Wechselwarme Fische

Hammerhaie atmen in der Tiefsee nicht

Robert Klatt

Hammerhai auf der Jagd )kcotS ebodAgoV xelA(Foto: © 

Hammerhaie jagen im kalten Wasser der Tiefsee. Ein neu entwickeltes Implantat zeigt, dass die wechselwarmen Fische dabei ihre Körperwärme behalten, indem sie die Luft anhalten.

Honolulu (U.S.A.). Haie sind wie andere Fische auch wechselwarm, was bedeutet, dass sie ihre Körperwärme von der direkten Umgebung abhängig regulieren. Dies könnte für große räuberische Meeresbewohner, die bestimmte Körperwärmebedingungen einhalten müssen und sich dabei in kältere, tiefere Meeresregionen wagen, um Nahrung zu suchen, zu einer biologischen Hürde werden.

Der Hammerhai (Sphyrna lewini), der normalerweise in den wärmeren Gewässerschichten der gemäßigten und tropischen Küstenzonen vorkommt, unternimmt etwa regelmäßige Tauchfahrten in Tiefen von mehr als 800 Metern, wo die Wassertemperaturen bis zu 4 Grad Celsius erreichen können, um seine Beute aufzuspüren. Es bleibt ein Rätsel, wie diese Haie trotz fehlender morphologischer und gefäßtechnischer Anpassungen, die zur aktiven Wärmeerhaltung beitragen könnten, ihre Körpertemperatur während solch frostiger Tiefseetauchgänge bewahren können.

Hammerhaie mit Fernüberwachungsgeräten beobachtet

Wissenschaftler der University of Hawai‘i at Mānoa (UH) haben laut einer Publikation im Fachmagazin Science deshalb einen hochtechnologischen Biologger entwickelt, den sie in ausgewachsene Haie implantiert haben. Das Gerät überwacht Parameter wie Tiefe, Umgebungswassertemperatur, Aktivitätsniveau, Körperbewegungen und die Temperatur innerhalb des Hais. Die Forscher entdeckten, dass die Haie eine erhöhte Körpertemperatur, die bis zu 20 Grad Celsius über der Außentemperatur liegt, während des tiefsten Abschnitts jedes Tauchgangs aufrechterhielten und erst beim Aufstieg zur Oberfläche schnell an Wärme verloren.

Hammerhaie halten die Luft an

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Haie ihre Körperwärme erhalten, indem sie während des Tauchens quasi den Atem anhalten. Durch das Verschließen ihrer Mäuler und Kiemen reduzieren sie den Durchfluss von kaltem Wasser über die Kiemen und minimieren somit den Wärmeverlust, der durch das Einatmen von kaltem Wasser verursacht wird. Der rasche Wärmeverlust auf dem Rückweg in wärmere Gewässer lässt sich vermutlich durch das erneute Öffnen der Kiemen und den damit einhergehenden konvektiven Wärmeaustausch erklären.

„In Anbetracht der Wirksamkeit des Atemanhaltens und der starken Selektionsdrücke, die das Verhalten und die physiologische Wärmeregulierung beeinflussen, könnte diese Taktik auch bei anderen in der Epipelagialzone lebenden und knochenfischähnlichen Spezies weitverbreitet sein.“

Science, doi: 10.1126/science.add4445

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