Sie sehen von außen aus, wie ganz gewöhnliche Ambulanzfahrzeuge. Doch diese Fahrzeuge rücken nicht aus, um zu heilen, sondern um im Auftrag des Staates zu töten. Die chinesischen Hinrichtungsbusse dienen dazu, die Todesurteile möglichst schnell nach der Verkündung zu vollstrecken.
Offiziell werden in China jährlich mehr als doppelt so viele Menschen hingerichtet wie im Rest der Welt zusammen. Zudem ist China für seine Schnelljustiz bekannt: Nach der Festnahme folgt eine schnelle Verurteilung und darauf die rasche Vollstreckung. Handelt es sich bei dem Urteil um die Todesstrafe, so sieht das chinesische Justizsystem nicht vor, den Verurteilten noch lange wegzusperren. Um das Todesurteil möglichst schnell vollstrecken zu können, setzt China seit dem Jahr 2003 auf die sogenannten Hinrichtungsbusse.
Bei diesen Exekutionsfahrzeugen, die äußerlich wie normale Krankenbusse aussehen, handelt es sich um mobile Todeskammern. Im Inneren befindet sich eine Liege, auf welcher der Verurteilte festgeschnallt wird. Anschließend wird ihm die Giftspritze maschinell per Knopfdruck verabreicht. Die Hinrichtungsbusse verfügen zudem über ein Videosystem, welches die Exekution aufzeichnet. Neben der Liege befindet sich noch eine Sitzbank für den Staatsanwalt und den Richter im hinteren Teil des Busses, welche durch eine schalldichte Wand vom Exekutionsraum abgetrennt ist. Für den Protokollführer steht zudem ein Computerarbeitsplatz im Bus zur Verfügung. Die ganz wenigen Bilder, die es vom Inneren der Fahrzeuge gibt, zeigen eine kühle und eher funktionale Einrichtung.
Genaue Zahlen über die Anzahl der Hinrichtungen in den Todesbussen gibt es nicht - Staatsgeheimnis. Amnesty International schätzt jedoch, dass jedes Jahr zwischen 5.000 und 6.000 Menschen alleine in den Hinrichtungsbussen getötet werden (Stand 2011). „Die Hinrichtungsbusse können rasch durch das ganze Land reisen und auch außerhalb der großen Städte schnell die gerichtliche Hinrichtung durchführen. Häufig passiert dies so schnell, dass die Angehörigen erst im Nachhinein von der Schnellexekution erfahren. Wie viele solcher getarnten Busse in China im Einsatz sind, ist nicht bekannt“, so Mediensprecher Daniel Graf von Amnesty International.
Die Todesspritze wurde in der Volksrepublik China im Jahr 1997 eingeführt. Zuvor hatte man zum Tode verurteilte Personen mit einem Genickschuss getötet. Diese Art der Hinrichtung stand International schon lange in der Kritik. Der Verzicht auf den Genickschuss und die Einführung der Giftspritze ist aber wohl nicht auf den internationalen Druck zurückzuführen, sondern darauf, dass die Vollstrecker vermehrt Angst vor AIDS hatten aber vor allem darauf, dass die Organentnahme einfacher ist. Seit dem Jahr 2008 dürfen Todesurteile in China nur noch mit der Giftspritze vollstreckt werden.
Es ist in China üblich, die Organe für Transplantationen von Exekutierten zu entnehmen. Angeblich geschieht dies mit Zustimmung der Verurteilten – was Amnesty International und ähnliche Institutionen aber stark bezweifeln. Im Regelfall werden die Verurteilten nicht einmal gefragt.
In keinem anderen Land der Welt stehen auf so viele Verbrechen die Todesstrafe wie in China. Zu den Tatbeständen, auf die in China der Tod steht, sind zum Beispiel:
Laut Wikipedia existieren in China mindestens 68 Tatbestände, auf welche die Todesstrafe steht. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Todesstrafe eine Option und somit die Höchststrafe ist und nicht immer vollstreckt wird.
Zu den Hinrichtungsbussen in China gibt es einen dreiteiligen Bericht mit weiteren Bildern auf der Internetseite zonaeuropa.com: Teil 1, Teil 2 (befasst sich mit der Hinrichtung durch Genickschuss) und Teil 3, den wir bewusst nicht verlinken, da dieser extrem brutale und blutige Bilder beinhaltet.