt. Bei Expeditionen im Pulong Tau Nationalpark in Sarawak fand das Team um Stefan Hertwig in einem Regenwald auf etwa 2.100 Meter Höhe mehrere Exemplare einer zuvor unbekannten Froschart. Laut ihrer Publikation im Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research gehören die 25 bis 30 Millimeter kleinen Amphibien zur Gruppe der tropischen Baumbewohner. Die sogenannten Ruderfrösche sind in Asien und Afrika weitverbreitet.

Ungewöhnliche Lebensweise der Kannenpflanzenfrösche

Ungewöhnlich ist jedoch die Lebensweise der sogenannten Kannenpflanzenfrösche. Die kleinen Amphibien verbringen einen Großteil ihres Lebens auf und sogar in der fleischfressenden Kannenpflanzen (Nepenthes mollis). Die Wissenschaftler gaben dem Frosch daher den Namen Philautus nepenthophilus – „die Kannenpflanze Nepenthes Liebender“.

Glatte Wände sind Falle der Kannenpflanze

Die Kannenpflanze über extrem glatte Wände, über die Insekten und Kleintiere in ihre Falle rutschen. Dort befindet sich eine Flüssigkeit mit Enzymen, die die Beute bei lebendigem Leibe verdaut. Kurioserweise legen Kannenpflanzenfrösche in dieser Flüssigkeit ihre ungewöhnlich großen Eier ab. Auch das Kennenlernen und die Paarung erfolgt auf der fleischfressenden Pflanze.

Die Kaulquappen entwickeln sich anschließend innerhalb der für andere Tierarten tödlichen Flüssigkeit der Kannenpflanze ohne äußere Nahrungszufuhr. Den Nährstoffbedarf decken die Kaulquappen vollständig aus dem Eidottervorrat in ihrem Darm. Wie die  heranwachsenden Frösche trotz der rutschigen Wände die Kannenpflanze verlassen können, konnten die Entdecker der Tierart bisher nicht klären.

Mutualismus zwischen Pflanze und Frosch

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Bindung der fleischfressenden Pflanze und der Kannenpflanzenfrösche eine Form des Mutualismus, also eine Verbindung zum beiderseitigen Vorteil, darstellt. „Die Frösche liefern der Pflanze mit den nitratreichen Eiern und den Ausscheidungen der Kaulquappen wertvolle Nährstoffe. Die Pflanze wiederum bietet einen exklusiven, geschützten Raum für die Entwicklung der Kaulquappen“, erklärt das Team.

Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research, doi: 10.1111/jzs.12465

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