Schlaflabor am Handgelenk

Smartwatch-App ermöglicht Schlafforschung

D. Lenz

Die eigene Smartwatch als persönliches Schlaflabor. )DGI refohnuarF(Foto: © 

Schlafforschung ist teuer und aufwendig, zumindest war sie das bis jetzt. Dank der neuesten Entwicklung einer Smartwatch-App für Schlafanalyse, könnte sich das aber schon bald ändern. Für all die Menschen, die von Schlafstörungen geplagt werden sowie Diabetiker und Epileptiker ist das eine erfreuliche Nachricht.

Darmstadt (Deutschland). Schlafanalyse wurde bisher mit teuren Spezialuhren realisiert, die meistens nicht ohne Weiteres erhältlich sind. Nimmt man als Patient an einer Studie teil, erhält man eine eigens für diesen Zweck entwickelte Uhr, deren Daten ein Arzt auswertet. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt haben nach einer praktischeren Lösung gesucht und eine Smartwatch-App entwickelt, die den Prozess der Schlafanalyse sehr vereinfacht und vergünstigt. Das Ergebnis ihrer Entwicklung veröffentlichte das Team von Wissenschaftlern um Gerald Bieber in ihrer Pressemitteilung des Instituts.

Smartwatches sind also nicht nur hervorragende Unterhaltungsgeräte, sie eignen sich auch für diverse Anwendungen, die einem nicht sofort in den Sinn kommen – wie zum Beispiel Schlafforschung.

Burnout kann vorgebeugt werden

Studien haben ergeben, dass eine Hauptursache für Burnout Schlafstörungen sind. Stress spielt letztlich nur eine nebensächliche Rolle. Denn selbst bei geringstem Stress kann der Körper sich bei zu wenig oder schlechtem Schlaf nicht ausreichend erholen – die Belastbarkeit sinkt, ein Burnout droht.

Mit der Smartwatch-App der Forscher vom IGD soll diese Bedrohung künftig frühzeitig erkannt werden. Der Patient führt mit der App praktisch ein „Schlaftagebuch“, das automatisch an das Schlaflabor gesendet und vom behandelnden Arzt ausgewertet wird, ganz ohne teures Equipment.

Die Smartwatch als Lebensretter

Die Schlafanalyse ist nicht nur bei Schlafstörungen und Burnout eine wichtige Methode, auch Diabetikern und Epileptikern kann die App helfen und im Extremfall sogar Leben retten.

„Unser Algorithmus erkennt Bewegungen und vergleicht diese mit bereits bekannten Schlaf- und Wachmustern. Dabei werden sowohl durch Atmen oder den Pulsschlag ausgelöste Mikrobewegungen als auch Makrobewegungen wie Zucken der Beine registriert.“, erklärt Gerald Bieber.

Künftig soll die App auch Bewusstlosigkeit und epileptische Anfälle im Schlaf erkennen, damit Hilfskräfte rechtzeitig informiert werden. Bei Typ-1-Diabetikern kann es unter Umständen zu Unterzuckerung im Schlaf kommen, damit zur Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zu einem Zuckerkoma. In wenigen Fällen führt die Hypoglykämie im Schlaf zum Tod. Um diese tragischen Fälle zu vermeiden, sollen Smartwatches in Zukunft als „Frühwarnsysteme“ dienen. Derzeit werden noch Testdaten von Patienten gesammelt, die der Entwicklung des Algorithmus dienen.

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