Warum wir Glücksspiel lieben

Spielen um Geld macht uns biochemisch glücklich

D. Lenz

Ob Lotto, Wetten oder Casinospiele: Speilen um Geld macht glücklich. )ed.oilexipHtigrib(Foto: © 

Geld alleine macht nicht glücklich, sagt eine alte Volksweisheit. Aber wer schon einmal Geld gewonnen hat, der weiß, dass der Jubel des Sieges eben doch einen ganz eigenen Rausch darstellt. Und dahinter verbergen sich ganz konkrete Vorgänge im menschlichen Gehirn, das hat etwa die Forschungsstelle Glücksspiel in Hohenheim untersucht. 

Hohenheim (Deutschland). Diesen subjektiv wahrgenommenen Moment kennt jeder, der schon einmal sein Jeton gesetzt hat, während der Croupier die Wetten aussetzte oder während die Räder sich munter durch alle Formen und Farben drehten: Es ist dieser Moment der Ungewissheit, in der ein Gewinn in Aussicht steht, aber eben noch alles möglich ist. Besonders das Glücksspiel schafft es, genau diese Momente hervorzurufen.

Schlüsselhormon Dopamin - So definiert das Gehirn Glück

Eine entscheidende Rolle beim menschlichen Glück spielt der Botenstoff Dopamin. Dieser Botenstoff wird im Volksmund auch ganz einfach als Glückshormon bezeichnet und diese Begrifflichkeit sagt eigentlich schon alles aus.

Vor allem in der Motivation und Antriebssteigerung tut das Dopamin seine Wirkung, wollen wir beim Fußball etwa ein Spiel unbedingt drehen und schießen das Anschlusstor, so schüttet der Körper Dopamin aus. Diesen Effekt kennen nicht nur aktive Fußballspieler, sondern auch Fans vor dem Fernseher.

Der Erfolgsfall weckt die Lust auf mehr, der Körper schüttet nach dem Gewinn Dopamin aus. Und ganz ähnlich verhält es sich auch, wenn wir um Geld spielen.

Im Falle eines finanziellen Gewinnes am Roulettetisch, eines Vierers im Lotto oder des Jackpots am Automaten macht das Gehirn es genauso. Der Botenstoff Dopamin wird ausgeschüttet, aus dem Mittelhirn wird das Hormon in Zwischen- und Endhirn transportiert. Die Ausschüttung von Dopamin ist somit eine körpereigene Droge und das kann aus biophysischer Sicht sogar äußerst nützlich sein. Dopamin ist nämlich ein Zwischenhormon, das in unklaren Situationen aktiviert wird, also etwa auch in der Schwebe kurz vor einem möglichen Gewinn. Es ist daher eng mit der Ausschüttung von Adrenalin verwoben, diesen Dopaminrausch spüren Spieler also vor allem dann, wenn sie ihr eigenes Geld einsetzen und einen Gewinn zurückerhalten.

Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich dabei um das Spielen im echten Casino, bei Online-Spielbanken, um Wetten, Tippspiele oder Lotto handelt.

Warum ausgerechnet das Spiel ums Geld relevant ist, wird durch die Rolle des Dopamins bei der Freisetzung von Adrenalin deutlich. Um bei sportlichen Analogien zu bleiben: Fußballer haben einen höheren Adrenalinwert, während sie ein Heimspiel austragen. Dem Körper wird in urzeitlicher Manier signalisiert, dass ein Einsatz auf dem Spiel steht, der verteidigt werden muss. Vorher putscht der Körper sich in einen Glücksrausch, genau hier kommt der Botenstoff Dopamin zum Einsatz.

Dabei muss es nicht immer der Sieg im Fußball oder der Jackpot sein, denn auch kleinere Gewinne oder Fast-Gewinne reichen dem Körper aus, um Glückshormone freizusetzen.

Mit Haut und Herzen - Messergebnisse der Forschungsstelle Glücksspiel

Die Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim beschäftigt sich intensiv mit dem Zusammenhang von persönlichem Glück und Glücksspiel und vergleich die messbaren Reaktionen von Spielern. Auch Herz und Haut geben beim Glücksspiel deutliche Signale, die in Frequenz und Erregung gemessen werden. Das Herz reagiert beim Glücksspiel etwa bei Gewinnen mit einer gesunden Beschleunigung der Frequenz, während Gewinne oder Gewinnsituationen bei der Hautleitmessung gesteigerte Werte zeigten. Dies bedeutet, dass auch die Aussicht auf Gewinne bereits eine physisch positive Reaktion auslöst. Die Studie wurde mit Studierenden in Kanada durchgeführt, darunter waren mehr als 50 Prozent Frauen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine deutsche Studie, welche während einer Glücksspielsimulation Spieler untersuchte, die regelmäßig um Geld spielten. Diese wurden während des Spiels mittels einer Magnetresonanztomographie untersucht, ein Gewinn aktivierte bei allen Spielern - unabhängig von ihren persönlichen Spielgewohnheiten - das Belohnungszentrum des Gehirns.

Konkret bedeutet dies für das Spiel mit Geld, dass es als Freizeitaktivität durchaus die Stimmung heben kann - ein kontrollierter Umgang mit den Finanzen ist hierfür natürlich erforderlich. Denn unabhängig vom Gewinn können auch Fast-Gewinne, so der wissenschaftliche Terminus, das Belohnungszentrum des Gehirns aktivieren. Somit reizt das Spiel auch ohne Gewinn das Gehirn, bringt also in jedem Fall eine aufheiternde Wirkung mit sich.

Wie Herr Dr. Mischner berichtet, lässt sich dieses gewonnene Glück beim Spiel ums Geld durchaus an einigen Soft Figures ablesen. Größtenteils positive Bewertungen, freundliches Feedback im Kundenservice und eine aktive Community bestätigt, was sich biophysisch im Gehirn abspielt.

So zeigen die Spieler eben nicht nur Symptome einer chemischen Definition von Glück, sondern offenbaren sich auch als tatsächlich glücklich.

Glücksspiel als Mittel zur Aktivitätssteigerung bei Senioren

Dass diese Studien auch in der klinischen Steigerung des Glücks eingesetzt werden könnten, zeigen etwa Testläufe aus den USA. Dort wurden im Rahmen einer Studie Patienten eines Pflegeheimes mit einem simulierten Glücksspiel behandelt. Dies alleine reichte, um die Bewohner des Pflegeheims ein objektiv messbares Glücksgefühl zu geben.

Während ihrer Alltagsaktivitäten dagegen zeigten die Probanden stark isoliertes Verhalten und Symptome sozialer Verwahrlosung, im Spiel hingegen offenbarte sich eine Steigerung des persönlichen Glücks. Beachtenswert bei der Versuchsanordnung ist, dass die Senioren sich die Spiele selbst aussuchten, also jederzeit in voller Kontrolle darüber waren, welche Form der Stimuli sie bevorzugten.

Dies legt nahe, dass auch die Selbstbestimmung im Glücksspiel ein Schlüsselfaktor ist, um die Ausschüttung von Glückshormonen zu steigern.

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