Folgen der Pandemie

Zahl der Privatinsolvenzen steigt dramatisch

Dennis L.

In Deutschland werden seit dem Jahr 2021 überdurchschnittlich viele Privatinsolvenzen gemeldet. Hochrechnung gehen einer Verdopplung zum Vorjahr aus. )yabaxipeihcramonorhC(Foto: © 

Die Zahl der Privatinsolvenzen ist bereits im ersten Quartal des Jahres 2021 sprunghaft angestiegen. Experten rechnen damit, dass sie die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln werden. Schuld daran ist vor allem die Corona-Pandemie, welche viele Wirtschaftszweige empfindlich getroffen hat.

München (Deutschland). Laut statistischen Zahlen, die der Wirtschaftsauskunftei Crif Bürgel vorliegen, dürfte sich die Zahl der Privatinsolvenzen im Jahr 2021 im Verhältnis zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Die Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2021 rund 110.000 private Insolvenzen gemeldet werden. Im Vergangenen Jahr waren es lediglich 56.324 Insolvenzen – der bisherige Tiefpunkt der in den letzten zehn Jahren stetig sinkender Fallzahlen.

Frank Schlein, Geschäftsführer bei Crif Bürgel in München, erklärt in einer Pressemeldung, dass bereits im ersten Quartal 2021 31.821 Menschen ihre Privatinsolvenz erklärt haben. Dies sind schon 56,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Laut vorliegenden Angaben ist die Hauptursache der überdurchschnittlich vielen Privatinsolvenzen die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen.

Vermehrt mittlere Einkommen von der Privatinsolvenz betroffen

Schlein beton auch, dass von den vermehrten Privatinsolvenzen nicht nur Beschäftigte im Niedriglohnbereich betroffen sind, sondern auch zunehmend Personen, die sich im Normalfall im mittleren Einkommensbereich bewegen. Hier zeigen sich jetzt vermehrt die Folgen der Kurzarbeit, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Auf kurz oder lang führt weniger Einkommen häufig in die Überschuldung und schlussendlich in die Privatinsolvenz. Wie aus den vorliegenden Daten hervorgeht, haben Verbraucher vor allem Schulden bei

  • Kreditinstituten
  • Versandhändlern
  • Versicherungen
  • Behörden
  • Vermietern
  • Energieversorgern
  • und Telefongesellschaften.

Große Insolvenzwelle befürchtet

Schlein sowie andere Experten rechnen damit, dass die Meisten von der Corona-Pandemie verursachten Privatinsolvenzen erst noch folgen werden. Sie rechnen mit der Insolvenzwelle im zweiten Halbjahr 2021, welche bis in das Jahr 2022 hineinreichen wird.

Den sprunghaften Anstieg im ersten Quartal 2021 erklären sie die Fachleute bei Crif Bürgel damit, dass viele von der Insolvenz betroffene Bürger erst noch eine neue Gesetzesreform abgewartet hätten, welche nun beschlossen und zunächst bis zum August 2025 gilt. Im Anschluss soll diese nochmal geprüft werden.

Alle Bundesländer vom Anstieg der Privatinsolvenzen betroffen

Wie Crif Bürgel weiter schreibt, nahmen die Zahlungsschwierigkeiten, welche die Bundesbürger in die private Insolvenz führten, in allen Bundesländern seit Anfang 2021 zu. Dabei stieg die Anzahl in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Plus von 86,7 Prozent am stärksten, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 81,1 Prozent. Danach folgen Hamburg mit 77,5 Prozent und Thüringen mit 753 Prozent. Den geringsten Anstieg, mit nur 0,3 Prozent, verzeichnet Sachsen-Anhalt.

So ergibt sich ein rechnerischer Bundesdurchschnitt von 38 Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner. In realen Zahlen betrachtet führt Bremen diese Statistik mit 76 von 100.000 Bundesbürgern an. Danach folgt Hamburg mit 57 von 100.000 Einwohnern. Die wenigsten Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner wurden in Bayern (26), Hessen (29) und Thüringen (30) verzeichnet.

Wie weit die durch die Corona-Pandemie bedingten wirtschaftlichen Folgen den Arbeitsmarkt der nächsten Monate und Jahre beeinflussen wird, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen. Bei anhaltendem Trend ist aber mit noch mehr Privatinsolvenzen zu rechnen.

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