D. Lenz
Durch die Nähe zur Sonne herrschen auf dem Merkur bis zu 427 Grad Celsius. Messungen der Raumsonde Messenger zeigen trotzdem Anzeichen von gefrorenem Wasser in den tiefen Kratern am Pol. In den schattigen Kratern liegen die Temperaturen bei etwa minus 170 Grad Celsius.
Los Angeles (USA). Der Merkur ist der Planet, der mit einem mittleren Abstand von 57,9 Millionen Kilometer, der Sonne am nächsten ist. Durch den geringen Abstand zur Sonne herrschen auf der Tagseite der Merkuroberfläche Temperaturen bis zu 427 Grad Celsius. Um so verblüffender, dass die Raumsonde Messenger (MErcury Surface, Space ENvironment, GEochemistry, and Ranging) trotz der enormen Hitze an den Polen Anzeichen für gefrorenes Wassereis gefunden hat.
Laut Aussagen der zuständigen Wissenschaftler liegen große Mengen gefrorenes Wasser in den vor der Sonneneinstrahlung geschützten Kratern in den Polregionen des Merkurs. Die Wissenschaftler vermuten, dass das Eis bereits vor vielen Millionen Jahren durch Kometen- und Asteroideneinschläge auf dem Merkur eingelagert hat. Ein Teil des mitgebrachten Eises verdampfte dann zunächst, ein kleinerer Teil gefror anschließend in den kalten Kraterregionen, wo es bis heute liegt. Gleich drei wissenschaftliche Studien berichten jetzt im Fachmagazin Science über die neusten Messergebnisse der Raumsonde Messenger.
Alle drei Forscherteam berichten von den selben Messungen: Sie gehen davon aus, dass in den bis zu minus 170 Grad Celsius kalten Kratern das gefrorene Wassereis einige Zentimeter bis einige Meter dick ist. Des weiteren zeigen Beobachtungen, dass ein Großteil der Eisflächen auf dem Merkur von einer dunklen Schicht bedeckt sind.
Gregory Neumann vom Goddard Space Flight Center vermutet, dass Asteroiden- und Kometeneinschläge nicht nur für das Wasser, sondern zugleich für die dunklen Ablagerungen über dem Eis verantwortlich sind. Bei den hellen Eisflächen handelt es sich vermutlich um reines Wasser. Die Forscher vermuten, dass die dunklen Ablagerungen isolierende organische Verbindungen sind. Diese schützen das Eis vor der enormen Hitze, denn die dunkleren Eisschichten sind nicht nur den kalten Kraterregionen zu finden, sondern auch an ungeschützten, heißen Stellen der Merkuroberfläche.
Bereits im Jahr 1992 haben erdgestützte Radarmessungen gezeigt, dass die Polregionen des Merkur ungewöhnliche Rückstreuungen verursachten. Dies lies schon damals die Forscher vermuten, dass in den kälteren Regionen des Merkurs vermutlich gefrorenes Wasser zu finden sei. Die im Jahr 2004 gestartete Raumsonde Messenger ermöglichte erst 12 Jahre später detaillierte Messungen der Merkuroberfläche.
Für die Analyse nutzten die Forscher neben der Radarmessung und Infrarot-Aufnahmen auch den Neutronen-Sensor der Raumsonde. Da der Merkur über keine Atmosphäre verfügt, schlagen die hochenergetischen Teilchen der kosmischen Strahlung ungebremst auf die Oberfläche. Dabei werden Atomkerne zerstört und Neutronen, also elektrisch neutrale Teilchen, entstehen als Nebenprodukt. Da diese sehr intensiv mit Wasser wechselwirken, konnten die Wissenschaftler dieses auf der Merkuroberfläche nachweisen.
Die Forscher vermuten, dass das Eis auf dem Merkur bereits seit vielen Millionen Jahren exisitert. Durch die stabile Drehachse des Merkur wird das Eis auch noch viele weitere Millionen Jahre nicht schmelzen. Die Schätzungen zur vorhandenen Wassermenge sind bisher recht ungenau, da nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wie dick die Eisschichten tatsächlich sind. Es dürften sich aber zahlreiche Millionen Tonnen Eis in den Kratern des Merkurs befinden. Zukünftige Untersuchungen sollen genauere Daten liefern.