Stahlwerkzeuge

Europa nutzte Stahl bereits vor 2.900 Jahren

Dennis L.

Der etwa 18 cm lange Meißel aus Rocha do Vigio. )grubierF tätisrevinUzelaznoG euqarA hplaR(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Stahlwerkzeuge wurden vor 2.900 Jahren in Europa benutzt
  • Ein bearbeiteter Fund auf der Iberischer Halbinsel zeigt die Notwendigkeit von gehärtetem Stahl

Neue archäologische Forschungen unter der Leitung von Dr. Ralph Araque Gonzalez von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg haben gezeigt, dass Stahlwerkzeuge bereits vor rund 2.900 Jahren in Europa im Einsatz waren. Durch die Analyse von Gesteinsproben wurde festgestellt, dass bestimmte Stelen in dieser Zeit nur mit Stahlwerkzeugen bearbeitet werden konnten. Zusätzlich wurde ein Eisenmeißel aus der gleichen Region und Zeit gefunden, der einen entsprechenden Kohlenstoff-Anteil aufweist und somit auf die Verwendung von Stahl in der Herstellung hinweist. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Stahlwerkzeuge bereits vor rund 2.900 Jahren eine wichtige Rolle in der Bearbeitung von Steinen in Europa gespielt haben.

Freiburg (Deutschland). Die Verwendung von Stahlwerkzeugen in der Antike stellt ein wichtiges Forschungsgebiet innerhalb der Archäologie dar. Neue Untersuchungen haben nun gezeigt, dass bereits vor etwa 2.900 Jahren in Europa Stahlwerkzeuge zum Einsatz kamen. Ein interdisziplinäres Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Ralph Araque Gonzalez von der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg führte umfangreiche Untersuchungen durch, um diesen Befund zu belegen. Besonders interessant ist ein spezifischer Fund auf der Iberischen Halbinsel, welcher verdeutlicht, dass komplexe Stein-Stelen nur mit gehärtetem Stahl bearbeitet werden konnten.

Bisher wurde angenommen, dass qualitativ hochwertiger Stahl in der Früheisenzeit und vor allem in der Spätbronzezeit noch nicht hergestellt werden konnte und erst durch das Römische Imperium in Europa bekannt wurde. Jedoch zeigt der Fund des Meißels aus Rocha do Vigio und dessen Kontext auf, dass die Eisenmetallurgie, einschließlich der Herstellung und Härtung von Stahl, höchstwahrscheinlich von indigenen Entwicklungen in dezentral organisierten kleinen Gemeinschaften in Iberien stammt und nicht auf den Einfluss späterer Kolonisierungsprozesse zurückzuführen ist. Dies hat auch Konsequenzen für die archäologische Bewertung von Eisenmetallurgie und Quarzit-Skulpturen in anderen Regionen der Welt, wie Araque Gonzalez erläutert.

Stelen der Spätbronzezeit auf der Iberischen Halbinsel: Bedeutung und Materialanalyse

Die archäologische Überlieferung der Spätbronzezeit auf der Iberischen Halbinsel (ca. 1300-800 v. Chr.) weist in vielen Regionen erhebliche Lücken auf. Es sind kaum Gräber und nur wenige Siedlungsreste bekannt, wodurch die Bedeutung von Stelen mit komplexen Bildwerken aus dieser Zeit umso größer ist, schreiben die Archäologen im wissenschaftlichen Fachjournal Journal of Archaeological Science. Obwohl Studien zur Analyse des Gesteins dieser Stelen und des damit verbundenen Material- und Werkzeuggebrauchs bislang eher die Ausnahme waren, haben Araque Gonzalez und sein Team nun die geologische Zusammensetzung der Stelen detailliert untersucht. Die Forscher stellten fest, dass das Gestein der Stelen nicht, wie bisher angenommen, aus Quarzit besteht, sondern aus Silikat-Quarz-Sandstein. Dieses extrem harte Gestein kann nicht mit Bronze- oder Steinwerkzeugen bearbeitet werden, sondern nur mit gehärtetem Stahl, so Araque Gonzalez.

Die Analyse eines eisernen Meißels, der in Rocha do Vigio gefunden wurde, zeigt, dass die notwendigen Werkzeuge zur Bearbeitung der Stelen in der späten Bronzezeit auf der iberischen Halbinsel verfügbar waren. Die Forscher stellten fest, dass dieser Meißel aus heterogenem, aber dennoch erstaunlich kohlenstoffreichem Stahl besteht. Um ihre Ergebnisse zu bestätigen, führten die Forscher ein Experiment durch, an dem ein professioneller Steinmetz, ein Schmied und ein Bronzegießer beteiligt waren. Sie versuchten, das Gestein, aus dem die Stelen bestehen, mit Meißeln aus verschiedenen Materialien zu bearbeiten. Weder mit Stein- und Bronzemeißeln noch mit einem eisernen Meißel, dessen Spitze nicht gehärtet war, konnte der Steinmetz das Gestein bearbeiten. Araque Gonzalez folgerte aus diesem Experiment, dass die Menschen der späten Bronzezeit in Iberien in der Lage waren, Stahl zu härten, da sie sonst nicht in der Lage gewesen wären, die Stelen zu bearbeiten.

The Journal of Archaeological Science; doi: 10.1016/j.jas.2023.105742

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