Magnetfeldneigung

Wie Zugvögel immer wieder zu ihren Brutplätzen finden

Dennis L.

Es ist faszinierend: Jedes Jahr fliegen der Teichrohrsänger und andere Zugvögel tausende Kilometer von der südlichen Sahara zurück nach Europa und finden bis auf wenige Meter genau ihren Brutplatz wieder. Forscher haben nun eine neue These, die einfach erklären könnte, wie den Vögeln dies gelingt. )moc.hsalpsnuhgniS nayrA(Foto: © 

Obwohl der Teichrohrsänger und andere Zugvögel jedes Jahr tausende Kilometer von Afrika zurück nach Europa fliegen, finden sie jedes Mal ihren Brutplatz bis auf wenige Meter genau wieder. Forscher konnten nun herausfinden, wie ihnen das gelingt.

Oxford (Großbritannien). Jedes Jahr ziehen Tausende von Vogelarten während des Winters nach-Afrika in die südliche Sahara. Mit Beginn des Frühlings beginnen sie ihre Rückreise zu den europäischen Brutgebieten und nutzen dabei das Magnetfeld der Erde als Kompass. Wie sie dabei ihren Brutplatz bis auf wenige Meter genau wiederfinden, konnten nun Wissenschaftler erstmals genauer erklären.

Dazu sind britische und deutsche Ornithologen auf die Suche nach der Ursache für diesen erstaunlichen Orientierungssinn der Zugvögel gegangen. Sie berichten im Fachjournal Science, dass die Neigung, also der Winkel zwischen der Magnetfeldlinie und der Erdoberfläche, wahrscheinlich eine entscheidende Rolle bei ihrer Orientierung spielt.

Genaue Messungen des Erdmagnetfelds

Für ihre Studie verwendeten Tim Guilford und seine Kollegen von der Oxford Navigation Group an der Universität Oxford die Daten von fast 18.000 beringten Teichrohrsängern, die über mehrere Jahrzehnte zwischen 1940 und 2018 gesammelt wurden.

Parallel dazu analysierten sie das lokal wirkende geomagnetische Feld für die verschiedenen Gebiete in großen Teilen Europas. Die Ornithologen berücksichtigten nicht nur die magnetische Intensität (d. h. die Stärke eines Magneten), sondern auch die Inklination und die Deklination (auch Neigung genannt), d. h. den Winkel zwischen einer horizontalen Komponente der Magnetfeldlinien und dem geografischen Norden.

Abweichungen von nur rund 1,2 Kilometern zum Brutplatz

Die Forscher werteten all diese Daten in mehreren Schritten statistisch aus und konnten so die statistischen Wahrscheinlichkeiten für die exakte Rückkehr zu einem Brutplatz in Abhängigkeit von den verschiedenen Parametern des Erdmagnetfeldes ermitteln. Nach der Auswertung vieler verschiedener Faktoren kamen sie zu dem Entschluss, dass die Neigung, gekoppelt mit der allgemeinen Süd-Nord-Ausrichtung der Flugbahn, den Vögeln die beste Orientierung bietet.

Die Neigung des örtlich vorherrschenden Magnetfeldes, die sich die Vögel von Geburt an einprägen, wirkt wie ein Stoppschild oder ein Zielführer. So führte die Neigungsorientierung in statistischen Analysen zu einer Abweichung vom Brutplatz von nur 1,2 Kilometern. Die Varianten mit anderen Parametern des Magnetfeldes - Deklination und Intensität - ergaben deutlich größere Abweichungen zwischen 20 und 235 Kilometern.

Diese Studie liefert gute Hinweise darauf, dass der Teichrohrsänger seinen Brutplatz über die festgestellte Neigung des Erdmagnetfeldes findet. Weitere Analysen von anderen Zugvogelarten könnten nun folgen, um die Neigungsthese zu bestätigen oder zu verwerfen.

Science; doi: 10.1126/science.abj4210

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