D. Lenz
Der damalige Transport der bis zu 74 Tonnen schweren Moai-Statuen aus Vulkanlava, welche zu Hunderten auf der Osterinsel zu finden sind, stellte Wissenschaftler lange Zeit vor Rätsel. Nun haben Forscher eine Möglichkeit gefunden, wie man die riesigen Osterinselfiguren sehr einfach über die Osterinsel transportieren kann.
Osterinsel (Chile). Nachdem Forscher vor einigen Monaten im Rahmen des Easter Island Statue Projects Ausgrabungen an den Osterinsel-Köpfen machten, fanden diese heraus, dass die Statuen aus mehr als nur einem Kopf bestehen. Im Erdreich befindet sich bei den meisten Moai-Statuen ein verborgener Körper, der oftmals wesentlich größer als der sichtbare Kopf ist (wir berichteten über die Ausgrabungen mit einer kleinen Fotostrecke).
Durch den archäologischen Fund stellt sich aber nach wie vor die Frage: Wie wurden die bis zu 74 Tonnen schweren Monumente auf der Osterinsel bewegt, denn die Fertigungsstätten liegen oftmals Kilometer vom Aufstellungsort entfernt. Der Archäologe Carl Lipo von der California State University glaubt die Antwort zu kennen. Mit einem Praxistest an einem 4,4 Tonnen schweren Nachbau einer Moai-Statue transportierten Lipo und sein Team aus freiwilligen Helfern den Koloss in unter einer Stunde über 100 Meter weit.
Der Transport funktioniert dabei denkbar einfach: Nachdem die Osterinsel-Figur aufgerichtet wurde, haben Lipo und seine Helfer die Statue mit Seilen gesichert und dann mit Schaukelbewegungen nach vorne laufen lassen (siehe Video). Der Archöologe Lipo erklärt: "Der Transport ist gar nicht schwer. Im Gegenteil, es ist in etwa so, als wenn man einen schweren Kühlschrank bewegen würde". Über diese Möglichkeit des Transports der Statuen auf der Osterinsel berichteten Lipo und seine Kollegen in der kommenden Ausgabe des "Journal of Archaeological Science", eine wissenschaftliche Fachzeitschrift für Archäologie. Dort schreibt Lipo, dass sie die Transportmöglichkeit vor Ort mit einen Praxistest erbrobt haben und diese Art des Transports eine durchaus vorstellbare Antwort auf die Frage, wie die Moai-Statuen an ihren Aufstellungsort gelangt sein könnten, liefert.
Mit etwas Übung gelang es den Archäologen die Osterinsel-Statuen nicht nur aufrecht zu transportieren, sondern diese in einer erstaunlich kurzen Zeit von einem Ort zum anderen zu bewegen. Jedoch machten die Forscher dabei die Entdeckung, dass je schneller man die riesigen Figuren bewegt, diese um so eher dazu neigen diese umzustürtzen.
Es waren genau diese umgestürtzten Figuren, die auf der Osterinsel vielfach zu finden sind, die Lipo auf die Idee zu der ungewöhnlichen Transportmöglichkeit brachten. Ihm ist aufgefallen, dass die meisten Statuen auf dem Rücken liegen, wenn der Transportweg bergauf ging und die meisten Statuen auf dem Bauch liegen, wenn der Transportweg bergab verlief. Diese Auffälligkeit brachte Lipo schließlich auf die Idee, dass die Moai-Statuen im Stand transportiert wurden. Eine andere Form des Transports, und zwar auf rollenden Rundhölzern, würde die am Wegesrand liegenen und zerbrochenen Figuren nicht erklären können.
Die Form des Transports hatte Jo Anne Van Tilburg, Direktorin des Easter Island Statue Projects an der University of California in Los Angeles bereits zuvor ausprobiert. Jedoch kritisiert Lipo, dass es sich beim dem damaligen Experiment eher um ein Stunt als eine ernstzunehmende wissenschaftliche Untersuchung handelte. Früher hatte Jo Anne Van Tilburg einen einfachen Felsblog genommen, der keinerlei Ähnlichkeit mit den gewaltigen Statuen der Moai hatte. "Sein Projekt hat die Statuen aus ihrem archäologischen Kontext gerissen. Und ich glaube, immer wenn so etwas geschieht, begibt man sich - wie vorsichtig auch immer - ins Reich der Phantasie und der Spekulation auf einer Ebene, die nicht mehr wissenschaftlich ist", so Lipo.