Schutz vor Krebs

Blindmäuse schützen sich durch Zelltod vor Krebs

D. Lenz

Die Blindmaus schützt sich durch kollektiven Zelltod vor Krebs. )gro.aidepikiw557naviV(Foto: © 

Die unter der Erde lebenden Blindmäuse gehören zu den wenigen Tieren auf der Erde, die niemals an Krebs erkranken. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass ein kollektiver Zelltod die Blindmäuse vor Krebs schützt. Diese Erkenntnis könnte neue Ansätze für Krebstherapien beim Menschen liefern.

New York (U.S.A.). Ein amerikanisches Forscherteam untersuchte Blindmäuse (Spalax) und deren Eigenschaften, die sie vor Krebs schützen. Dazu wurden die Zellen der Blindmaus einer künstlichen Chemikalie ausgesetzt, welche ein anormales Zellwachstum zur Folge hat. Ab einem bestimmten Punkt zieht der Organismus der Blindmaus die Notbremse und massenhaft Interferon frei. Dieser Signalstoff des Immunsystem löst einen kollektiven Zelltod aus. Dieser einzigartige Schutzmechanismus löscht in kürzester Zeit ganze Zellkulturen aus und hinterlässt keine einzige lebende Zelle. In der lebenden Blindmaus sorgt der kollektive Zellentod dafür, dass entartete Zellen (Krebs, Tumore, etc.) schon im frühen Stadium vollständig ausgelöscht werden und Krebs erst gar nicht entstehen kann.

Vera Gorbunova von der University of Rochester in New York erklärt, dass die etwa rattengroßen Blindmäuse ideal an ihre Lebensbedingungen angepasst sind. Große Schneidezähne, mit denen sie ihre unterirdischen Gänge graben und die Fähigkeit selbst in sauerstoffarmer Luft atmen zu können machen die Blindmaus zu einem Tier, welches unter der Erde bestens zurecht kommt. Zudem sind Blindmäuse sehr langlebig. Während Mäuse und Ratten, welche enge Verwandte der Blindmaus sind, nur etwa vier Jahre alt werden, können Blindmäuse bis zu 21 Jahre leben.

Neben diesen bemerkenswerten Eigenschaften ist aber der körpereigene Schutzmechanismus vor Krebs das für die Wissenschaft interessanteste Phänomen. Gorbunova und ihre Kollegen untersuchten in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren tausende Blindmäuse. Bei keiner einzigen Blindmaus hat sich in dieser Zeit ein Tumor gebildet. Bei normalen Mäusen hingegen waren es rund 90 Prozent, welche an Krebs erkrankten. Jetzt haben die Wissenschaftler das Geheimnis der Blindmaus gelüftet und hoffen auf neue Krebstherapien beim Menschen.

Für ihre Forschungsarbeiten entnahmen die Wissenschaftler zahlreichen Blindmäusen Bindegewebe aus der Lunge und der Haut. Diese sogenannten Fibroblasten züchteten sie anschließend auf Nährmedien weiter und setzten sie den krebserregenden Chemikalien aus. Auf den Nährmedien vermehrten sich die Blindmaus-Zellen 7 bis 20 Tage rasant bis der Wachstum abrupt stoppte und alle Zellen in kürzester Zeit vollständig abstarben. "Wir kultivieren seit Jahren Bindegewebszellen von 20 verschiedenen Nagetierarten, aber einen solchen synchronen Tod von Zellkulturen haben wir noch niemals zuvor beobachtet", so Gorbunova.

Die Forscher fanden heraus, dass die Zellen kurz vor ihrem Absterben Interferon freisetzten. Diesen Signalstoff des Immunsystems gaben die Wissenschaftler jungen und gesunden Zellkulturen, vorauf auch bei diesen Blindmaus-Zellen ein komplettes Zellsterben eingeleitet wurde. Verantwortlich für diese heftige Reaktion sei vermutlich ein ganz bestimmtes Gen, das bei Säugetieren die sogenannte Apoptose regelt - den programmierten Zelltod. Bei Blindmäusen sorgt dieser Mechanismus dafür, dass Zellen sowie ganze Zellverbände, welche zu stark und ungehemmt wachsen, beseitigt werden.

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