Arthropleura

Autogroßer Tausendfüßer lebte im tropischen Europa

Robert Klatt

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Im einst tropischen England lebten vor 326 Millionen Jahren Tausendfüßer, die fast drei Meter lang wurden. Die Arthropleura sind wahrscheinlich durch den Klimawandel ausgestorben.

Cambridge (England). Der prähistorische Seeskorpion war bisher der größte bekannte Wirbellose aller Zeiten. Nun haben Wissenschaftler der University of Cambridge verifiziert, dass einst ein noch größerer Wirbelloser auf der Erde erlebte. Bei der paläontologischen Sensation handelt es sich um einen gigantischen Tausendfüßer. Das als Arthropleura identifizierte Tier war etwa 2,7 Meter lang und hatte ein Gewicht von etwa 50 Kilogramm.

Entdeckt wurde das Fossil zufällig von einem ehemaligen Doktoranten der Arbeitsgruppe in Howick Bay in Northumberland. Dort brach ein großer Sandsteinfelsen von einer Klippe so ab, dass das Fossil unzerstört freigegeben wurde.

Tausendfüßer lebte vor 326 Millionen Jahren

Das Team um Neil S. Davies stellte laut ihrer Publikation im Journal of Geological Society fest, dass der Tausendfüßer während des Karbons vor 326 Millionen Jahren lebte. Zu dieser Zeit herrschte in der Region noch ein tropisches Klima. Wie auch die meisten anderen Wirbellosen lebte Arthropleura im Umfeld von Seen und Fließgewässern, wo es sich vermutlich von kleineren Wirbellosen und Pflanzen ernährte.

Zwei weitere Fossilien von Arthropleura

Neben dem Fund in England hat die Forschung bislang nur zwei weitere Fossilien von Arthropleura entdeckt, die beide in Deutschland ausgegraben wurden. Die beiden anderen Exemplare waren aber deutlich kleiner.

„Wir haben auch noch keinen versteinerten Kopf gefunden. Es ist also schwierig, alles über sie zu wissen“, erklärt Davies. Unklar ist unter anderem, wieso die Tiere so viel größer als andere Wirbellose wurden. Bislang ging man davon aus, dass große Wirbellose vorkommen als der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre am höchsten war. Arthropleura lebten jedoch deutlich früher.

Die großen Tiere brauchten außerdem sehr nährstoffreiche Nahrung. „Wir können zwar nicht mit Sicherheit sagen, was sie gefressen haben, aber es gab damals vermutlich viele gehaltvolle Nüsse und Samen in der Laubstreu. Und vielleicht waren sie sogar Raubtiere, die sich von anderen wirbellosen Tieren und eventuell auch von kleinen Amphibien ernährten“, erklärt Davies.

Ausgestorben durch Klimawandel?

Die Gattung Arthropleura lebte 45 Millionen Jahre auf der Erde. Wieso sie im Perm ausstarb, ist unbekannt. Ein möglicher Grund ist der Klimawandel, der die Erde trockener und wärmer machte. Möglich ist es aber auch, dass die neu aufkommenden Reptilien die Arthropleura verdrängt haben.

Journal of Geological Society, doi: 10.1144/jgs2021-115

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