Artensterben

Klimawandel lässt die Nahrungskette zusammenbrechen

D. Lenz

Streifengnus in staubtrockener Steppe. )gro.aidepikiwsimorhcolpaH(Foto: © 

Forscher warnen, dass in den nächsten 100 Jahren zahlreiche Tierarten in Folge des Klimawandels aussterben werden. Grund wird aber nicht der direkte Temperaturanstieg sein, sondern die Störung des Gleichgewichts der Nahrungskette, in der jede Tierart seinen festen Platz besitzt.

London (Großbritannien). Die Anzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten steigt zunehmend an. Mittlerweile steht es für fast jede dritte Art schlecht und die Entwicklung des negativen Trends wird noch zunehmen, da sind sich die Forscher einig. Der Grund für den dramatischen Artenrückgang scheint aber nicht der direkte Temperaturanstieg durch den Klimawandel zu sein, sondern die sich verändernde Beziehung der Arten untereinander, wie amerikanische Forscher in der Proceedings B der britischen Royal Society berichten. Dabei führt vor allem der auftretende Nahrungsmangel als direkte Folge der sich verändernden Umweltbedingungen zum Rückgang bzw. zum Aussterben zahlreicher lokaler Populationen.

Die Forscherin Abigail Cahill und ihre Kollegen der Stony Brook University in New York haben insgesamt 136 ältere Studien zum Artensterben von Tieren und Pflanzen im Zusammenhang mit dem Klimawandel untersucht. Dabei fanden sie in nur sieben Studien Angaben zum Grund des Aussterbens - keiner der Gründe war ein Temperaturanstieg. Im Gegenteil, neuste Studien zeigen, dass viele Tierarten mit einem geringen Anstieg der Durchschnittstemperatur recht gut zurecht kommen.

In vier der sieben aufgeführten Gründe ist der Nahrungsmangel durch Klimaveränderungen als Grund für das Aussterben nachgewiesen. So haben Untersuchungen zum nordamerikanische Dickhornschaf gezeigt, dass diese in einigen ihrer Verbreitungsgebiete nicht mehr zu finden sind, da nachlassender Niederschlag die Weidegebiete des Dickhornschafes ausdürrte. Auch in Kalifornien sind zwei Populationen von Scheckenfaltern ausgestorben, da ihnen durch mangelnden Niederschlag die Nahrungsquellen ausgegangen sind. Im Zuge der aussterbenden Arten verschwinden auch zunehmend die Tiere, die sich von der ausgestorbenen Art ernährten. Diese klimatischen Veränderungen stören massiv das Gleichgewicht der Nahrungskette.

Recht ähnliche Ergebnisse fanden Cahill und ihre Kollegen in weiteren sieben Studien, die nicht das Artensterben, sondern den drastischen Rückgang lokaler Populationen in Folge des Klimawandels untersuchten. Die Forscher fassen zusammen, dass sich die ändernde Beziehung zwischen den Arten die häufigste Ursache für das klimabedingte Aussterben oder den Rückgang von lokalen Populationen sei.

Das Forscherteam ruft Wissenschaftler dazu auf, die neu gewonnenen Ergebnisse durch weitere Studien zu untermauern. Ohne den Grund für das Aussterben einzelner Arten zu kennen, sei es nahezu unmöglich effektive Artenschutz-Strategien zu entwickeln. So könnten in den nächsten 100 Jahren zahllose Arten aussterben, ohne das diese ein direktes Problem mit dem Temperaturanstieg hätten.

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