Big Crunch

Wissenschaftler halten das Universum für instabil

D. Lenz

Eine Galaxie als Teil des Universum. )vog.asan(Foto: © 

Es scheint, als ob der Nachweis des Higgs-Bosons mit schlechten Nachrichten verbunden ist. Theoretische Physiker glauben, dass die Masse des Teilchen in einem Bereich liegt, der unserem Universum ein Todesdatum gibt.

Die Entdeckung des Higgs-Bosons im Sommer 2012 war wohl das wissenschaftliche Ereignis des Jahres. Um dieses Teilchen nachweisen zu können, wurden mehrere Milliarden Euro investiert. Alleine der Bau des LHC-Beschleunigers am Cern in Genf kostete rund fünf Milliarden Euro. Tausende Wissenschaftler waren damals an dem Experiment beteiligt, welches das Higgs-Boson nachwies. Doch der Nachweis dieses Teilchens bedeutet vermutlich nichts Gutes für die Zukunft unseres Universums. Die Masse des Higgs-Bosons liegt nämlich in einem Bereich, der das Vakuum instabil macht - und damit auch den gesamten Kosmos.

Joseph Lykken, Theorieexperte am Fermi National Accelerator Laboratory in den U.S.A., beschrieb auf der Forschertagung AAAS, wie das Ende unseres Universums aussehen könnte: In einigen Dutzend Milliarden Jahren könnte ein zweites Universum entstehen, das mit einer enormen Geschwindigkeit wächst und unseren bekannten Kosmos zerstört.

Physikalische Berechnungen zeigen, dass sich das Universum am Rande der Stabilität befindet. Physiker bezeichnen diesen Zustand als metastabil. "In ein paar Milliarden Jahren wird alles ausgelöscht", so Lykken auf der Forschertagung.

Der Glaube an das Ende des Universum ist keine Einzelmeinung eines angesehenen theoretischen Physikers, wie Wilfried Buchmüller vom Hamburger Teilchenbeschleuniger Desy bestätigt: "Dank dem Nachweis des Higgs-Bosons und der Bestimmung seiner Masse können wir die Frage nach der Stabilität des Vakuums jetzt präzise beantworten." Aus der Masse des Higgs-Bosons von etwa 125 Gigaelektronenvolt folge im Rahmen des Standardmodells der Teilchenphysik, dass das Vakuum instabil sein müsse - und damit der gesamte Kosmos.

Bereits im Jahr 1982 haben die Physiker Frank Wilczek und Michael Turner im renommierten Fachmagazin Nature vor einem metastabilen Universum gewarnt. Es könnte sich jederzeit an einem Punkt im Universum eine Vakuumblase bilden in der sich ein neues Universum bildet. "Bevor wir merken, was uns hinweggefegt hat, wären unsere Protonen schon zerfallen", schrieben die Physiker damals.

Lykken hat den Zustand der Metastabilität in seinem Vortrag folgendermaßen beschrieben: "Das Universum möchte einen anderen Zustand annehmen." Um diesen zu erreichen, entsteht irgendwo im Universum ein alternatives Universum, das sich dann ausdehnt und unser bisheriges Universum zerstört.

Lykken's Prognose beruht allein auf dem heutigen Standardmodell der Teilchenphysik. Auch wenn sich dieses Modell in den letzten Jahrzehnten immer wieder bestätigen konnte, so kann niemand sagen, ob es tatsächlich alle Phänomene ausführlich und vollständig beschreibt.

Buchmüller glaubt ebenfalls, dass sich unser Universum in einem metastabilen Zustand befindet. "Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Grundzustand unserer Welt, den wir Vakuum nennen, irgendwann zerfällt." Die Energie eines Vakuums kann unterschiedliche Werte annehmen -Warum sollte ausgerechnet unser Universum stabil sein?

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