Langzeitmissionen im Weltraum

Frauen sind die besseren Astronauten

Robert Klatt

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Auf den Punkt gebracht
  • Eine Studie der Europäischen Weltraumagentur (ESA) zeigt, dass Frauen sich für Langzeitmissionen im Weltraum besser eignen als männliche Astronauten
  • Sie nutzen die knappen Ressourcen und den engen Raum in Raumfahrzeugen effizienter und haben dadurch ein hohes Einsparpotenzial

Frauen sind für Langzeitmissionen im Weltraum besser geeignet als männliche Astronauten, weil sie die knappen Ressourcen in Raumfahrzeugen besser nutzen.

Köln (Deutschland). Eine Studie des Europäischen Astronautenzentrums der Europäischen Weltraumagentur (ESA) kam zu dem Ergebnis, dass Frauen für Langzeitmissionen im Weltraum besser geeignet sind als männliche Astronauten. Laut der Publikation im Fachmagazin Scientific Reports haben die Wissenschaftler modelliert, dass Astronautinnen die knappen Ressourcen und den engen Raum in Raumfahrzeugen deutlich effizienter nutzen als Männer. Die Studie basiert auf Daten zum Stoffwechsel von Astronauten und einem neuen Modell zur Energiebilanz.

Infolgedessen weisen Frauen generell einen geringeren Verbrauch an Kalorien, Sauerstoff und Wasser im Vergleich zu Männern auf. Sie emittieren weniger Kohlendioxid und Wärme. Die zugrundeliegenden Faktoren beinhalten nicht ausschließlich die Körpergröße, welche jedoch bei sämtlichen Aspekten eine bedeutende Rolle innehat. Selbst bei äquivalenten Körpermaßen profitieren Frauen von einem effizienteren Stoffwechsel. Überdies zeigt sich, dass sich die Bilanz bei steigender Körpergröße für Frauen weniger verschlechtert als für Männer.

Astronautinnen haben hohes Einsparpotenzial

Im Kontext von Weltraummissionen könnten diese Unterschiede erhebliche Auswirkungen haben. Bei einer auf 1080 Tage ausgelegten Mission mit vier Astronautinnen wäre die benötigte Nahrungsmenge um 1695 Kilogramm geringer als für vier männliche Astronauten. Gemäß den Daten der Raumfahrtbehörde National Aeronautics and Space Administration (NASA) könnten dadurch Einsparungen von etwa 158 Millionen US-Dollar erzielt werden. Zudem würde ein Raumgewinn von 2,3 Kubikmetern ermöglicht, was insbesondere im Hinblick auf den Trend zu kompakteren Wohnmodulen von großer Bedeutung ist.

Der Vorteil des weiblichen Stoffwechsels ist speziell im Hinblick auf das Kompensationstraining von großer Bedeutung, welches zur Bekämpfung von Schwerelosigkeitsfolgen wie Muskelabbau oder Knochenverlust erforderlich ist. Beispielsweise sind auf der Internationalen Raumstation an sechs Wochentagen jeweils zwei 30-minütige Aerobic-Sitzungen vorgesehen. Während dieser Trainingseinheiten verlieren Astronautinnen laut der Studie 29 Prozent weniger Flüssigkeit durch Schwitzen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, wodurch ein geringerer Flüssigkeitsbedarf besteht. Ferner erreichen sie die maximale Sauerstoffaufnahme schneller als ihre männlichen Pendants.

Women in Space Earliest

Bereits in den Anfängen der Raumfahrt wurden die theoretischen Vorzüge diskutiert. Ab 1959 verfolgte das medizinische Team der NASA ein Programm namens „Women in Space Earliest“. Im Juni 1963 gelang es der sowjetischen Kosmonautin Valentina Tereshkova als erster Frau, ins All zu fliegen, indem sie an Bord der Wostok-6 startete.

Dennoch lag der Fokus hauptsächlich auf der Rekrutierung von Männern. Bei der NASA war etwa eine Mindestanforderung von 1500 Flugstunden in Kampfflugzeugen gegeben, wohingegen damals keine Frauen in Pilotenschulen zugelassen wurden. Mehr als 90 Prozent der Raumfahrerinnen und Raumfahrer bis heute sind männlich. Allerdings verändert sich das Geschlechterverhältnis im Zuge der aktuellen Missionen. Bis zum Zeitpunkt der Planung eines Marsfluges könnte die Realisierung einer rein weiblichen Besatzung als realistisch betrachtet werden.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-023-31713-6

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