Operationen und Co.

Hohe Fehlerquote bei ärztlichen Behandlungen ist in Deutschland

Robert Klatt

Behandlungsfehler in einem Krankenhaus )kcotS ebodAtiWneT(Foto: © 

In Deutschland ist mehr als ein Viertel der überprüften ärztlichen Behandlungen fehlerhaft.  Der Medizinische Dienst (MD) fordert angesichts der hohen Dunkelziffer eine Meldepflicht.

Essen (Deutschland) Der Medizinische Dienst (MD), die sozialmedizinische Beratungs- und Begutachtungsdienst für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung, überprüft unter anderem die Behandlungsqualität und die Abrechnung von Ärzten. Einmal jährlich veröffentlicht der MD seine Jahresstatistik, die unter anderem Daten zu ärztlichen Behandlungsfehlern enthält. Laut der aktuellen Ausgabe haben die Gutachter 2023 12.438 Behandlungen überprüft, von denen 3.160 (25,41 %) fehlerhaft waren. 2.679 der überprüften Behandlungen (21,54 %) waren ursächlich für einen Schaden, den die Patienten erlitten haben.

Laut dem MD handelt es sich bei den nachgewiesenen Behandlungsfehlern nicht um Behandlungen, die nicht die gewünschte Wirkung erzielt haben, sondern vermeidbare Schadensfälle. 151 der überprüften Behandlungen (1,21 %) waren sogenannte „Never Events“. Dies sind in der Medizin Behandlungsfehler, die Ärzte durch eine korrekte Prävention vermeiden können.

Behandlungsfehler bei Operationen und Co.

Ein Großteil der überprüften Behandlungen waren Operationen mit stationärer Behandlung im Krankenhaus (40,5 %), Behandlungen in Arztpraxen und medizinische Versorgungszentren (16,3 %) und stationäre Behandlungen im Krankenhaus ohne Operation (10,1 %). Die Behandlungsfehler entfielen vor allem auf Orthopäden und Unfallchirurgen (29,5 %), die Innere Medizin und Allgemeinmedizin (11,5 %) und die Zahnheilkunde (9,3 %)

Die Behandlungen mit meisten ärztlichen Kunstfehlern waren der Einbau einer Hüftgelenksprothese (104 Behandlungsfehler), Wurzelkanalbehandlung eines Zahnes (96 Behandlungsfehler), Kniegelenkprothesen (84 Behandlungsfehler), Zahnersatz (70 Behandlungsfehler), Operation eines Knochenbruchs (70 Behandlungsfehler), Versteifungsoperation an der Wirbelsäule (69 Behandlungsfehler).

Hohe Dunkelziffer bei Behandlungsfehlern

Stefan Gronemeyer, Vorstandsvorsitzender des MD, fordert angesichts der hohen Anzahl an Behandlungsfehlern eine Meldepflicht. Laut ihm existiert in Deutschland eine hohe Dunkelziffer, weil der MD nur Behandlungen überprüfen kann, die ihm gemeldet werden.

„Um solche Ereignisse zu verhindern, brauchen wir eine Meldepflicht. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Fachleute gehen davon aus, dass es in etwa einem Prozent aller stationären Behandlungen zu Fehlern und vermeidbaren Schäden kommt.“

Laut Gronemeyer sind in Deutschland jedes Jahr etwa 168.000 Patienten von Behandlungsfehlern betroffen, wenn die Schätzung der Fachleute stimmt. Eine Meldepflicht könnte dazu führen, dass die Ärzte und Kliniken ihre Sicherheitsvorkehrungen erhöhen und ihre besonders fehleranfälligen Prozesse umgestalten, um die Anzahl der Behandlungsfehler zu reduzieren.

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