Haustier-Studie

Mehr als die Hälfte alle Hunde in Deutschland leiden an Übergewicht

Dennis L.

Über die Hälfte der Katzen und Hunde in Deutschland leiden an Übergewicht und kaum ein Besitzer sieht sein Haustier als zu dick an - mit dramatischen Folgen für die Gesundheit des Tieres. )moc.hsalpsnuzednanreF auhsoJ(Foto: © 

Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist Übergewicht nicht nur ein menschliches Problem. So sind beispielsweise etwas mehr als die Hälfte aller in Deutschland lebenden Hunde zu dick. Zudem fanden die Forscher heraus, dass übergewichtige Menschen und zu dicke Hunde ein ganz ähnliches Verhalten zeigen.

München (Deutschland). Übergewicht stellt nicht nur ein großes gesundheitliches Risiko beim Menschen dar, auch bei Haustieren sind die gesundheitlichen Folgen durch falsche Ernährung und zu wenig Bewegung gravierend. Eine aktuelle ungarische Studie, die unter anderem im renommierten Fachmagazin Royal Society Open Science veröffentlicht wurde, zeigt zudem, dass übergewichtige Menschen und zu dicke Hunde ein ganz ähnliches Verhalten an den Tag legen, wenn es um die Nahrungsaufnahme geht.

So konnten die Wissenschaftler der Eötvös-Loránd-Universität nachweisen, dass Mensch und Tier (beide übergewichtig) beispielsweise energiereiche Nahrung bevorzugen und beide versuchen, ihre Nahrungsaufnahme zu maximieren. Dabei spielte die Hunderasse bei dem beobachteten Verhalten keine Rolle.

Schätzungen verschiedener Experten und Organisationen gehen davon aus, dass etwa 40 Prozent der Haustiere in den Industrieländern übergewichtig sind. Laut einer Studie der Ludwig-Maximilians-Universität in München sind in Deutschland sogar 52 Prozent der Hunde und Katzen zu dick.

Die am stärksten übergewichtigen Haustiere leben in den USA

Laut Angaben der Gesellschaft zur Vermeidung von Fettleibigkeit unter Tieren leiden in den USA sogar rund 60 Prozent der Katzen und 56 Prozent der Hunde an Übergewicht. Wie beim Menschen auch, hat das Übergewicht bei den Tieren fatale Folgen für die Gesundheit und gravierende Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Zu den klassischen Folgen von übergewichtigen Hunden und Katzen zählen Arthritis, Diabetes und Herzerkrankungen. Das Problem ist mittlerweile so schlimm, dass vermehrt Fettabsaugungen zum Wohl des Tieres durchgeführt werden müssen – ein operativer Eingriff, der absolut überflüssig wäre, wenn die Besitzer der fettleibigen Tiere ihre Lieblinge nicht überfüttern würden und ihnen zudem ausreichend und artgerechte Bewegung anbieten würden.

Was haben übergewichtige Hunde gemeinsam?

Die Wissenschaftler interessierte die Frage, ob es eine oder mehrere Gemeinsamkeiten bei allen übergewichtigen Hunden gab. Dazu führten sie zwei verschiedene Tests mit insgesamt 91 Hunden unterschiedlicher Rassen durch. Sie konnten bereits schnell feststellen, dass sich normal- und übergewichtige Hunde unterschiedlich verhalten. So konnten im ersten Test die Hunde zwischen zwei Futternäpfen entscheiden. In dem ersten Napf befand sich Futter von minderer Qualität, welches vom Versuchsleiter angezeigt wurde. Der zweite Futternapf enthielt entweder Futter von deutlich besserer Qualität oder er war leer.

Die übergewichtigen Hunde entschieden sich in den meisten Fällen für das hochwertigere Futter und ignorierten die Gesten des Versuchsleiters, der die Tiere auf das schlechtere Futter aufmerksam machte. Die Ergebnisse der Studie mögen im ersten Moment überraschend klingen, denn es wäre zu erwarten gewesen, dass sich die fettleibigen Hunde eher für den Napf entscheiden würden, der auf jeden Fall Futter enthält. Vergleicht man diese Ergebnisse aber mit Studien, welche an fettleibigen Menschen durchgeführt wurden, so zeigt sich eine klare Gemeinsamkeit: Übergewichte Menschen bevorzugen energiereiche Nahrung die viel Fett und Zucker enthält. Die dem Experiment mit den Hunden war dies der Napf mit dem Futter von besserer Qualität.

Im zweiten Versuch des Experiments wurden zunächst zwei Futternäpfe in einem Raum platziert, und zwar so, dass sich die Futternäpfe an zwei unterschiedlichen Seiten des Raums befanden. In einem Napf befand sich immer Futter, der andere enthielt ein besonderes Leckerchen – allerdings nur manchmal. Nachdem die Hunde dies verstanden haben, wurde der Versuchsaufbau verändert. Jetzt wurde ein Hindernis in der Raummitte platziert, wodurch nicht sofort ersichtlich war, ob der zweite Napf gefüllt oder leer war. Hier zögerten die übergewichtigen Hunde und brauchten für eine Entscheidung länger als normalgewichtige Hunde. Dieses Verhalten bezeichnen die Wissenschaftler als „negative kognitive Verzerrung“. Dies bedeutet im Klartext, dass die fettleibigen Hunde bei einer unsicheren Belohnung zögerlich reagierten.

Die meisten Tierhalter erkennen nicht, dass ihr Tier zu dick ist

Fragt man die Besitzer übergewichtiger Tiere, ob ihre Haustiere zu dick wären, so geben die meisten Tierhalter als subjektive Antwort an, dass das Körpergewicht ihrer Tiere im grünen Bereich sei. Diese trügerische Fehleinschätzung, fand die Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) heraus, betrifft die meisten Besitzer übergewichtiger Hunde und Katzen. Ein Problem, welches in den letzten Jahren immer schlimmer wurde, so ein Sprecher des Deutschen Tierärzteverbands.

Zu den klassischen Anzeichen von Übergewicht bei Hunden zählen ein verdickter Schwanzansatz, eine schwer erkennbare Taille, ein breiter Rücken sowie schwer ertastbare Rippen. Sollte bereits eines dieser Anzeichen festgestellt werden, sollte bereits baldmöglichst tierärztlicher Rat eingeholt werden.

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