Nachbarstern der Sonne

Erdgroßer Exoplanet um Alpha Centauri B entdeckt

D. Lenz

Alpha Centauri B. )OSEadaçlaC .L(Foto: © 

Astronomen haben mit dem HARPS-Teleskop in Chile einen erdgroßen Exoplaneten um Alpha Centari B entdeckt. Alpha Centauri ist mit etwa 4,34 Lichtjahre Entfernung das Sternsystem, welches unserer Sonne am nächsten ist. Ob das Sternsystem noch weitere Planeten beherbergt, sollen nun zukünftige Untersuchungen zeigen.

La Silla (Chile). Bei dem Sternsystem Alpha Centauri handelt es sich um ein Dreifachsystem, bestehend aus den sich eng umkreisenden Sternen Alpha Centauri A und Alpha Centauri B sowie um Proxima Centauri, der mit einem Anstand zum Doppelsternsystem von nur ca. 0,2 Lichtjahren der nächste Stern ist. Das Sternsystem Alpha Centauri zählt mit zu den hellsten Sternen am südlichen Nachthimmel, was eine zukünftige detalierte Untersuchung begünstigt.

Seit der ersten Entdeckung eines Exoplaneten in der Mitte der 1990er Jahre haben sich Astronomen immer wieder mit der Frage beschäftigt, ob nicht auch extra solarere Planeten im Sternsystem Alpha Centauri zu finden sein. In den letzten Jahren wurden verschiedenste Teleskope auf der ganzen Welt immer wieder auf Alpha Centauri ausgerichtet um der Frage auf den Grund zu gehen - bis dahin erfolglos.

In Folge einer Beobachtung über den Zeitraum von vier Jahren haben Astronomen nun mit dem HARPS, einem 3,6 Meter langen Teleskop auf dem Berg La Silla in Chile, eindeutige Hinweise auf einen erdgroßen Planeten um den Stern Alpha Centauri B gefunden. Xavier Dumusque von der Sternwarte in Genf und dem Centro de Astrofisica de Universidade do Porto berichtet in der Fachzeitschrift Nature: "Unsere Beobachtungen umfassen einen Zeitraum von mehr als vier Jahren mit dem Instrument HARPS und zeigen ein winziges, aber eindeutiges Signal von einem Planeten, der alle 3,2 Tage um Alpha Centauri B kreist. Das ist eine außerordentliche Entdeckung, die unsere Technik bis an seine Grenze gefordert hat."

Bei dem Instrument HARPS handelt es sich im Prinzip um einen hochempfindlichen Spektrografen, der in den letzten Jahren schon zahlreiche Exoplaneten aufgespürt hat. Dabei fokussiert HARPS einen Stern und sucht nach geringfügigen Veränderungen, die entstehen, wenn ein Planet sein Zentralgestirn umkreist. Durch das Zusammenspiel der Gravitationskräfte von Stern und Planet verraten sich Planeten dadurch, dass sie die Oberfläche des Sterns minimal beeinflussen. Am leichtesten lassen sich so massereiche Gasriesen nachweisen, die auf einer sehr engen Umlaufbahn um ihren Heimatstern kreisen. Bei dieser Konstellation sind die Veränderungen im Lichtbild des Sterns am besten nachzuweisen. Umso schwieriger wird es bei kleineren extra solaren Planeten, die Ihr Zentralgestirn in einem größeren Abstand umkreisen.

Mit dieser sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode ist es in den letzten Jahren gelungen auch immer kleinere Planeten aufzuspüren. Allerdings bildet der neu entdeckte Planet um Alpha Centauri B einen neuen Maßstab, denn dieser ist der bisher kleinste Planet, der mit dieser Methodik nachgewiesen wurde. Alpha Centauri B schwankt immer wieder vor und zurück, wenn der Planet alle 3,2 Tage sein Zentralgestirn umkreist. Dabei bewegt sich der Alpha Centari B, der fast die Größe und Masse unserer Sonne hat (1.392.700 Kilometer Durchmesser), mit nur 51 Zentimetern pro Sekunde vor und zurück.

Stéphane Udry von der Genfer Sternwarte kommentiert: "Dies ist der erste Planet mit einer erdähnlichen Masse, der um einen sonnenähnlichen Stern gefunden wurde. Er umrundet den Stern in einem sehr geringen Abstand, so dass es auf ihm viel zu heiß für uns bekanntes Leben sein wird. Aber es könnte sich nur um einen Planeten in einem System aus mehreren Welten handeln. Unsere eigenen Ergebnisse und die der Kepler-Mission zeigen, dass sich die Mehrzahl von massearmen Planeten in solchen Systemen befindet."

Da Alpha Centauri B etwas leuchtschwächer als unsere Sonne ist, befindet sich die habitable Zone, der Bereich in dem es flüssiges Wasser geben kann, etwas näher am Stern als es bei unserem Planetensystem der Fall ist. Damit liegt die errechnete habitable Zone von Alpha Centauri B in etwa 108 Millionen Kilometern Abstand zum Stern, was der ungefähren Umlaufbahn der Venus in unserem Sonnensystem entspricht. Um einen erdähnlichen Planeten in der habitable Zone um Alpha Centari B nachweisen zu können, werden noch mindestens vier Jahre vergehen. Heutige Instrumente sind für solche Messungen nicht exakt genug. Erst Ende 2016 bzw. Anfang 2017 werden am Very Large Telescope der ESO Instrumente montiert, die über eine solche Messgenauigkeit verfügen.

Jedoch gestaltet sich die Suche nach weiteren Planeten im Sternsystem Alpha Centauri zunehmend schwieriger, da sich Alpha Centari A und Alpha Centari B bis zum Jahr 2016, aus Sicht der Erde, immer näher kommen und es zunehmend schwieriger wird, das Licht der Sterne sauber auseinander zu halten.

In den letzten Wochen wurden vermehrt extra solare Planeten um Mehrfachsysteme endeckt, welche auf stabilen Umlaufbahnen kreisen. Faziniert ist ebenfalls, dass sich überhaupt Planeten um Mehrfachsysteme bilden können. Dies gibt den Wissenschaftlern Hoffnung, zukünftig noch weitere Planeten im Sternbild Alpha Centauri entdecken zu können. Jedoch vermuten die Astronomen, dass es weiter draußen keine Planeten um Alpha Centauri B geben kann, da diese zu stark durch Alpha Centauri A in ihrer Umlaufbahn gestört werden würden.

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